Es ist ein Projekt, das die Schweizer Landwirtschaft von Grund auf revolutionieren könnte: Die vertikale Farm mitten in Basel. Sechs Monate dauerte die Bauzeit der drei Hallen, in denen Federkohl und Schnittsalat in die Höhe wachsen. Jetzt sind die ersten Produkte erntereif.
Das Projekt ist schweizweit einzigartig. Die Migros spricht von der «Farm der Zukunft». Der Detailhandelsgigant erhofft sich davon ein nachhaltiges Anbaukonzept, das «den Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte tapfer entgegensteht», wie es in einer Mitteilung vom Montag heisst.
Keine Konkurrenz für lokale Bauern
Ab morgen Dienstag sind erste Produkte aus dem Stadt-Labor in Basler Migros-Filialen erhältlich. Neben Federkohl und Salat sind Mangold oder Wasabi Rucola im Angebot. Die Gemüsesorten müssten normalerweise importiert werden. Die Migros hat sich bewusst für den Anbau dieser Sorten entschieden, weil sie die Regionalität stärken will. Und weil der orange Riese die lokalen Bauern schonen möchte, die ohnehin schon in einem harten Wettbewerb stehen.
Für das Zukunftsgemüse arbeitet die Migros mit Firma Growcer zusammen. In den Indoor-Plantagen des Unternehmens stapelt sich ein Beet über dem anderen. So werden aus 400 Quadratmetern ein Vielfaches davon. Genauer: 1500 Quadratmeter. Fast das Vierfache! Gerade in urbanen Regionen mit Platzmangel ist das ein entscheidender Vorteil.
90 Prozent weniger Wasser
Das Pionier-Projekt ist ambitioniert. Der Schritt in die Vertikale soll die Produktion von landwirtschaftlichen Erzeugnissen in Grossstädten möglich machen. Konkret passiert das unter dem Einsatz modernster Technik. So werden unter anderem Licht, Temperatur, Luftfeuchtigkeit und die Nährstoffzufuhr automatisiert gemessen und an die Bedürfnisse der Setzlinge angepasst. So fällt die Abhängigkeit vom Wetter und der Jahreszeit weg. Die Produktion läuft das ganze Jahr über, weil kein Winter den Boden gefrieren lässt. Das Risiko eines Ernteausfalls wird praktisch eliminiert.
Wurzeln schlagen die Setzlinge nicht etwa in der Erde, sondern in einem Substrat aus Kokoswolle und Torf. Der Abbau des kohlenstoffhaltigen Torfs steht wegen Umweltbedenken jedoch in der Kritik. Growcer plant darum, auf Steinwolle umzusteigen.
Was kühn klingt, hat auch ökologische Vorteile. Mit Vertical Farming können bis zu 90 Prozent Wasser eingespart werden. Der Gebrauch von Pestiziden wird beinahe auf Null runtergefahren. Und die kurzen Transportwege sorgen für eine geringe Umweltbelastung.