Es ist der vielleicht romantischste Ortsname der Schweiz: Liebefeld.
Doch der Vorort der Stadt Bern «explodierte» in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts richtiggehend: Aus 205 Einwohnern wurden innert weniger als fünfzig Jahren 7273 Einwohner. Das sind 35-mal mehr. Hier entstanden Einfamilienhäuser, dort typische Mehrfamilienblöcke, Industriegebäude füllten die Lücken aus. Die grüne Wiese, auf welcher gebaut wurde, verschwand. Eine eigentliche Ortsstruktur fehlte aber.
Nur: Wie modernisiert man den Gebäudepark einer Ortschaft, schont dabei die wertvolle Ressource Boden und leistet idealerweise noch einen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele?
Eine lebendige Kassenschrank-Fabrik
Oliver Sidler von Rykart Architekten läuft durch die Vidmarhallen: «Durch die vielen verschiedenen Nutzungen ist hier ein lebendiger Ort entstanden.» Diese Umnutzung hat er mitverantwortet. Auch sein Büro befindet sich im Gebäude.
In dieser Liebefelder Boom-Zeit Anfang des 20. Jahrhunderts war hier eine Fabrik für Kassenschränke und Büroeinrichtungen entstanden. Ende des Jahrhunderts wurde der Betrieb schrittweise stillgelegt. Es blieb eine grosse, leere Fabrik.
Dieser Frage geht Blick TV am Freitag, 25. Juni, in vier Experten-Talks auf den Grund. An diesem Tag hätte in Kloten ZH der Tag der Bauwirtschaft stattfinden sollen. Wegen der Corona-Pandemie finden die Debatten dieses Jahr öffentlich statt.
Sämtliche Inhalte werden auf der Website des Schweizerischen Baumeisterverbands gesammelt.
Dieser Frage geht Blick TV am Freitag, 25. Juni, in vier Experten-Talks auf den Grund. An diesem Tag hätte in Kloten ZH der Tag der Bauwirtschaft stattfinden sollen. Wegen der Corona-Pandemie finden die Debatten dieses Jahr öffentlich statt.
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Theater, Restaurants, Ateliers
«Wir haben in den letzten Jahren ein Stück Industriegeschichte durch eine Umnutzung erlebbar gemacht und damit die Identität des Ortes gestärkt», findet Sidler. Das Konzert Theater Bern hat seinen zweiten Spielort in den Hallen, es gibt Gastronomieangebote, Ateliers und Betriebe.
In einem zweiten Schritt wurde die alte Fabrik auf der angrenzenden Industrie-Brache mit der Überbauung «Vidmarplus» durch zusätzlichen Wohn- und Arbeitsraum ergänzt. Keine zusätzliche Belastung des Bodens. Wo einst Kassenschränke entstanden, wird nun auch urban gewohnt.
Endlich ein Zentrum
Keine zehn Minuten Fussmarsch entfernt befindet sich der Liebefeld Park. Einst war er eine grössere Fläche Grasland, welche als Versuchsgelände der Landwirtschaftlichen Forschungsanstalt diente. Das Gebiet war eingezäunt und damit auch kein Raum zur Freizeitgestaltung. Wobei: an bester Lage.
Zu Jahrhundertbeginn entstand ein Park mit Spielmöglichkeiten, Ententeich, Restauration und zeitgemässem Wohnquartier an seiner Flanke. Endlich hatte das Liebefeld ein Zentrum, das seinem romantischen Namen gerecht wurde.
Die nächsten Schritte?
Reto Moresi, Technischer Leiter bei der Firma A. Bill AG in Wabern BE, blickt gen Westen. Gleich um die Ecke würde der Bahnhof Liebefeld liegen. Eine unzusammenhängende Reihe von Mehrfamilienhäusern und Firmengebäuden flankiert den Park. Ein Überbleibsel tief aus dem letzten Jahrhundert. «Das sind Parzellen, die brach liegen, die schlecht genutzt sind, auf denen Altbauten stehen. Wir möchten diese Zone ideal in die Naherholung integrieren.»
Moresi zeigt Pläne aus der sogenannten Testplanung für diese Seite des Parks. Fünf Gebäude, alle aufeinander abgestimmt und den modernen Standards entsprechend, eines davon 22 Stockwerke hoch, mit Läden, Büros, Wohnungen und – vielleicht – ganz oben einem Restaurant. Der Austausch mit Behörden, Anwohnern und Interessengruppen hat erst begonnen. «Über die Zeitachse kann man noch nicht viel sagen.»
«Verdichtung und Lebensqualität denken»
Über die Gemeindegrenze ist der Berner Stadtbaumeister Thomas Pfluger ins Liebefeld gekommen. Er muss tagtäglich mitentscheiden, welche Projekte in der Bundesstadt unter welchen Bedingungen umsetzbar sind. «Es ist wichtig, dass man gleichzeitig an Verdichtung und Lebensqualität denkt.» Der Platz, den die Verdichtung nimmt, muss in Form von Lebensqualität der Bevölkerung zurückgegeben werden. Sei es durch Grünflächen oder andere Angebote.
Denn die Lebensqualität ist letztlich auch die Hauptsorge der Bevölkerung, wenn es um Verdichtungsprojekte geht. Sie befürchtet in erster Linie mehr Enge. Dabei ist rasch verdrängt, dass ein heutiges Gebäude im Vergleich zwischen vier und sieben Mal weniger Energie verbraucht als ein durchschnittliches Gebäude mit Baujahr 1980 . «Die Hauptherausforderung bei der Planung solcher Projekte ist es, der Bevölkerung die Ängste zu nehmen und die Akzeptanz für die Verdichtung zu steigern.»
Lebensqualität inklusive Verdichtung: Es scheint etwas zu sein, das man im Liebefeld mit viel Liebe macht.
Dieser Beitrag wurde vom Ringier Brand Studio im Auftrag eines Kunden erstellt. Die Inhalte sind journalistisch aufbereitet und entsprechen den Qualitätsanforderungen von Ringier.
Kontakt: E-Mail an Brand Studio
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