Schweizer Forscher warnt vor Öko-Kollaps
Jetzt schwappt die Hitzewelle in die Ozeane

Nicht nur an Land, sondern auch im Meer nehmen Hitzewellen im Zuge des Klimawandels dramatisch zu. Mit Folgen für die Fischerei, fand ein Forschungsteam der Universität Bern und der ETH Zürich heraus.
Publiziert: 18.08.2018 um 18:11 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 22:36 Uhr
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Nicht nur an Land, auch im Meer nehmen die Hitzewellen wegen der Klimaerwärmung dramatisch zu.
Foto: Getty Images
Christian Maurer

Eine Studie von Schweizer Forschern im Fachblatt «Nature» zeigt, dass im Zuge des Klimawandels nicht nur Hitzewellen an Land immer häufiger werden: Auch die Hitzewellen im Meer haben deutlich zugenommen. Von 1982 bis 2016 hat sich die Anzahl Hitzetage mit um mehrere Grad erhöhten Wassertemperaturen über eine längere Zeit in den Ozeanen verdoppelt. 

Und das ist erst der Anfang, wie Thomas Frölicher von der Uni Bern und seine Kollegen Nicolas Gruber und Erich Fischer von der ETH Zürich herausfanden: Selbst wenn sich die Klimaerwärmung auf 1,5 Grad Celsius begrenzen liesse, wie es im Pariser Klimaabkommen als Ziel festgehalten wurde, wird sich die Anzahl mariner Hitzetage wahrscheinlich versechzehnfachen. Steigt die weltweite Durchschnittstemperatur um 3,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit, nimmt die Zahl der marinen Hitzetage den Berechnungen zufolge um den Faktor 41 zu. Die grössten Veränderungen betreffen den tropischen Pazifik und den Arktischen Ozean.

Marine Hitzewellen werden zum Alltag gehören, prognostiziert Frölicher. Und: «Die Anzahl von Hitzewellen im Meer nimmt rascher zu als an Land», ergänzt Erich Fischer. Obwohl die Erwärmung über der Landoberfläche grösser ist als über den Ozeanen, reagieren die Meere wesentlich sensibler. Das liege daran, dass die Schwankungsbreite der Temperaturen im Wasser viel geringer sei als in der Atmosphäre.

Ist Klimawandel normal?

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Der Boden als natürliche Lebensgrundlage steht schon heute unter grossem Druck, und mit dem Klimawandel warten neue Bedrohungen. (Themenbild)
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KEYSTONE/GAETAN BALLY

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Fischerei spürt die marinen Hitzewellen

Der Hitzestress bringt ganze Ökosysteme aus dem Gleichgewicht: Artengesellschaften und Verbreitungsgebiete verschieben sich, viele Arten geraten unter solchen Druck, dass sie aussterben.

Inzwischen bekommt die auch Fischereiindustrie die Veränderungen in den Ozeanen zu spüren. Eine Hitzewelle im Nordwestatlantik im Jahr 2012 führte dazu, dass die Hummersaison zu früh einsetzte, als weder Lieferkette noch Konsumenten auf Hummer eingestellt waren.

Am besten sieht man's an den Korallenriffen

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Besonders eindrücklich aber sind die verheerenden Auswirkungen der marinen Hitzewellen an Korallenriffen zu beobachten. Bisher konnten sich die Korallen von den Auswirkungen der marinen Hitzewellen oft erholen, so Frölicher. «Werden die Abstände zwischen diesen Ereignissen jedoch kürzer, haben die Korallen keine Zeit mehr sich zu regenerieren, und es ist mit irreversiblen Schäden zu rechnen.»

Die Fachwelt diskutiere erst seit kurzem über die Extremereignisse in den Meeren als Folge des Klimawandels. «Sie können zu einem kompletten Wandel der marinen Ökosysteme führen. Und in einigen Fällen kehren diese selbst nach längerer Zeit nicht mehr in den ursprünglichen Zustand zurück», so Nicolas Gruber von der ETH. «Bei den marinen Hitzewellen kann dies zudem auch sehr abrupt geschehen.»

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