«Es braucht noch etwas Fantasie, um sich vorzustellen, dass das unsere neue Wohnung werden soll», erzählt Michael Gehring (61) lachend beim Rundgang. Im ersten Stockwerk zeigt er die unfertigen Privaträume der Zweieinhalbzimmer-Wohnung, die er gemeinsam mit seiner Ehefrau Marlies (63) ab Anfang Dezember im Hotel Piz Mitgel in Savognin GR bewohnen wird.
Nicht nur für die Wohnung der neuen Gastgeber braucht es einiges an Fantasie, sich das Hotel mit Baujahr 1868 nach den Umbau- und Renovierungsarbeiten vorzustellen. Die Arbeiten im Traditionshaus an zentraler Lage sind noch in vollem Gange.
Der Holzboden im Jugendstilsaal ist abgedeckt und dient als Zwischenlager für einen Teil des Inventars aus dem geschichtsträchtigen Haus. Künftig sollen dort wieder rauschende Feste und Feiern oder kulturelle Anlässe stattfinden.
Das Ziel der Sanierung ist ambitioniert: Die 30 Zimmer in vier verschiedenen Kategorien sollen noch vor Weihnachten für Gäste geöffnet werden. Die Umbauarbeiten im Hotel sind erst nach Ostern 2021 gestartet. Bis dahin war das Hotel an der Hauptstrasse noch in Betrieb.
Stiftung engagiert sich für den Erhalt
Um dieses historische Haus in Savognin zu erhalten, wurde die Stiftung Piz Mitgel Val Surses gegründet. Für 2,1 Millionen Franken wurde das Hotel erworben. Mit dem Churer Architekturbüro Gasser, Derungs zeichnet ein Bündner Architekt für den Umbau und die Modernisierung verantwortlich.
Ein Mix aus Tradition und zeitgemässem Komfort mit trendigem Touch soll das Hotel mit dem lauschigen Garten hinter dem Haus wiederbeleben. Historisches Mobiliar sowie Jugendstil-Lampen und Bilder des regionalen Malers Alois Carigiet und des weltbekannten Künstlers Giovanni Segantini gibt es in grosser Zahl. Nach diesen Künstlern werden künftig auch Hotelzimmer benannt.
«Beim Umbau erlebten wir immer wieder Überraschendes. Wir wussten nicht genau, was uns hinter den Wänden erwartet», sagt der neue Direktor Gehring, der mit seiner Ehefrau auch selber bei den Umbauarbeiten anpackt.
Einblick für die Öffentlichkeit
Zwei Gästezimmer sind als Musterzimmer mittlerweile fast komplett fertiggestellt und waren vor Kurzem erstmals für die Öffentlichkeit zugänglich. Aus gutem Grund: Die Stiftung ist noch auf der Suche nach weiteren Donatoren, die sich an den Kosten für den Umbau und die Weiterführung des Piz Mitgel beteiligen sollen.
Was sich seit dem Umbaustart getan hat, kann sich sehen lassen und lässt erahnen, in welche Richtung es gehen soll. Wandmalereien im über 100-jährigen Haus bleiben erhalten, die Bäder in den Zimmern sind teilweise schon modernisiert, Wände zum Teil gestrichen und mit modernem sowie historischem Interieur aus dem vormaligen Bestand geschmackvoll ausgestattet.
«Wie umfassend wir alle geplanten Renovationen machen können, hängt nicht zuletzt davon ab, wie viele Geldgeber sich am Projekt beteiligen», sagt Stiftungspräsident Luzi Thomann beim Rundgang. Insgesamt sei das Gebäude gut unterhalten. Sanierungsarbeiten bei der Haustechnik waren dennoch unumgänglich.
Das Personal packt mit an
Die langjährige Geschichte des Hotels soll auf jeden Fall weitergeführt werden. Mit dem Ehepaar Gehring konnten erfahrene Gastgeber für das historische Haus an prägnanter Lage gefunden werden.
Ein Teil der vormaligen Hotelangestellten sind auch in der Umbauphase im Hotel tätig. Sie sind zwischenzeitlich als «Bauarbeiter» neben den lokalen Handwerkern im Einsatz, bis sie sich nach der Eröffnung im Dezember wieder um die Gäste des Hotels kümmern können.
Dann hat auch das Pendeln des Ehepaars Gehring zwischen Tschirtschen und Savognin ein Ende und sie können ihr neues, frisch renoviertes Zuhause in Savognin beziehen. Darauf freuen sich die neuen Gastgeber.
Michael Gehring: «Savognin erfährt einen enormen touristischen Aufwind. Man spürt, dass viele an einem Strang ziehen und offen sind. Wir sind herzlich aufgenommen worden und freuen uns, nach der sanften Renovierung die traditionsreiche Geschichte des Hotels weiterzuführen.»