So sieht das Hotel auf dem Grimselpass nach Totalumbau aus
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Nach 7 Jahren Verlotterung:So sieht das Hotel auf dem Grimselpass nach Totalumbau aus

Neues Leben im Bergdorf
Berner Familie baut altes Hotel auf dem Grimselpass um

Sieben Jahre lang blieb das Hotel Grimsel Passhöhe geschlossen. 2017 kaufte die Berner Familie Brog das verlotterte Haus und baute es komplett um. Tochter Tamara (28) wohnt und wirtet jetzt auf 2164 Meter. Blick hat sie ihr Zuhause gezeigt.
Publiziert: 20.07.2021 um 09:55 Uhr
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Sieben Jahre war das Hotel Grimsel Passhöhe geschlossen und ziemlich verwahrlost.
Foto: Zvg
Corine Turrini Flury

Seit Juni 2018 ist das Hotel Grimsel Passhöhe auf 2164 Meter über Meer wieder geöffnet und wird gut besucht. «Momentan sind alle unsere Zimmer belegt», so Tamara Brog (28) zu Blick. Sie führt das frisch renovierte Hotel mit den 15 modernen Zimmern.

Sie selbst wohnt im Nebengebäude in einem Zimmer mit Bad und Büro, aber ohne Küche. «Ich esse in unserem Restaurant und bin meistens mit meinem Team zusammen», erzählt die junge Geschäftsführerin.

Eltern planten den Hotelumbau

Brogs Eltern kauften das Haus mit Baujahr 1956 vor vier Jahren. «Wir haben es besichtigt und waren sofort infiziert», erzählt Brog lachend. Die Familie wohnt im rund 20 Minuten entfernten Dorf Innertkirchen BE, wo Vater Walter Brog (53) eine Haustechnikfirma besitzt.

Er und seine Ehefrau Susi (50) hatten die Idee, das leerstehende Haus auf dem Pass umzubauen. Voraussetzung für das Umbauprojekt war, dass Tochter Tamara als gelernte Köchin und Absolventin der Hotelfachschule nach dem Umbau die Hotelleitung übernimmt.

«Ich war zuerst etwas überrumpelt, zumal meine Weiterbildung noch nicht einmal ganz abgeschlossen war. Darum schlief ich zuerst eine Nacht darüber, bevor ich zusagte», so Tamara Brog. Heute ist die junge Hoteldirektorin froh über den Entscheid und schwärmt von ihrem Haus am See, der Gegend, ihrem Job und ihrem Team.

Über fünf Millionen Franken investiert

Erwerben konnte die Familie das heruntergekommene Haus für einen symbolischen Betrag. Für den Umbau mussten Brogs aber über fünf Millionen Franken investieren. Einen Zustupf gabs von der Schweizer Berghilfe, die sich unter anderem für den Erhalt von Gebäuden in Bergregionen und gegen die Abwanderung aus den Bergdörfern einsetzt. 20 Jobs konnten mit der Neueröffnung des Hotels geschaffen werden.

Die Planung und Bauleitung des Umbauprojekts übernahm Walter Brog selbst. Bei den Bauarbeiten wurden regionale Handwerksbetrieben zugezogen. Auch Sohn Silvan Brog, der noch in der Schreinerlehre war, arbeitete mit seinem Lehrbetrieb am Umbau mit und Tochter Saskia (22), die im Gesundheitsbereich tätig ist, war in den Ferien ebenfalls auf der Baustelle im Einsatz.

«Besonders beeindruckend beim Umbau war für mich, als das Haus komplett ausgehöhlt war und man vom oberen Stock bis in den Keller sah», erinnert sich Tamara Brog. Zuerst musste aber das gesamte Hotel entrümpelt und fast alles entsorgt werden.

Mutter Susi Brog war für den Innenausbau zuständig. Sie hatte die Idee aus den Holzbrettern, mit denen die alten Fenster verriegelt waren, kleine Tische herzustellen. Diese befinden sich jetzt in der Lobby und können auch erworben werden.

Helikopter im Einsatz

Eine grosse Herausforderung am Umbau sei die ganze Planung gewesen, erinnert sich Tamara Brog. Das Bergwetter liess nur wenige Monate für Umbauarbeiten im Aussenbereich zu.

«Im Winter wurden die Arbeiter mit dem Helikopter am Montag hoch zur Baustelle geflogen und am Freitag wieder abgeholt.» Je nach Wetter sei es auch im Sommer schwierig für die Bauarbeiter gewesen. «In den Bergen ist das Wetter halt unbeständig und Malerarbeiten im Aussenbereich können dann unter Umständen nicht wie geplant ausgeführt werden.»

Arbeit gab es für die Familie und die Bauarbeiter an diesem Umbauprojekt mehr als genug, denn der Gebäudezustand und der Hotelstandard entsprachen in keiner Weise mehr den heutigen Ansprüchen. Ausserdem hatte die Witterung dem leerstehenden Gebäude erheblich zugesetzt.

Ein Neubau an gleicher Stelle wäre weniger aufwändig und kostengünstiger gewesen, gesetzlich aber nicht erlaubt. So wurde das ganze Gebäude kernsaniert, mit weniger, dafür mit grosszügigen, modernen Zimmer mit eigenem Bad und geschmackvoller Einrichtung. Auch Küche und Restaurant des Hotels sind komplett neu.

Nicht nur optisch, sondern auch technisch und energetisch hat Walter Brog das Haus innen und aussen auf den neuesten Stand gebracht. Das Minergie-Hotel direkt am kleinen Bergsee, inmitten der Bergwelt, verfügt neu über Solaranlage, Wärmepumpe, Bodenheizung und dreifach verglaste Fenster. Damit ist es auch in den kalten Wintermonaten möglich, das Restaurant auf dem Pass zu besuchen. «Allerdings nur von Donnerstag bis Sonntag und nur zu Fuss oder mit dem Pisten-Shuttle», sagt Tamara Brog.

Unterstützung durch die Familie

Im Winter wohnt dann auch die Hotelleiterin wie ihre Familie wieder in Innertkirchen, wo sie noch eine kleine Wohnung hat. Die junge Chefin ist sich bewusst, dass ohne ihre Familie weder der Umbau noch der reibungslose Hotelbetrieb im gut gebuchten Hotel möglich wäre.

«Wenn technisch etwas nicht funktioniert, sind mein Vater oder mein Bruder zur Stelle und helfen auch beim Schneefräsen oder anderen schweren Arbeiten. Meine Schwester kann mich inzwischen im Backoffice und im Restaurant unterstützen und arbeitet auch viel mit und meine Mutter hat selber schon mal ein Restaurant geführt und kann mich ablösen, damit ich auch einmal frei machen kann.»

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