Wie nachhaltig ist mein Fleisch?
Migros führt Bewertungssystem auf Produkten ein

Auf der Verpackung erkennen, ob das Huhn tierfreundlich gehalten oder wie klimaverträglich ein Schweizer Apfel ist. Das verspricht die Migros mit ihrem neuen Sterne-Ranking, das ab Montag auf verschiedenen Produkten zu finden ist.
Publiziert: 22.03.2021 um 09:20 Uhr
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Aktualisiert: 07.05.2021 um 16:37 Uhr
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Als «ziemlich aufwändig» bezeichnet Matthias Wunderlin (48), Marketing-Leiter der Migros, das neue Sterne-Rating.
Foto: Daniel Winkler
Barbara Ehrensperger

Wer ab Montag in der Migros beim Halbrahm Heidi auf die Verpackung schaut, entdeckt dort neu eine Beurteilung mit drei von fünf Sternen für Tierwohl und Klimaverträglichkeit.

Der Halbrahm ist eines von hundert Produkten, auf dem die Migros das neue Label «MCheck» eingeführt hat, an dem man erkennen soll, wie nachhaltig das Produkt produziert wurde.

Bewertung vom Auslauf der Tiere bis zum Transport

«Die Skala funktioniert wie eine Hotelbewertung: Wenn das Produkt fünf Sterne erhält, schneidet es sehr gut ab, wenn es nur einen Stern erhält, gibt es viel Verbesserungspotenzial», erklärt die Migros ihr neues Bewertungsystem.

«Beim Tierwohl werden bis zu zehn verschiedene Faktoren beurteilt und bewertet», sagt Marketing-Chef Matthias Wunderlin (48). Darunter falle der Auslauf im Freien, der Einsatz von Medikamenten und der Transport.

Bei der Beurteilung des Klimas fliesse die ganze Ökobilanz ein, so Wunderlin. «Vom Anbau über den Einsatz von Wasser und Dünger, bis hin zum Transport und der Verpackung.»

Die Methode zur Bewertung des Tierwohls hat die Berner Fachhochschule Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften entwickelt. Die Daten erhebt die Migros selbst.

Das Bewertungs-Raster fürs Klima stammt vom Ökobilanzunternehmen Treeze. Es wurde von der Klimaschutzberatung My Climate überprüft.

Alle Eigenprodukte sollen zukünftig bewertet werden

Nicht für jedes einzelne Produkt wird eine Bewertung berechnet, sondern für ganze Gruppen, zum Beispiel Schweizer Äpfel. Beim Fleisch wird etwas detaillierter unterschieden. Hier werden die Produkte nach Herkunft und Qualität in Produktegruppen eingeteilt.

«Wir wissen, dass wir noch nicht perfekt sind», so Wunderlin. «Aber wir geben alles, was wir wissen, an unsere Kundinnen und Kunden weiter». Gestartet wird 100 mit bewerteten Produkten. Ziel sei es, in Zukunft alle Eigenmarkenprodukte zu bewerten: von der Milch bis zu den Socken.

Auch der Basilikum aus Kenia wird bald Sterne bekommen. Warum wird er aber nicht gleich ganz aus dem Sortiment genommen? «Jedes Produkt hat seine Vor- und Nachteile», erklärt Wunderlin. «Aber wir müssen uns schon die Fragen stellen, ob wir irgendwann ganz auf Flugtransporte verzichten können?»

Wunderlin ist überzeugt, dass das Rating auch einen Einfluss auf das Sortiment haben wird. «Wenn ein Produkt nur einen Stern hat, werde das bestimmt ein Ansporn für die Produktmanager sein, zu prüfen, ob das Produkt nachhaltiger werden kann, oder ob es eine nachhaltigere Alternative dafür gibt.

Noch ein Label mehr für mehr Durchblick?

Transparenz zu schaffen, damit die Kundinnen und Kunden einfacher einkaufen können, sei das Ziel, so Wunderlin.

Ob ein weiteres Label im ganzen Etiketten-Wirrwarr, den man mittlerweile auf Produkten findet, wirklich Durchblick verschafft? «Wir versuchen grundsätzlich die Anzahl der Labels zu reduzieren», verspricht der Marketing-Manager von Migros.

«Blödsinniges gibt es schon»

Der WWF findet die Idee des «MCheck» gut: «Die Berechnung der Klimabelastung der einzelnen Produkte basiert auf seriösen Grundlagen. Sie bezieht sich auf die Menge CO2, die bei der Produktion eines Kilogramms des Produktes ausgestossen werden», erklärt Corina Gyssler, Kommunikationsbeauftragte des WWF. Das sei eine gute Methodik, um Lebensmittel miteinander zu vergleichen.

Die Erdbeeren, die es jetzt im Laden gibt – wie die wohl bewertet werden? «Typischerweise wird der Transport von den meisten überschätzt – ausser beim Flugtransport, da ist die Klimabilanz immer schlecht,» so Migros-Marketing-Chef Wunderlin. Blödsinniges gäbe es aber natürlich schon, fügt er an: «Warum müssen zum Beispiel Spargeln eingeflogen werden?». Darum werden die Spargel nur per Lastwagen oder allenfalls per Schiff zur Migros transportiert.

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