Weltoffen und reisefreudig war Peter Holzer (71) schon immer. Kurz nach der Rekrutenschule hat er sich zum ersten Mal aus der Schweiz verabschiedet und vier Jahre in Australien gelebt. Dort lernte er 1971 seine jetztige Ehefrau Gin kennen.
Geheiratet hat das Paar in Papua-Neuguinea, wo Holzer in einem Planungsbüro tätig war. 1974 zogen sie in die Schweiz zurück und bauten sich eine Existenz im Blumenhandel auf. «Wir importierten Schnittblumen, die zu Sträussen und Arrangement verarbeitet wurden, und belieferten Kaufhausketten, Grosshandel, sowie etwa 400 Blumengeschäfte», erzählt der Blick-Leser.
26 Jahre war das Ehepaar von der Schweiz aus erfolgreich in ganz Europa tätig und zog hier seine zwei Kinder gross.
Ein Neuanfang nach schwieriger Zeit
Ein schwerer familiärer Schicksalsschlag änderte alles. Als der erwachsene Sohn des Paares Ende 2000 verstarb, verkauften sie ihr Geschäft und die Villa und zogen in Gins Heimat Singapur und später für zwei Jahre nach Kuala Lumpur.
Seit dreizehn Jahren lebt jetzt das Paar auf Langkawi, einem Archipel mit 99 Inseln in Malaysia, nahe der thailändischen Grenze in der südlichen Andamensee. «Der Tod unseres Sohnes war eine schwierige Zeit für uns und wir mussten irgendwie über diesen Verlust hinwegkommen», erzählt Gin Holzer.
«Back to the Roots», ein einfaches Leben, um neue Kraft zu tanken und vor allem Ruhe, wünschte sich das Ehepaar. Das haben sie auf Langkawi gefunden. «Wir wohnten hier acht Jahre allein in einem einfachen 100- jährigen Kampong-Teakholzhaus mit einmaliger Sicht auf das Meer auf dem Berg in Langkawi und nannten den Ort «Orchid Hill».
«Jahrelang arbeiteten wir nicht. Wir mussten zuerst über das Geschehene hinwegkommen und es verarbeiten», so Peter Holzer. Das alte Haus auf dem Berg hat er über die Zeit mit viel Aufwand und Liebe für Details umgebaut und sich so abgelenkt und beschäftigt. «Wir fühlten uns trotz allem zu jung, um einfach nichts mehr zu tun. Nur den ganzen Tag vor einem Bier zu sitzen, liegt mir nicht», so der Geschäftsmann.
Neue Häuser aus altem Holz
Ausserdem waren viele Schweizer Besucher von Holzers umgebauten Haus, das auch schon mehrfach als Filmkulisse diente, begeistert und wünschten sich auch ein solches Traumhaus. «Seither suchen wir alte Teakwood Häuser in Java Indonesien und kauften sie den Besitzern ab.» Jedes Holz wir renoviert, nummeriert, verzollt und in Containern nach Langkawi verschifft, um dort neu aufgebaut zu werden.
So kamen mit den Jahren 20 sogenannte Limasan und Joglo-Häuser in zwei Dörfern auf Langkawi zusammen, die der Schweizer erstellt hat. «Es wohnen hier Leute aus der Schweiz, Deutschland, England, Australien und Singapur. Alle sind begeistert von diesen Heritage-Häusern, die aus bis zu 180 Jahre altem Holz aus den Lawu Mountains oder vom ältesten Ratshaus vom Merapi Vulkankrater nahe von Yogyakarta stammen.» Sind die Eigentümer nicht da, werden die Traumvillen an Touristen, Regierungsbeamte oder Prominente vermietet.
Schweizer Bahnhofsuhr als Erinnerungsstück im Haus
Mit seiner Frau wohnt auch Holzer seit Jahren im Kampong Paya Mempelam in einem seiner typischen Häuser. Sie haben zwei Gästehäusern, einen Pool mit Poolbar und Garten, sowie eine wunderschöne Aussicht über die Reisfelder.
Zur bekannten Cenang Beach sind es nur rund 800 Meter. Der Innenausbau von Holzers «Royal Orchid» ist modern und hochwertig, kombiniert mit Teakholz und Schnitzereien wie sie für Indonesien typisch sind und mit halb offenem Bad.
Im Wohnzimmer steht eine Bahnhofsuhr aus der Schweiz – ein Erinnerungsstück an die ehemalige Heimat. Prachtvoll ist die über 100-jährige geschnitzte Holzwand zum Schlafzimmer, die einst Teil eines Kolonialwarenladen war. «Fast drei Monate haben wir gebraucht, bis die mehrfach überstrichenen Farbe entfernt war und das ursprüngliche Holz neu bearbeitet werden konnte.»
Im Haus und Garten wird das Ehepaar von fünf langjährigen Angestellten unterstützt. «Das könnten wir ohne Unterstützung alleine nicht alles bewältigen», so Gin.
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Multikulti und tiefe Lebenskosten
Von der Bauplanung bis zur Ausführung mit vielen lokalen Handwerkern, ist Peter Holzer bei allen Hausbauten involviert und übernimmt mit seiner Frau auch den Verkauf und die Vermietung der Häuser. «Wir bezahlen anständige Löhne und bilden die Arbeiter aus. Viele arbeiten schon seit Jahren bei uns», erklärt er.
Das sportliche Ehepaar findet aber trotz der Arbeit immer noch genug Zeit für ausgedehnte Radtouren, zum Segeln, Restaurantbesuchen oder Treffen mit Freunden. «Geld verdienen müssen wir schon lange nicht mehr und ausserdem sind die Lebenskosten hier rund viermal tiefer als in der Schweiz. Mit 3000 Franken im Monat lebt man hier fürstlich.»
Der Schweizer schwärmt zudem von den freundlichen Einheimischen, den vielfältigen malaiischen, chinesischen, indischen und europäischen kulturellen Einflüssen, sowie dem hohen Lebensstandard und dem guten Gesundheitssystem.
Letztes Haus für den Ruhestand im Bau
Jedes Jahr ist das Ehepaar für mehrere Wochen oder Monate in der Schweiz und besucht die erwachsene Tochter und die vier Enkelkinder, Peter Holzers Mutter und Geschwister und Freunde. Wegen der Pandemie war das aber die letzten beiden Jahren nicht möglich.
«Neben den Besuchen fahren wir in der Schweiz immer gern Ski. Berge haben wir in Langkawi auch, aber keinen Schnee», so der Schweizer. Das tropische Klima behagt dem Ehepaar aber wesentlich besser als die kalte Schweiz. «Auch wenn wie jetzt Regenzeit ist, regnet es deutlich wärmer als in der Schweiz»
Was dem Ehepaar neben der Tochter und den Enkelkindern in Langkawi fehlt, sind Cervelat und Schweizer Käse. «Das bringen uns Familie und Freunde aber aus der Schweiz immer mit!»
Eine Rückkehr in die Schweiz ist für das Ehepaar Holzer kein Thema. Sie haben fürs Alter vorgesorgt. Noch einmal bauen sie sich eine Villa auf Langkawi mit Traumaussicht über die See, mit Pool und Garten, wo auch wieder genug Platz für die Hausangestellten ist. Dann will sich das Schweizer Paar langsam auch um die Nachfolge der erfolgreichen Firma kümmern und den Ruhestand geniessen.