«Ich bin ein bisschen wohnverrückt», sagt Beat Schaer (65) im Gespräch mit Blick. Beim Rundgang durch die alten Silotürme in Hindelbank BE zeigt sich, was er damit meint.
Vor neun Jahren hat der Unternehmer die zwei denkmalgeschützten Türme der alten Hefefabrik gekauft und umgebaut. Entstanden sind zwei moderne, kreisrunde Maisonette-Wohnungen im Industrieflair.
Drei Jahre lang wohnte Schaer mit seiner Partnerin in einer der Wohnungen mit rund 200 Quadratmetern, bis es ihn weiterzog. Verleidet sei es ihm dort aber nicht, wie er erzählt. Er arbeite aber schon wieder an einem neuen ungewöhnlichen Umbauprojekt, wo er dann einziehen möchte.
Im Kreis bauen
Bauliche Herausforderungen reizen den 65-Jährigen. So ging es ihm auch mit den Silos, die damals Teil eines umgenutzten Fabrikareals zum Wohnen und Arbeiten waren. «Der damalige Architekt des Quartiers hatte bereits Umbaupläne mit den Silos, aber sie waren nicht erfolgsversprechend», so Schaer. Darum konnte er die Türme erwerben und gemeinsam mit dem befreundeten Architekten Fred Wittwer den Umbau neu planen und realisieren.
Anhand der Pläne, die Wittwer zur Besichtigung vor Ort mitgebracht hat, erklären die beiden Männer die besonderen Herausforderungen, die sich bei der Realisierung der Ideen stellten. Zum Beispiel die Isolation oder den Innenausbau der runden Silos.
Ein konventioneller Innenausbau war aufgrund der runden Form nicht möglich. Bauherr Schaer nennt aber auch einige Vorteile von runden Bauten: «Im Kreis hat man die grösste Fläche, und der Klang ist gut.»
Die akustischen Vorteile von Kreisbauten erwähnt auch Architekt Wittwer, und fügt an: «Eigentlich wäre die runde Form besser als die eckigen üblichen Bauten. Die Energie, auch die Lebensenergie, bleibt so viel besser im Raum.»
Wohnung mit Passerelle
Knapp zwei Jahre dauerte der Silo-Umbau im Emmental. Vier Böden wurden in die Silotürme gezogen. Im Erdgeschoss entstanden zwei kleinere Loftwohnungen. Aussentreppen führen zu den grosszügigen Maisonette-Wohnungen in den oberen Etagen. Sie erstrecken sich über beide Silos. Über eine Passerelle sind sie miteinander verbunden.
Beim Eingangsbereich von Schaers Wohnung befindet sich das helle und offene Wohnzimmer, ein Bad und ein Reduit. Über die Passerelle im gleichen Stockwerk geht es zum Gästezimmer.
Eine geschwungene Treppe im Wohnzimmer führt ins Dachgeschoss, wo sich die offene Küche mit dem Essbereich und mit einer Loggia befindet. Eine weitere gedeckte Terrasse liegt auf dieser Etage vor dem Schlafzimmer mit der grossen Fensterfront.
«Das Wohnzimmer im unteren Stockwerk haben wir selten benutzt. Unser Leben hat sich vor allem im oberen Stockwerk mit dem Essbereich und den Terrassen abgespielt», sagt Schaer.
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Designer-Küchen im Industriestil
Besonders auffällig ist die Fass-Küche. «Ich habe lange nach in Form und Stil passenden Küchen für unsere Wohnungen gesucht, bis ich in Deutschland Nähe Dresden bei jungen Designern fündig wurde», sagt Schaer.
In allen vier Silowohnungen wurden daraufhin solche Designer-Küchen im Industriestil und in unterschiedlichen Farben eingebaut. Rund sind auch Spiegel und Lavabo in Schaers Bad, und den Ausblick von der Loggia ermöglichen herausgefräste grosse Rundungen, die im gemeinschaftlich genutzten Garten als moderne Skulptur inszeniert wurden.
Wohnliebhaber und Künstlertypen
Momentan ist Schaers Wohnung fast leer, bis auf ein paar wenige massgefertigte Regale, die zum Innenausbau der Wohnung gehören. Das Appartement kostet 2600 Franken pro Monat. Ein angemessener Preis für Grösse, Ausbau und Lage, findet Eigentümer Schaer.
Schaers Nachmieter, die in den letzten Jahren in der Wohnung gelebt haben, erwarten Nachwuchs und sind darum in eine passende Familienwohnung gezogen. «Das kann ich verstehen. Unsere Wohnungen sind weniger für Familien mit kleinen Kindern geeignet, sondern eher für Liebhaber aussergewöhnlicher Wohnungen und Künstlertypen.»
Neue Mieter sind bereits gefunden. Demnächst werden wieder Wohnliebhaber ins Silo einziehen.