Judentum und Christentum
Fusion-Fest Weihnukka

Christen feiern jetzt Advent, Juden dieses Jahr im Dezember Chanukka. Was die Feste der beiden Religionen verbindet, was sie trennt – und was der Terror der Hamas für das jüdische Lichterfest bedeutet.
Publiziert: 10.12.2023 um 09:49 Uhr
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Aktualisiert: 11.12.2023 um 11:55 Uhr
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Weihnachten + Chanukka ergibt Weihnukka.
Foto: Shutterstock
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Raphael RauchBundeshausredaktor

Was ist Weihnukka?

Weihnukka ist eine Mischung aus dem christlichen Weihnachtsfest und dem jüdischen Lichterfest Chanukka. Vor allem in christlich-jüdischen Familien in den USA ist Weihnukka unter dem Namen Chrismukkah verbreitet – so wird das Beste aus zwei Welten zusammen gefeiert. Genau das lehnen aber auch viele ab, denn die einzelnen Feste bedeuten etwas Unterschiedliches. 

Worum gehts an Chanukka?

Chanukka heisst auf Hebräisch Einweihung und erinnert an die Wiedereinweihung des Jerusalemer Tempels im Jahr 164 vor Christus. Damals hatten die Griechen Jerusalem besetzt und die Juden gezwungen, fremde Rituale zu feiern. Die Juden lehnten sich gegen die Fremdherrschaft auf und gewannen. Allerdings gab es ein Problem: Es gab fast kein Öl mehr für den Tempel – dabei darf das Licht der Menora, des siebenarmigen Leuchters, niemals erlöschen. Wie durch ein Wunder brannte das Öl trotzdem acht Tage lang, bis neues geweihtes Öl hergestellt war. Das Chanukka-Fest erinnert an dieses Wunder: Jeden Tag wird ein zusätzliches Licht angezündet, bis am Ende alle acht brennen.

Ist Chanukka eine Art jüdischer Advent?

Nein. Zwar ähnelt das Anzünden der acht Chanukka-Kerzen an das Abbrennen der vier Adventslichter, die an den vier Adventssonntagen angemacht werden. Doch der Hintergrund der Rituale ist komplett verschieden: Chanukka erinnert an die Wiedereinweihung des jüdischen Tempels. Advent hingegen ist die Zeit vor Weihnachten, die als Zeit der Besinnung und der Vorbereitung auf Weihnachten dienen soll. Jesus war zwar Jude, allerdings verehren nur die Christen ihn als Sohn Gottes. Von daher gibts an Weihnachten für Juden nichts zu feiern.

Wie konnte trotz der Unterschiede Weihnukka entstehen?

Die meisten Menschen interessieren sich mehr für Brauchtum als für eine strenge Auslegung der Religion. Viele jüdische Familien im 19. Jahrhundert wollten, dass es nicht nur für die christlichen Kinder Geschenke gibt, sondern auch für die jüdischen. Weil Chanukka kurz vor Weihnachten ist, bot sich das Lichterfest an.

Warum gibts an Chanukka Krapfen, Berliner und Pfannkuchen zu essen?

Ohne Ölknappheit kein Chanukka-Fest: In Erinnerung an das nicht zu Ende gehende Öl gibts zu Chanukka Essen, das in Fett gebacken wird.

Was bedeutet Chanukka im Jahr 2023?

Seit dem Terror-Angriff der Hamas vom 7. Oktober lebt die jüdische Gemeinschaft in Alarmbereitschaft. Noch immer sind Geiseln in Gefangenschaft, hinzu kommt die Angst vor Raketenangriffen aus Gaza, dem Westjordanland, Libanon oder Jemen. «Ein Vorgefühl auf Chanukka war praktisch inexistent», sagt Alfred Bodenheimer (58), Professor für Jüdische Religionsgeschichte an der Universität Basel. Er pendelt zwischen Basel und Jerusalem und stellte fest: «Früher konnte man schon Wochen vor Chanukka Pfannkuchen in Unmengen erstehen. Dieses Jahr findet man sie kaum irgendwo.» 

Andererseits steht Chanukka für Hoffnung: Das Licht siegt über die Dunkelheit, die Juden haben gegen die Griechen gesiegt. Nun lautet die jüdische Hoffnung, die Hamas zu zerstören und Israel sicherer zu machen. Alfred Bodenheimer ist überzeugt: «Es wird ein stilleres, traurigeres Chanukka sein als über Jahrzehnte davor.»

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