Erinnern Sie sich noch an die kleinen Aufziehspielzeuge? In den ersten Sekunden rasten sie wie vom Aff gebissen in der Gegend umher. Doch nach und nach ging ihnen die Energie aus, bis sie schliesslich stehenblieben. Vielen Menschen geht es Ende des Jahres ähnlich: Die Termine werden mehr, die Energie schmilzt dahin. Und irgendwann geht der Pfuus aus.
Psychologin Nadia Droz (44) ist auf Arbeitsgesundheit spezialisiert. Sie bestätigt den Eindruck: «Die Monate November und Dezember sind eine besonders arbeitsintensive Zeit. Dazu kommt, dass der Motivationsschub aus den Herbstferien langsam nachlässt.» Viele würden zögern, Ferien zu nehmen, und zögen es vor, «bis Weihnachten durchzuhalten».
Unsere Expertin hat sechs wirksame Tipps, wie der Dezember nicht zu ermüdend wird. Wichtig: Bei Erschöpfung, plötzlichen und ungewöhnlichen Symptomen solltest du nicht zögern, einen Arzt zu konsultieren.
Halte «Pufferzonen» ein.
Das ist die klassische Falle: Du bekommst eine Einladung für einen Fondue-Abend, siehst einen freien Platz im Terminkalender und sagst zu. Zwei Stunden später kommen in derselben Woche vier weitere Termine hinzu, und du wagst es nicht mehr, abzusagen.
Nadia Droz sagt: «Wenn der Job es zulässt, und man einen gewissen Spielraum bei der Gestaltung des Tagesablaufs hat, ist es immer gut, Pufferzonen im Terminkalender zu haben.»
Die freien Zeitfenster sollten heilig sein. Besonders im Dezember!
Akzeptiere, dass du nicht unermüdlich bist
«Unsere Produktivitätskurve schwankt im Lauf des Tages und des Jahres, man kann nicht ständig alles geben», sagt Nadia Droz.
Unser Reflex, gegen Erschöpfung anzukämpfen, raube uns noch mehr Energie. Stattdessen empfiehlt Droz, bei einer gewissen Erschöpfung am Abend auch einfach mal nichts zu tun, «ohne uns selbst dafür gleich selbst zu geisseln».
Lerne, «Ja, aber» zu sagen.
«Öfter mal Nein sagen», klingt immer gut. Doch Nadia Droz bringt der Satz zum Schmunzeln: «Viele Jahre lang habe ich versucht, meinen Patienten beizubringen, wie man Nein sagt. Aber ich habe gemerkt, dass das nicht wirklich funktioniert. Ein Nein ist vielen zu abrupt. Sie haben Angst, damit Menschen zu enttäuschen.»
Deshalb plädiert sie für das «Ja, aber»! Droz rät auch, nicht immer gleich zuzusagen, sondern eine kurze Bedenkzeit auszubedingen. «Das ermöglicht, etwas Abstand zu gewinnen, zu beurteilen, ob diese zusätzliche Aufgabe vernünftig erscheint, oder zu erkennen, dass sie eine Verschiebung eines anderen Termins bewirkt. So hat man eine Bedenkzeit, in der man seine Bedürfnisse und Wünsche hinterfragen kann, bevor man etwas zusagt oder verspricht.»
Sei nicht perfekt
Der Dämon des Perfektionismus holt uns immer wieder ein. Um diesen Druck zu mildern, sollten wir zunächst einmal erkennen, welcher Druck von uns selbst ausgeht, denn darauf können wir Einfluss nehmen.
Viele stressige Verpflichtungen, so Droz, beruhen auf blossen Annahmen: «Man denkt, dass alle das von einem erwarten, obwohl man nie darüber gesprochen hat.»
Zwischen Wunsch und Verpflichtung unterscheiden
Hast du wirklich Lust, zehn Gänge für deine Gäste zu kochen? Selbst Weihnachtskarten zu basteln? Um herauszufinden, was Wunsch und was eher Verpflichtung ist, hat Nadia Droz einen ganz einfachen Tipp: «Die Signale des Körpers sind selten irreführend. Wenn uns der Gedanke an eine Aktivität schon im Voraus ermüdet, wenn sich unser Bauch verkrampft, dann wurde eine Grenze überschritten.»
Entspannen!
Wenn der Stress uns trotz dieser Empfehlungen zu überwältigen droht, empfiehlt Nadia Droz verschiedene Entspannungs- oder Meditationstechniken, um den hektischen Rhythmus dieser Zeit zu unterbrechen: Die einfachste Methode ist die Herzkohärenz, bei der man sechs Mal pro Minute langsam ein- und ausatmet – und zwar während fünf Minuten.
Und jetzt: eine schöne Adventszeit!