Zoodirektor Severin Dressen
40-facher Vater – voller Einsatz für den Artenschutz

Ein verstorbener Mähnenibis hinterlässt im Zoo Zürich über 300 Nachkommen. Zoodirektor Severin Dressen erklärt, welche Bedeutung das für den Artenschutz hat.
Publiziert: 18.12.2024 um 09:04 Uhr
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Aktualisiert: 18.12.2024 um 13:18 Uhr
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Ein Mähnenibis ist vergangene Woche im Zoo Zürich gestorben. Auf dem Bild: Einer von über 300 Nachkommen, die er hinterlassen hat.
Foto: Zoo Zürich, Nick Soland

Auf einen Blick

  • Mähnenibis im Zoo Zürich nach 20 Jahren verstorben
  • Er hinterllässt über 300 Nachkommen
  • Wichtiger Beitrag zum Artenschutz geleistet
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Severin DressenDirektor des Zoo Zürich

Gut 20 Jahre lang hat bei uns im Masoala-Regenwald ein ganz besonderer Mähnenibis gelebt. Er trug die Ringnummer 51685. Vergangene Woche ist er gestorben. Einzelne Tiere spielen im Zoo Zürich normalerweise eine untergeordnete Rolle. Denn der Zoo Zürich betreibt keinen Tierschutz, er betreibt Artenschutz – ein bedeutender Unterschied, der oft zu Missverständnissen führt. Nicht das einzelne Tier steht im Fokus unseres Handelns, sondern die ganze Art.

In diesem besonderen Fall jedoch ist das Individuum ein Paradebeispiel für gelungenen Artenschutz. Denn als der erwähnte Mähnenibis vor etwas mehr als 20 Jahren aus seinem Ei schlüpfte, galt er als kleine Sensation: Er war das weltweit erste Küken, das ausserhalb seines ursprünglichen Lebensraums Madagaskar schlüpfte und erfolgreich von seinen Eltern aufgezogen wurde.

Und nicht nur das, das Männchen legte mit seiner Geburt die Basis für eine äusserst erfolgreiche Zucht dieser gefährdeten madagassischen Vogelart. In 20 Jahren zeugte das Mähnenibis-Männchen zahlreiche Nachkommen. Seine Bilanz: 40 direkte Jungtiere, 132 Enkel, 92 Urenkel, 31 Ururenkel und 9 Urururenkel. Damit hat er massgeblich zum Erhalt der ausschliesslich auf Madagaskar heimischen Art beigetragen.

Nur noch etwa 2500 Exemplare durchstreifen die tropischen Wälder der afrikanischen Insel. Abholzungen, Brandrodungen und auch die Jagd setzen dem Mähnenibis stark zu. Bereits seit 1995 engagiert sich der Zoo Zürich darum in seinem Naturschutzprojekt Masoala für den Erhalt der madagassischen Natur.

Dazu leistet er – dank grosszügiger Spenden – finanzielle Beiträge an die Betriebskosten des Nationalparks Masoala, Aufforstungsprojekte sowie die Umweltbildung von Kindern und Jugendlichen in der Masoala-Region.

Trotz der intensiven Schutzbemühungen ist der Bestand der Mähnenibisse aber weiterhin abnehmend, und die Weltnaturschutzunion IUCN musste die Ibis-Art im Juli 2024 auf der Roten Liste der gefährdeten Arten von «potenziell gefährdet» auf «gefährdet» hochstufen.

Das zeigt einmal mehr, wie wichtig ein ganzheitlicher Ansatz im Artenschutz ist. Die Bemühungen im natürlichen Lebensraum der Tiere allein sind oft nicht ausreichend. Die Tierpopulationen in Zoos und deren erfolgreicher Zucht helfen daher massgeblich mit, eine Art vor dem Verschwinden zu bewahren.

Aktuell leben noch 14 Mähnenibisse bei uns im Masoala-Regenwald. Zwei Weibchen und fünf Männchen sind Nachkommen von 51685. Nun liegt es also an ihnen, zusammen mit den 73 weiteren Mähnenibissen in anderen europäischen Zoos im besten Fall genauso erfolgreich zu züchten, wie dies bereits ihr Vorfahr getan hat und damit ebenfalls einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz geleistet hat.

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