Wichtige Ressource für Missionen und Besiedlung
Forscher finden mehr Wasser auf dem Mond als bislang angenommen

Laut zwei neuen Studien gibt es auf dem Mond weit mehr Wasser als bisher angenommen. Wasser ist eine schwere und teure Ressource bei Weltraummissionen. Wasser auf dem Mond könnte ganz neue Dimensionen für die bemannte Erforschung des Weltraums eröffnen.
Publiziert: 27.10.2020 um 10:11 Uhr
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Der Erdtrabant soll offenbar über mehr Wasser verfügen als bislang angenommen.
Foto: Keystone

Bis vor einem Jahrzehnt wurde angenommen, dass der Mond knochentrocken sei, ohne Spuren von Wasser. Dann wurden auf unserem himmlischen Nachbarn Spuren von Eis entdeckt, in den ewig beschatteten Kratern in den Polarregionen des Mondes.

Zwei neue Studien, die am Montag im Magazin «Nature» veröffentlicht wurden, kommen jetzt zum Schluss, dass Wasser auf dem Mond weiter verbreitet sein könnte als bisher angenommen. Auch in leichter zugänglichen, sonnenbeschienenen Gebieten soll es Wasser geben.

Weltraumforscher beginnen zu träumen. Wenn es auf dem Erdtrabanten tatsächlich Wasser in grösseren Mengen geben sollte, hätten auch Astronauten Zugang zu Trinkwasser, die auf dem Mond stationiert wären oder den Mond als Basis für weitere Reisen ins Weltall nutzen würden. Mehr noch: Wissenschaftler sprechen von der Möglichkeit, die Wassermoleküle zu spalten, um Raketentreibstoff herzustellen.

Wassermoleküle zwischen Geröll

Nasa plant 2024 eine neue Mondmission. Bis Ende des Jahrzehnts wollen die Amerikaner eine ständige Präsenz auf dem Mond aufbauen. Diese soll unter anderem als Zwischenstopp für die Weiterreise zum Mars dienen.

Die Autoren der Studien wollen Wassermoleküle in Geröllspalten sowie in Eis um den Südpol entdeckt haben. Die spektralen Fingerabdrücke, die mit einer präziseren Wellenlänge als jemals zuvor eingefangen wurden, seien «eindeutig», sagte Casey Honniball vom Hawaii-Institut Geophysik und Planetologie, das eine der Studien durchführte.

«Wenn wir feststellen, dass das Wasser an bestimmten Orten reichlich vorhanden ist, können wir es vielleicht als Ressource für die Erforschung des Alls durch Menschen nutzen», sagte Nasa-Doktorandin Honniball gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.

Eine Getränkedose Wasser in einem Kubikmeter Mondvolumen

Die Forscher analysierten dabei Daten von «Sofia», einer zum fliegenden Teleskop umgebauten Boeing 747. Sie fanden winzige Wasserkonzentration am Clavius-Krater, einem der grössten, der von der Erde aus sichtbar ist. «Das entspricht ungefähr einer 0,33-Liter-Getränkedose in einem Kubikmeter Mondvolumen», sagte Honniball an einer Nasa-Pressekonferenz.

Das ist zwar weniger Wasser als in den Wüsten unserer Erde. Dabei handle es sich auch nicht um «Wasserpfützen», betonte Honniball, sondern um verstreute Moleküle, die weder Eis noch flüssiges Wasser bilden. Forscher nehmen an, dass diese Wassermoleküle von Sonnenwinden oder Mikrometeoriten stammen. Mittels neuer, findiger Technologien sollen aus den Molekülen Trinkwasservorräte für zukünftige astronautische Weltraummissionen produziert werden.

In der zweiten Studie untersuchten die Forscher die Polarregionen des Mondes, in denen Wassereis in Mondkratern nachgewiesen wurde, die niemals Sonnenlicht sehen. Die Nasa fand dort im Jahr 2009 Wasserkristalle, in einem tiefen Krater nahe dem Südpol des Mondes. Diese Studie spricht von Milliarden von Mikrokratern, die jeweils eine winzige Menge Eis aufnehmen konnten.

Schwere, teure Ressource Wasser

«Wenn Sie auf dem Mond in der Nähe eines der Pole stehen würden, dann würden Sie eine ganze ‹Galaxie› kleiner Schatten auf der Oberfläche sehen», sagte der Hauptautor dieser Studie, Paul Hayne von der Fakultät für Astrophysik an der Universität von Colorado. «Jeder dieser winzigen Schatten – die meisten sind kleiner als eine Münze – wäre extrem kalt, und die meisten kalt genug, um Eis zu beherbergen.» Dies «deutet darauf hin, dass Wasser auf dem Mond viel weiter verbreitet sein könnte als bisher angenommen», so Hayne.

Die Autoren der Studie gehen davon aus, dass rund 40'000 Quadratkilometer der Mondoberfläche die Fähigkeit haben, Wasser aufzufangen. Es soll «zig Milliarden» solcher Mikrokrater geben, mit Temperaturen von etwa minus 160 Grad.

Aus Nasa-Kreisen verlautete dazu, jetzt sei entscheidend, mehr darüber herauszufinden, woher das Wasser kommt und wie es zugänglich ist. «Wasser ist äusserst wichtig für die Erforschung des Weltraums», sagte Jacob Bleacher, leitender Nasa-Explorationswissenschaftler. «Es ist eine Ressource von direktem Wert für unsere Astronauten.» Wasser sei schwer und daher teuer, es von der Erde zu nehmen. «Immer wenn wir für unsere Reise kein Wasser packen müssen, haben wir die Möglichkeit, andere nützliche Gegenstände mitzunehmen, zum Beispiel Nutzlasten, um mehr Wissenschaft zu betreiben», so Bleacher. (kes)

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