Miip. Miip. Wie es klingt, wenn Wichtel Finn in seinem Zuhause in einer Migros-Kasse die Produkte scannt, haben alle im Ohr, die die preisgekrönten Weihnachtsspots aus den Jahren 2017 und 2018 gesehen haben.
Und «Miip» tönt es auch im Teaser, den die Migros heute auf den sozialen Medien veröffentlichte. Im rund zehn-sekündigen Clip sieht man einen Kassenbereich im Dunkeln. Aus einer Scannerbox blinkt ein rotes Licht auf. «Miip.»
Finns Comeback
Das muss Finn sein: Der Wichtel mit den übergrossen, dunkeln Augen, der Knubbelnase und dem Blechhelm, der Menschen auf der ganzen Welt zu Tränen rührte. Ist es wirklich Finn? Die Migros Medienstelle schreibt auf Anfrage: «Lassen Sie sich überraschen. Am kommenden Freitag erfahren Sie mehr über die Weihnachtskampagne der Migros.»
Nichts zu einem Comeback von Finn entlocken lässt sich auch Livio Dainese (50), der geistige Papa von Wichtel Finn und Co-CEO der Zürcher Kreativagentur Wirz. Er will keine Auskunft geben, sagt aber: «Dass Finn in einer Migros-Kasse sitzt, ist an und für sich nichts Aussergewöhnliches. Er arbeitet und wohnt schliesslich da.»
Das Rennen um den emotionalsten Weihnachtsspot
Mit ihrem Teaser startet die Migros in das jährliche Rennen um den berührendsten Weihnachtsspot. «Weihnachtswerbung ist ein Genre für sich», sagt Markenexperte Stefan Vogler (64) von der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich. «Für die Marken geht es darum, im umsatzreichsten Monat über die Kundenbindung den Konsum noch anzuheizen.»
Konsumlust trifft in der Vorweihnachtszeit auf eine besondere emotionale Befindlichkeit. Deshalb bewirbt Weihnachtswerbung nicht konkrete Produkte. Hier wird mit Emotionen gearbeitet. «Es geht darum, die Menschen für die Marke nochmals zu begeistern und eine emotionale Beziehung aufzubauen zu den Konsumentinnen und Konsumenten», sagt Vogler.
So begegnen uns in der Vorweihnachtszeit auf den sozialen Medien und in TV-Werbespots einsame Schneemonster, flugunfähige Baby-Eulen, alleinerziehende Väter, herzige Kinder, traurige Gespenster, alleinstehende Menschen – und stets Gesten der Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe, die berühren.
«Um sich heute mit einer Werbung noch profilieren zu können und eine positive Stimmung auslösen zu können, braucht es sehr viel, gerade in der Schweiz, wo es hervorragende Werbung gibt», sagt Vogler.
Finn: Eine Klasse für sich
Wichtel Finn der Agentur Wirz habe damals im Jahr 2017 die Weihnachtswerbung in eine höhere Sphäre katapultiert, sagt der Markenexperte. Der einminütige Clip ging nicht nur viral (weltweit deutlich über 20 Millionen Views in der Weihnachtszeit 2017), sondern löste auch viele direkte Interaktionen aus in der Kundschaft.
Die Migros habe Anrufe und Zehntausende Briefe von Kindern erhalten – und beantwortet, berichtet Vogler. «Aus werberischer Sicht absolut genial, die Geschichte direkt am Verkaufspunkt zu situieren, wo das Kind mit dem Mami oder Papi steht.» Hinzu kommt das erfolgreiche akustische Branding: Konsumentinnen und Konsumenten wissen gleich, worum es geht, hören sie nur das akustische Logo einer Marke. In diesem Fall: Miip. Miip.