Neue künstliche Intelligenz
Deepseek ist ein Superstar – mit dunklen Geheimnissen

Deepseek verbreitet sich rasend schnell. Der Beobachter zeigt, was hinter der KI steckt – und was das für unseren Datenschutz und betreffend Zensur bedeutet.
Publiziert: 30.01.2025 um 16:58 Uhr
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Aktualisiert: 30.01.2025 um 21:36 Uhr
Die neue chinesische KI Deepseek erobert derzeit das Internet.
Foto: IMAGO/ZUMA Press Wire

Auf einen Blick

  • Deepseek: Chinesische KI-Plattform mit Open-Source-Ansatz und günstigen Betriebskosten
  • Sammelt umfangreiche Nutzerdaten und gibt diese an Dritte weiter
  • Nvidia verlor an einem Tag 600 Milliarden Dollar Börsenwert
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Alexander Lüthi
Alexander Lüthi
Beobachter
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Was ist Deepseek?

Deepseek ist eine neuartige künstliche Intelligenz (KI) aus China, die für Aufsehen in der Tech-Welt sorgt. Ähnlich wie ihre US-Pendants ermöglicht Deepseek die Kommunikation über einen Chat. Die KI kann zum Beispiel für die Erstellung von Texten oder zur Analyse von Dokumenten verwendet werden. 

Deepseek wird über einen Webbrowser, eine App oder als lokal installierte Software auf dem Computer verwendet. Deepseek betreibt seine Plattform von China aus. 

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Was macht Deepseek besonders?

Deepseek sticht vor allem durch seine kostengünstigen Entwicklungs- und Betriebskosten hervor. Laut Firmenangaben liegen diese deutlich unter denen vergleichbarer Plattformen wie ChatGPT. Die Leistungsfähigkeit hingegen ist auf ähnlichem Niveau.

Dieses Preis-Leistungs-Verhältnis sorgt derzeit für Unruhe in der KI-Branche. Ende Januar kam es zu einem aussergewöhnlich starken Börsenrückgang bei KI-Firmen aus den USA. Der Chiphersteller Nvidia verlor an einem einzigen Tag rund 600 Milliarden Dollar an Wert – ein neuer Rekord. 

Eine weitere Besonderheit von Deepseek ist der Open-Source-Ansatz. Der öffentlich zugängliche Quellcode ermöglicht es theoretisch allen, die KI herunterzuladen und für ihre Zwecke zu nutzen, ohne dafür viel Geld in die Hand zu nehmen. Ein Konzept, das von grossen KI-Firmen bisher gemieden wurde.

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Welche Nutzerdaten sammelt Deepseek?

Dass Deepseek Open Source ist, bedeutet nicht automatisch eine erhöhte Datensicherheit. Laut den Datenschutzbestimmungen von Deepseek werden viele Nutzerdaten erfasst. Bei der Anmeldung gibt man dem Unternehmen persönliche Informationen wie E-Mail-Adresse oder Telefonnummer preis. Zudem werden automatisch Daten wie das Gerätemodell, der Standort des Nutzers und sogar die Geschwindigkeit der Tastaturanschläge übermittelt.

Darüber hinaus speichert die Firma sämtliche eingegebenen Texte, Audiospuren und hochgeladene Dateien auf Servern in China. KI-Unternehmen wie ChatGPT haben allerdings ähnliche Praktiken bei der Datensammlung. 

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Wer hat Zugriff auf die Daten?

Die Daten können gemäss den Datenschutzrichtlinien explizit an Dritte weitergegeben werden. Eine Recherche des Magazins «Wired» hat denn auch gezeigt, dass Deepseek Nutzerdaten ans chinesische Google-Pendant Baidu weitergibt – für Werbeanalysen. 

Dass Deepseek Daten auch an den chinesischen Staat weitergibt, steht nicht explizit in den Datenschutzbestimmungen. «Ein stärkerer Zugriff des Parteistaats ist aber immer möglich und muss immer angenommen werden, wenn sich dieser daraus einen Nutzen verspricht», sagt Ralph Weber, Professor an der Universität Basel und Experte für chinesische Politik, auf Anfrage des Beobachters.

Damit persönliche Daten nicht nach China gelangen, kann man die Software direkt auf dem eigenen Computer installieren, statt die App oder die Website zu nutzen.

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Gibt es bei Deepseek Zensur?

«Die Informationen, die Deepseek zusammenträgt, werden dem Narrativ und der Propaganda des chinesischen Parteistaats entsprechen. Etwas anderes wäre sehr überraschend», sagt Fachmann Ralph Weber. Das zeigt sich in der Praxis: Wer zum Beispiel nach dem Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens von 1989 fragt, bekommt von Deepseek die Antwort, dass man doch lieber über was anderes sprechen solle. Auch die Verfolgung der Uiguren in China verneint die KI.

Politische Einflussnahme ist bei KI generell ein Problem. Die enge Verbindung mit einem autoritären Regime ist dabei besonders heikel. «Die Gefahr liegt in der Normalisierung parteistaatlicher Narrative», erklärt Weber. China versuche auch mit anderen Plattformen, seine politische Agenda weltweit zu verbreiten.

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