Seit dieser Woche haben Dunja und Marcel Zinnert auf der karibischen Insel Curacao mehr Zeit, als ihnen lieb ist. Erneut wurde ein kompletter Lockdown verhängt. Das Schweizer Ehepaar musste allen Gästen die Tauchgänge streichen.
«Wir können nur am frühen Morgen und am Abend ein paar Stunden raus zum Einkaufen. Wer hier wann aus dem Haus darf, wird anhand der Autokennzeichen mit den Anfangsbuchstaben bestimmt» erklärt Marcel Zinnert im Gespräch mit BLICK.
Hobby zum Beruf gemacht
Seit 2014 sind Dunja und Marcel Zinnert aus Biel auf Curacao sesshaft. Die Insel liegt rund 60 Kilometer nördlich von Venezuela und westlich der Insel Aruba.
Besonders bei Tauchern ist Curacao eine beliebte Destination. Auch Dunja und Marcel Zinnert sind leidenschaftliche und langjährige Taucher und haben schon vor einigen Jahren ihr Hobby zum Beruf gemacht. Auf Curacao haben sie seit 2018 eine eigene Tauchbasis und seit 2020. auch eine Autovermietung. Damit verdienen sie sich ihren Lebensunterhalt.
Reisen auf der ganzen Welt
Seit 2011 waren der gelernte Heizungstechniker und die gelernte kaufmännische Angestellte auf Weltreise. Von Afrika über Asien waren sie in dieser Zeit in rund 20 Ländern unterwegs.
«Wir haben im südlichen Afrika mit einem eigenen Pick-Up unsere Reise begonnen. Den Pick-Up haben wir in Südafrika verkauft und sind Richtung Asien gereist», so der 44-Jährige.
Von dort aus ging es mit den öffentlichen Verkehrsmitteln wie Bus, Bahn, Boot oder Rikscha weiter. Anfangs 2014 sind die Schweizer nach Mexiko geflogen und haben ihre Reise auf diesem Kontinent fortgesetzt. «Auch dort haben wir wieder als Tauchlehrer für eine Firma gearbeitet und wären gern in Mexiko geblieben, bis sich herausstellte, dass die Firma uns nicht ordentlich angemeldet hatte und uns die Fremdenpolizei suchte.»
Umgehend haben die Schweizer ihre Arbeit aufgegeben und das Land verlassen: «Etwas Illegales wie Schwarzarbeit und ein Aufenthalt ohne Bewilligung kam für uns nicht in Frage», so die Ehefrau.
«Wir bekommen hier sogar guten Raclette-Käse»
Im Internet hat sich das Paar möglichst schnell eine neue Anstellung als Tauchlehrer gesucht und wurden Ende November auf Curacao fündig. «Bis dahin wussten wir nicht einmal genau, wo das liegt und schon gar nicht, dass das unsere neue Heimat wird», sagt Zinnert lachend.
Schnell haben sie sich aber eingelebt und wohlgefühlt. Vieles sei sehr westlich, die Religionen gemischt und die Menschen freundlich. «Als Schweizer war uns wichtig, dass es ein gutes Gesundheitssystem gibt, sowie Versicherungen und die Altersvorsorge», sagt Dunja Zinnert.
Lachend fügt sie an: «Wir haben auch gute Einkaufsläden, wo wir sogar Raclette-Käse bekommen.»
Eigene Tauchbasis errichtet
Die Idee einer eigenen Tauchbasis auf Curacao kam dem Paar durch einen Bekannten, der auf seinem Land ein Ressort mit Tauchbasis erstellen wollte. «Leider erkrankte er und aus dem Projekt wurde nichts, bis auf unsere Tauchbasis, die wir 2017 dort erstellten», erinnert sich Marcel Zinnert.
Dafür ist das Paar noch einmal zusammen in die Schweiz gereist und hat die letzten Habseligkeiten, die noch bei den Familien und Freunden waren, verschenkt oder verkauft. «Einen Teil des Mobiliars haben wir mit einem Container von Rotterdam aus nach Curacao verschifft – und diesen Container dann auch als Büro für die Tauchbasis ausgebaut.»
Daneben wurde ein zweites Gebäude für das ganze Tauchequipment erstellt. 2018 konnten die Schweizer ihre eigene Tauchbasis offiziell eröffnen.
«Viele denken, dass unser Leben wie Ferien ist»
Rund 15 Gehminuten von ihrer Tauchbasis entfernt fanden sie in Julianadorp auch ein bezahlbares Haus mit Pool für sich und ihre Hunde. Ihr Businessplan ging die ersten beiden Jahre schon gut auf. Die Zinnerts konnten sogar Reserven erwirtschaften.
«Wir haben von unseren jahrelangen Engagements als Tauchlehrer wie beispielsweise auf den Malediven, Thailand und Mexiko seit Jahren treue Stammkunden, die auch auf Curacao bei uns ihre Tauchgänge buchten», erzählt Dunja Zinnert.
Dafür arbeitet das Paar aber auch viel. «Viele denken, dass unser Leben wie Ferien ist. Wir müssen aber auch Rechnungen schreiben, organisieren, das Equipment warten und sind für unsere Kunden auch Unterhalter. In der Hauptsaison haben wir kaum freie Zeit für uns.»
Optimistisch in die Zukunft
Beklagen will sich das Paar, das 2019 sich auf Curacao mit Familie und Freunden das Ja-Wort gegeben hat, aber nicht. Selbst wenn es seit der Coronapandemie von den Rückstellungen lebt, mit dem erneuten Lockdown wieder vor leeren Auftragsbüchern sitzt und alle Buchungen stornieren musste.
«Wir haben uns das selber ausgesucht und leben sehr sparsam», sagt Marcel Zinnert. «Mit rund 2000 Franken im Monat kommen wir hier über die Runden.» Die Berner sind überzeugt davon, dass wieder bessere Zeiten für das Inselparadies kommen: «Uns fehlt es hier an nichts. Wir haben alles, was wir brauchen und dazu wunderschöne Sandstrände und Buchten. Das einzige, das wir vermissen, sind unsere Familien, aber mit ihnen sind wir dank Internet und Telefon in regelmässigem Kontakt.»