Auf einen Blick
- Hydrogen Cooker: Solarbetriebene Kochstation für Entwicklungsländer
- Troendle und Jonin reisten nach Kamerun für Anpassungen
- 3,8 Millionen Todesfälle jährlich durch Innenluftverschmutzung
Kochen ist bei uns das Normalste der Welt und mit wenig Risiko verbunden. Nicht aber in Entwicklungsländern. Gemäss der World Health Organization (WHO) kochen weltweit 2,6 Milliarden Menschen an offenen Feuerstellen – mit teils verheerenden Folgen. Denn jährlich sterben 3,8 Millionen Menschen infolge der Innenluftverschmutzung.
Die beiden Studenten Stefan Troendle (31) und Matthieu Jonin (31) wollen etwas dagegen tun. Sie haben den Hydrogen Cooker, eine tragbare solar- und wasserstoffbetriebene Kochstation, entwickelt und wollen damit ein ernstes Problem lösen. Für ihre Erfindung werden sie am Mittwoch mit dem nationalen James Dyson Award ausgezeichnet, einem Preis für innovative und nachhaltige Ideen von Studierenden.
Sie sind voller Erfindergeist
Die beiden ergänzen einander mit ihrem jeweiligen Know-how ideal. Stefan Troendle studiert Produktdesign an der École cantonale d'art de Lausanne (ECAL) und Matthieu Jonin hat an der École polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL) Maschinenbau studiert und ist mittlerweile dort angestellt.
Für ihre jeweiligen Fachgebiete begeistern sie sich schon lange. Troendle wuchs in Deutschland auf, hat seine Berufung für Industriedesign bereits in Jugendjahren entdeckt und wusste früh, dass er mit seinem Studium etwas bewegen möchte: «Mir war immer klar, dass ich meine Energie in etwas Bedeutsames stecken will», sagt Troendle.
Jonin hingegen stammt aus der Westschweiz und ist der Mann fürs Technische. Mit Umweltthemen hatte er vor seinem Studium noch nicht viel zu tun gehabt: «Ich habe erst an der EPFL meine Faszination für erneuerbare Energien entdeckt», so Jonin.
Schlaue Köpfe liefern schlaue Lösungen
Der Hydrogen Cooker ist ein Herzensprojekt für die beiden Tüftler. «Es macht Freude, an einem Projekt zu arbeiten, das nachhaltig einen Effekt hinterlassen soll», sagen Troendle und Jonin.
Auf das Problem aufmerksam wurden die beiden Studenten infolge eines Pilotprojekts der EPFL, der ECAL und des schweizerisch-kamerunischen Start-ups Softpower. Ein erster Prototyp ihrer Kochstation stand bereits. Im Rahmen ihrer Diplomarbeit wurden die beiden dann ins Boot geholt, den Hydrogen Cooker weiter auszuarbeiten. Zwei Jahre sind seither vergangen.
Zu jetzigem Zeitpunkt arbeiten die beiden nicht zusammen am Projekt. Während Jonin an der EPFL an der Marktreife des Geräts arbeitet, nimmt sich Troendle momentan eine Auszeit und erkundet in den USA die Natur.
Auf Mission in Kamerun
Mit ihrer Kochstation im Gepäck sind die beiden nach Kamerun gereist, in ein Land, wo Kochalternativen zum offenen Feuer weitestgehend fehlen. «Die Menschen kochen dort ganz anders», sagen die beiden 31-Jährigen. So mussten sie ihre Erfindung auf die Bedürfnisse der örtlichen Bevölkerung abstimmen.
Troendle und Jonin führten Umfragen durch, erkundeten lokale Produktionsmöglichkeiten und kochten gemeinsam mit fünf verschiedenen Familien. «Uns war es wichtig, mit den Leuten direkten Kontakt aufzubauen und zu verstehen, was ihre Anliegen sind», sagt Troendle.
Während intensiven Wochen lernten sie so die Kultur und das Alltagsgeschehen Kameruns hautnah kennen: «Die meisten kochen in halboffenen Räumen mit Feuer. Der Rauch kann kaum abziehen und bildet damit eine Gefahr», erklären die beiden Studenten. Vor allem für die Kinder sei das ein grosses Risiko.
Die Zukunft gehöre dem Wasserstoff
Ihre Kochstation kommt ohne Feuer aus, sie wird mit Strom aus örtlichen Solaranlagen und mit Wasserstoffflaschen betrieben. Damit ist ihre Erfindung eine umwelt- und gesundheitsverträgliche Alternative zum Kochen am offenen Feuer, wie es in Entwicklungsländern verbreitet ist.
Troendle und Jonin nehmen sich für die Zukunft viel vor. Ihr Hydrogen Cooker soll langfristig nicht nur in Kamerun, sondern auch in Küchen Europas zum Einsatz kommen. «Wir haben keine Zahlen als Ziel definiert, aber wir sind der Überzeugung, dass wir konkurrenzfähig sein können», sagen Troendle und Jonin. Aktuell arbeiten die beiden daran, ihre Erfindung marktreif zu gestalten.