«Teure Stadt, günstige Talente»
Darum wird Zürich zum AI-Mekka

Google ist schon da, OpenAI und Anthropic kommen. In Zürich siedelt sich die Crème de la Crème der AI-Industrie an. Der Erfolg hat mehrere Gründe – und einen Vater.
Publiziert: 06.12.2024 um 18:41 Uhr
|
Aktualisiert: 08.12.2024 um 12:08 Uhr
1/7
Firmen kommen schneller, als die Planer zeichnen können: Blick hat auf dem AI-Stadtplan der ETH noch OpenAI und Anthropic aufgeführt (rot).
Foto: ETH AI Center/Blick

Auf einen Blick

  • Blick kennt die genaue Adresse des OpenAI-Büros
  • Google und ETH entwickelten Sogwirkung auf weitere AI-Firmen
  • Internationale Tech-Talente schätzen Zürichs Lebensqualität und ETH-Nähe
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Thomas_Benkö_AI Innovation Lead_Blick_2.jpg
Thomas BenköJournalist & AI Innovation Lead

Alfred Escher steht steinern vor dem Zürcher Hauptbahnhof. Doch Zürich müsste längst einem anderen Mann ein Denkmal widmen: Urs Hölzle (60).

Der «Google-Fellow» war massgeblich daran beteiligt, dass der Suchkonzern vor über 20 Jahren hier einen Forschungsstandort eröffnete – natürlich wegen der Nähe zur Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH). «Die Schweiz kann es mit den besten US-Universitäten aufnehmen», sagt etwa Meta-AI-Chef Yann Le Cun.

Seither entwickelt das Duo Google/ETH eine Art Sogwirkung: Die Facebook-Mutter Meta und Apple kennt man bereits, aber auch der Chip-Hersteller Nvidia ist mit rund 200 Leuten vor Ort. Und diese Woche kamen OpenAI und Anthropic dazu, die Firmen hinter den bekannten Sprachmodellen ChatGPT und Claude.ai.

«Die EU ist als Tech-Binnenmarkt gescheitert»

Im Ausland staunt man: Ausgerechnet die teuerste Stadt Europas wird zum AI-Mekka. Doch alles sei hier nicht teuer, meint Techautor Alexander Brunner: «Ein Investor sagte mir, er kommt in die Schweiz, um günstig Tech-Talente zu kaufen», erzählt er anekdotisch. Und er gibt einen drauf: «Die EU ist als Tech-Binnenmarkt gescheitert. Den AI-Act versteht keiner. Da ist grosse Unsicherheit da.»

Doch nicht nur Urs Hölzle ist für den Boom verantwortlich. Seit 25 Jahren rührt die Standortmarketingorganisation Greater Zurich Area die Werbetrommel und versucht, gezielt Tech-Firmen an die Limmat zu locken. Sprecher Christian Lüscher erzählt vollmundig vom «deutschsprachigen Silicon Valley».

«Zürich war eine naheliegende Wahl für unseren nächsten Standort», heisst es etwa bei Anthropic. «Es ist ein Zentrum für Top-Forschungstalente, und wir freuen uns darauf, unser Team dort zu vergrössern.»

Ob auch OpenAI erst Lockrufe brauchte oder aus eigenem Antrieb auf die Idee kam, Google hier die besten Leute wegzustibitzen, ist unklar.

Klar ist aber, dass etwa Lucas Beyer, einer der von OpenAI abgeworbenen Google-Forscher, seine neue Heimat öffentlich lobt: «Umzug nach San Francisco? Nein, ich eröffne ein Büro in Zürich. Ich habe gesagt, ich werde diese Stadt nie verlassen, und das meine ich auch so. Nur meine Frau hat mehr Macht», schrieb er auf Twitter und Bluesky.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Erst kürzlich wurde Zürich wieder mal zur lebenswertesten Stadt der Welt gewählt. Die internationalen Tech-Talente lieben den gut ausgebauten ÖV, die niedrige Kriminalitätsrate, den See und die Nähe zu den Bergen.

«
«Zürich hat die höchste Dichte von natürlicher Intelligenz für künstliche Intelligenz»
Christian Lüscher, Sprecher Standortmarketing
»

Die Büros hat OpenAI laut Beyer in der Nähe des Paradeplatzes bezogen, in einem eleganten Co-Workingspace an der Beethovenstrasse 48, wie Blick in Erfahrung bringen konnte.

«Zürich hat die höchste Dichte von natürlicher Intelligenz für künstliche Intelligenz», meint Lüscher launig.

OpenAI und Anthropic dürften deshalb nicht die letzten Firmen gewesen sein, die ihre Zelte in Zürich aufgeschlagen haben.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?