«Entschuldigung, die Telefonverbindung ist nicht ideal», sagt Unternehmerin Zelia Zadra (30) als Erstes, als BLICK sie erreicht. Zadra ist aktuell in Portugal, wo die Surfbikinis ihrer Firma Oy Surf Apparel GmbH hergestellt werden, und bespricht dort die neuen Entwürfe. «Das ist keine neue Kollektion wie bei anderen Labels. Wir verbessern nur unsere Schnitte nach Rückmeldungen und erweitern Farben und Muster.»
Ihr ist wichtig, dass eine Kundin auch in fünf Jahren wieder den gleichen Bikinischnitt wählen kann – wenn sie dann einen neuen Bikini braucht. Aber am liebsten sei ihr, wenn die Kundin so lange wie möglich glücklich mit dem erworbenen Stück ist. In der neusten Kollektion aus Portugal wird deshalb die Linie einfach ergänzt, zum Beispiel mit einer Leggins und einem neuen Top.
«Nachhaltigkeit ist für mich in allen Facetten wichtig», sagt die Unternehmerin. So werden die Bikinis aus recyceltem Polyamid hergestellt, das unter anderem aus alten Fischernetzen oder Industrieabfall, zum Beispiel aus der Teppichproduktion, gewonnen wird. Da dieses Recyclingmaterial in Italien produziert wird, hat sie die Herstellung der Bikinis nach Portugal geholt, um so die Transportwege möglichst kurz zu halten.
Nirgends praktische und schöne Bikinis
Zwischen ihrer Grafikerlehre und dem Studium an der Zürcher Hochschule der Künste hatte Zadra ein Jahr Zeit: «Ich bin viel gereist, blieb länger in New York und auf Bali. Endlich hatte ich richtig Zeit zum Surfen», erzählt sie begeistert. Nicht nur zwei Wochen in den Ferien, sondern fünf Monate am Stück. Auf Bali merkte sie, wie billig ihr Surfbikini gemacht war, dass der Schnitt nicht passte und sie nirgends einen praktischen und schicken Bikini finden konnte. So entstand Oy Surf Apparel.
«Aus Freude an der Sache bin ich dazu gekommen. Es war nie mein Ziel, Unternehmerin zu werden, es hat sich so ergeben», erklärt Zadra rückblickend. Die ersten Surfbikinis entstanden 2012, der Onlineshop wurde 2013 entwickelt, und erst 2015 wurde die Firma gegründet. Heute wird sie von Zadra und ihrem Bruder, der in Berlin lebt, geführt.
«Ich lebe so mittel-nachhaltig»
«Dass wir heute davon leben können, hätte ich mir früher nicht vorstellen können», meint Zadra. Ihr Unternehmen sei für sie unerwartet gut gewachsen.
Gewachsen ist auch das Thema Nachhaltigkeit. «Von 2012 bis 2016 bin ich zum Kreieren der Kollektionen in allen Semesterferien und wann immer es ging nach Bali geflogen», erzählt Zadra. Heute fliegt sie kaum noch und reist nicht bloss für ein paar Tage nach Portugal: Sie ist seit sechs Wochen dort und wird noch weitere sechs bis sieben Wochen bleiben. «Es ist mir wichtig, länger an einem Ort zu sein. Die zurückgelegte Distanz und Zeit, die man am anderen Ort verbringt, sollten einander in einem vernünftigen Mass gegenüberstehen.»
«Im Moment lebe ich so mittel-nachhaltig. Ich bin definitiv viel geflogen in meiner Vergangenheit», sagt Zadra. Sie wähle sehr bewusst aus, was sie kaufe – sei es bei Kosmetik oder vor allem bei Kleidern. Diese müssen fair produziert sein und lange halten. «Sobald ein T-Shirt unglaublich günstig ist, ist doch klar, dass da etwas nicht stimmen kann!»
Obwohl sich die Zürcherin vegan ernährt, würde sie sich nicht als Veganerin bezeichnen. Denn wenn sie zu Besuch sei, esse sie alles – ausser Rahm und Milch. Denn Milchprodukte mag sie nicht. Für sich selbst kocht sie aber komplett vegan.
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Gut verpackte Schoggi
Die Lust auf Schokolade entdeckte sie zusammen mit Laura Schälchli, die sie im Jahr 2015 bei einem Gastronomieprojekt kennenlernte. Da begannen sie zu recherchieren, wie sich nachhaltige Schokolade produzieren lässt. Drei Jahre später verkauften sie im Team von La Flor die ersten Tafeln. Zadra ist zuständig bei La Flor für die Gestaltung aller Produkte und den Auftritt der Firma.
Die neuen Schokoladenverpackungen bei La Flor bestehen aus drei verschiedenen Komponenten: Die innerste Schicht ist aus einem Bio-Plastik gemacht. Die mittlere Schicht setzt sich aus einer Folie zusammen, die aus nachhaltig gewonnenen Holzfasern hergestellt wird und die Alufolie ersetzt, und bei der äussersten Schicht handelt es sich um ein Papier, das nicht wie üblich aus Holz, sondern aus landwirtschaftlichen Abfällen produziert wird.
Auch bei Oy Surf Apparel möchte Zadra noch mehr für die Umwelt bewirken – auch bei kleinen Dingen. So werden die Bikinis nicht mehr einzeln in Plastik verpackt vom Hersteller in Portugal in Lager verschickt. Und an die Kundin auch nicht. «Und schön wäre, wenn wir die Sachen papierlos verschicken könnten», sagt sie. Aber zum Retournieren ist es für die Kundin viel praktischer, wenn ein Lieferschein beiliegt.» Und wenn sie noch weiter in die Zukunft denkt: «In der Schweiz produzieren zu können, wäre das Höchste der Gefühle.»