Es handelt sich um eines der grössten jemals gemessenen Ozonlöcher: «Unser Ozonüberwachungs- und Prognosedienst zeigt, dass sich das Ozonloch im Jahr 2023 früh gebildet hat und seit Mitte August schnell gewachsen ist», berichtet Antje Inness, leitende Wissenschaftlerin des Copernicus Atmospheric Monitoring Service (CAMS).
«Am 16. September erreichte es eine Grösse von mehr als 26 Millionen Quadratkilometern – das macht es zu einem der grössten je dokumentierten Ozonlöchern überhaupt», sagt Inness über die Zone der extrem ausgedünnten Ozonschicht.
Mögliche Ursache: «Ozonkiller» und Vulkanausbruch
Forscher sehen mehrere mögliche Gründe für den Rekord-Ozonabbau. Zum einen wurden in den letzten Jahren vermehrt neue «Ozonkiller» freigesetzt. Zusammen mit dem Klimawandel führt dies zur Ausdünnung der Ozonschicht über dem Südpol und über der Arktis. Zum anderen vermuten Forscher, dass der Ausbruch des Unterwasservulkans in Tonga ein Auslöser sein könnte.
Mit dem Satelliten Copernicus Sentinel-5P messen Forschende des CAMS derzeit anhand von atmosphärischen Gasen das Ausmass des Ozonabbaus über der Antarktis. Am auffälligsten ist das Ozonloch über dem Südpol im September und Oktober. In diesen Monaten ist auf der Südhalbkugel Frühling: Die Polarnacht endet – und die Sonneneinstrahlung setzt die ozonabbauenden Reaktionen in der noch sehr kalten antarktischen Stratosphäre in Gang.
150'000 Kilotonnen Wasser in Stratosphäre
Bereits im Januar 2022 brach der Vulkan «Hunga Tonga-Hunga Ha'apai» aus. «Die Eruption schleuderte viel Wasserdampf in die Stratosphäre, der aber erst nach Ende des 2022er-Ozonlochs in die Südpolregion vordringen konnte», erklärt Inness. Studien zufolge gelangten 150'000 Kilotonnen Wasser in die Stratosphäre, mehr als je zuvor gemessen wurde. Über der Arktis führte der Wasserdampf zur vermehrten Bildung von polaren Stratosphärenwolken – der Umgebung, die ozonabbauende Reaktionen begünstigt.
Allerdings fehlen den Forschenden dafür Referenzwerte: Da kein Vulkanausbruch zuvor so viel Gas in die Stratosphäre geschleudert hat, ist die Ursache des Rekord-Ozonlochs noch nicht eindeutig geklärt. (gs)