Während uns in der Schweiz noch Regen und kühle Temperaturen zusetzen, sitzt Beat Waefler (53) bei Kaffee und mit Sonne am Computer in seinem Office. «Ich habe etwa 16 T-Shirts, zwei Paar Schuhe und einige Shorts und Hosen. Mehr brauche ich hier nicht», erzählt er im Gespräch mit Blick.
Seine Job-Bezeichnung Manager relativiert der Berner, der seit 2012 auf Nunukan Island lebt: «Ich bin eher Mädchen für alles. Vor allem für technische Belange bin ich zuständig, kontrolliere alle Zimmer, bevor die Gäste anreisen, und kümmere mich um die Gäste während ihres Aufenthalts bei uns.»
Seit Ende März 2020 muss sich der in Adelboden BE aufgewachsene Schweizer nur noch um die Infrastruktur des Resorts und um einige wenige Mitarbeiter in wechselnder Besetzung kümmern. «Wegen Corona können seit über einem Jahr keine Touristen mehr anreisen, und wir sind darum nur mit Unterhaltsarbeiten auf der Insel, an den Bungalows und den Booten beschäftigt.»
Am Anfang war die Tauchleidenschaft
22 landestypische Bungalows befinden sich auf der kleinen Insel Bakungan Kecil an der Ostküste Borneos. Beliebt ist dieses Ferienparadies abseits vom Massentourismus vor allem bei Tauchern. Die Tauchleidenschaft ist auch der Grund, warum es Waefler 2012 mit seiner damaligen Partnerin auf die indonesische Insel verschlagen hat.
Bereits 2005 verabschiedete sich Waefler aus der Schweiz. Er kündigte seinen Job als Montageleiter, um als Tauchlehrer in Ägypten zu arbeiten. Später reisten er und seine Partnerin auf die Philippinen und später nach Thailand, wo sie kleinen Hotels saisonal arbeiteten.
«Wir wurden ins kalte Wasser geworfen»
Als eine deutsche Tauchbasis ein Managerpaar für ein Resort vor Borneo suchte, bewarben sich Wafler und seine damalige Partnerin darauf, obwohl beide keine Erfahrung in der Führung eines Hotels besassen.
«Weil meine Ex-Freundin aber Buchhaltungskenntnisse besitzt und ich keine zwei linken Hände habe und nicht auf den Mund gefallen bin, bekamen wir den Job. Im Mai 2012 sind wir auf Nunukan Island gestartet», so Waefler.
Seither ist Beat Waefler verantwortlich für «seine» kleine Insel. Sein handwerkliches Geschick kommt ihm dabei zugute. Bei Reparaturen an den Bungalows oder an Bootsmotoren. «Wir wurden schon etwas ins kalte Wasser geworfen, aber ich habe mir dank Google und Youtube viel neues Wissen angeeignet. Seit ich hier bin, habe ich so viel gelernt wie in 40 Jahren in der Schweiz nicht», erzählt der Berner lachend.
Beziehungskrise und neues Liebesglück
Trotz der traumhaften Bedingungen auf der Insel kriselte die Beziehung des Schweizer Paars nach drei Jahren. «Sie wollte weiterziehen, und ich wollte den Vertrag hier verlängern», so Waefler.
Der Schweizer reiste für einen Monat nach Nepal und wollte danach einen Neuanfang mit seiner Partnerin starten. «Doch es passte für uns beide nicht mehr richtig.» Waefler reiste allein zurück nach Borneo.
Neben seinem beruflichen Glück auf der Insel hat Waefler mit Fitri (39) dann auch ein neues Liebesglück gefunden. «Fitri war schon vorher als Service-Mitarbeiterin für die Gäste bei uns angestellt. Seit dem Lockdown ist sie als Köchin für die Mitarbeiter tätig.» Viel zu tun gibt es für Waeflers Ehefrau momentan aber nicht. Es arbeiten insgesamt nur vier Personen in wechselnder Besetzung auf der Mini-Insel.
Hochzeit als erster Ausländer auf Maratua
Geheiratet hat der Schweizer seine Fitri, die einen 16-jährigen Sohn hat, ganz traditionell. Von seiner Verwandtschaft konnte niemand dabei sein. «Meine Eltern würden gern mal herkommen, aber die Reise ist zu anstrengend in ihrem Alter. Wir haben aber über Whatsapp Kontakt.»
Dafür war die ganze Verwandtschaft von Fitri und viele mehr an der Hochzeit. «Wir hatten über 1000 Personen am Fest. Ich bin der erste Ausländer, der auf Maratua geheiratet hat, und das wollte sich hier natürlich niemand entgehen lassen», sagt Waefler lachend.
Die Kosten seien aber überschaubar gewesen. «Die traditionellen Kleider werden gemietet, und zur Feier überbringen alle Gäste dem Brautpaar einen Umschlag mit etwas Geld. Damit sind schon fast die Kosten gedeckt», so Waefler.
Grosser Familienzusammenhalt in der neuen Heimat
Der Schweizer fühlt sich wohl an der Ostküste Borneos. «Das Klima ist fantastisch. Wenn es mal «nur» 26 Grad ist, ziehen die Indonesier schon etwas Langärmliges an. Heisser als 34 Grad wird es hier aber nie», schwärmt der Schweizer.
Seit seinem Wegzug aus der Schweiz hat er für das Alter vorgesorgt und weiterhin freiwillig in die AHV einbezahlt. An eine Rückkehr in die Schweiz denkt er aber nicht. Obwohl er Käse, Rivella und seine Schweizer Familie und Freunde manchmal vermisst. «Ich möchte bis etwa 60 arbeiten. Wenn meine Frau und ich im Alter Unterstützung brauchen, haben wir hier eine grosse Verwandtschaft, die uns helfen wird.»
Erste Buchungsanfragen
Fitri und Beat Waefler hoffen, dass bald wieder Gäste auf ihr kleines Inselparadies reisen und sie mit ihren Angestellten wieder arbeiten können.
Anfragen von Reisenden seien schon einige eingegangen, mit Impfen sei man auf Kurs und die offiziellen Fallzahlen in Indonesien seien momentan tief. «Wir hoffen, dass Ferienreisen nach Indonesien sehr bald wieder möglich sind. Genauere Informationen von den Behörden haben wir aber momentan nicht.»