ETH-Forscher Reto Knutti über Hitzewelle
«Ja, es ist der Klimawandel»

Reto Knutti (45), Professor für Klimaphysik an der ETH Zürich, erklärt, was es mit der Hitzewelle auf sich hat.
Publiziert: 31.07.2018 um 10:59 Uhr
|
Aktualisiert: 14.09.2018 um 22:36 Uhr
Reto Knutti (45), Professor für Klimaphysik.
Foto: ETH Zürich
Interview: Christiane Binder

Reto Knutti (45), Professort für Klimaphysik an der ETH Zürich, erklärt, was es mit der Hitzewelle auf sich hat und was dagegen getan werden muss.

BLICK: Morgen, am 1. August, soll es 35 Grad heiss werden. Ist das der Klimawandel?
Reto Knutti: Ja, die derzeitige Hitze passt in die allgemeinen Voraussagen, dass heisser werdende Sommer eine Folge des menschengemachten Klimawandels sind.

Bleibt das so?
Es wird immer wieder heisse oder kalte Tage geben. Aber die Tendenz zu grosser Sommerhitze als Folge des Klimawandels wird sich fortsetzen.

Der Bund erwägt jetzt, einen Teil der A1 doppelstöckig zu führen. Wie passt das zusammen?
Es ist die klassische Diskrepanz zwischen Wissen und Tun. Die Forschung warnt seit 30 Jahren vor den Folgen des Klimawandels. Aber gleichzeitig will keiner etwas dagegen tun.

Stellen deshalb Klimawandelsleugner wie Donald Trump die Klimaforscher so aggressiv als Panikmacher hin?
Ja. Denn sie haben kein Klima-Problem. Sie haben ein Weltanschauungsproblem. Sie haben Angst, dass man ihnen etwas wegnimmt, zum Beispiel ihre SUVs. Sie verteidigen ihre eigene Freiheit und wollen nicht sehen, dass dieses Problem nur als Gesellschaft gemeinsam gelöst werden kann.

Können wir damit klarkommen?
Für die Natur ist es schwieriger. Ökosysteme können sich nicht so leicht anpassen. Aber der Mensch kann sich relativ gut schützen. Verhalten Sie sich einfach so, wie sich die Menschen im Süden verhalten. Halten Sie auch mal Siesta. 

Für die Wirtschaft ist das keine gute Aussicht.
Ja, die Arbeitsleistung nimmt bei Hitze massiv ab. Darauf wird man sich einstellen müssen. Man müsste zum Beispiel  mehr Klimaanlagen installieren. Allerdings kostet das. Die Landwirtschaft muss sich überlegen, ob sie künftig nicht Pflanzen anbaut, die weniger Wasser brauchen. Der Tourismus ist ebenfalls betroffen, man denke an den Wintersport.

Was heisst das für die Politik?
Sie muss sich auf eine griffige Klimapolitik einigen. Innerhalb der nächsten 30 Jahre müssen wir in Westeuropa weg von den fossilen Brenn- und Treibstoffen – runter auf null Emissionen. Auch bei Heizungen und dem Verkehr.

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Die 5 Hitze-Verlierer

Bauarbeiter

Eisenleger, Maurer und Strassenbauer leiden extrem unter der Hitze. «Es ist wichtig, dass sie in der Pause ein Schattenplätzchen aufsuchen können», sagt François Clément von der Gewerkschaft Unia zu BLICK. «Und es braucht auf jeder Baustelle frisches Wasser direkt am Arbeitsplatz.»

Hunde

Das Auto kann für Hunde zur Todesfalle werden, wie Tierschützerin Susy Utzinger sagt. «Den Hund niemals im Auto warten lassen. Das Auto heizt sich innert weniger Minuten auf.» Und: Bei diesen heissen Temperaturen sollte vermieden werden, dass der Wauwau auf Asphalt laufen muss. «Schon bei einer Lufttemperatur von 25 Grad kann sich der Boden auf 52 Grad erhitzen und die Pfoten ernsthaft verletzen.»

Kinos

Wenn es heiss ist, tun die Leute alles, nur nicht ins Kino gehen. «Das aktuelle Wetter hat auf jeden Fall einen negativen Einfluss auf die Kinobesuche in der Schweiz», sagt René Gerber von Procinema. In den USA sei es genau umge kehrt: «Dort flüchten die Menschen vor der Hitze in die Kinos.»

Landwirtschaft

«Mais stirbt ab, Gras verdorrt, die Tiere haben kein Futter mehr», sagt Sandra Helfenstein vom Bauernverband. Bis jetzt halte sich der Schaden zwar noch in Grenzen. Aber es ist weiterhin kein Regen in Sicht «Die Wetterprognosen machen uns grosse Angst. Den Bauern drohen existenzielle Verluste», so Helfenstein.

Wälder

Ist es heiss und trocken, herrscht Waldbrandgefahr. «Es entstehen direkte Schäden an Bäumen – oder sie erleiden Wachstumseinbussen», sagt Roberto Bolgè vom Bundesamt für Umwelt. Gleichzeitig seien die Bäume gegen Parasiten empfindlicher, weil sie wegen Hitze und Trockenheit geschwächt würden.
 

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Ausflugsberge

Wenn die Hitze unerträglich wird, hilft die Flucht in die Berge! Kein Wunder, strömen in diesen Tagen die Ausflügler auf den Säntis im Alpstein. «Es gibt für uns derzeit keine Verschnaufpausen», sagt Betriebsleiter Michael Wehrle zu BLICK. Alleine im Juli habe man 30 Prozent mehr Gäste verzeichnet als im Vorjahr.

Badis

Ob im Berner Marzili, dem Basler Joggeli oder dem Zürcher Mythenquai: In den Badis herrscht seit Wochen Dichtestress. Die Freibäder der Stadt Zürich verzeichnen sehr hohe Besucherzahlen. Bis am 29. Juli zählte das Sportamt bereits 1'418'536 Eintritte. Das sind zum Stichtag elf Prozent mehr als im bisherigen Rekordjahr 2015. 

Brauereien

Mit der Hitze kommt der Bierdurst. Trockene Kehlen bechern diesen Sommer insbesondere das beliebte Appenzeller Bier – und wie. «Die Verkaufszahlen sind heuer sehr erfreulich. Umso mehr, als wegen der WM ohnehin schon mehr Bier konsumiert worden ist», so Andreas Kilchherr von der Brauerei Locher AG. 

Metzgereien

Es gibt Leute, die lassen diesen Sommer den Grill fast täglich glühen. Das spürt etwa die Metzgerei Doggwiler in Luzern: «Unsere Wurstmaschinen laufen Tag und Nacht. Wir kommen kaum noch nach mit der Produktion», sagt Inhaber Urs Doggwiler zu BLICK. Der Bestseller diesen Hitzesommer ist die Fakir-Chiliwurst. 

Pop-up-Bars

Das Feierabendbier schmeckt besonders gut an einer der temporären Bars, die landauf landab über die Sommermonate aufpoppen. «Mit so einem Andrang haben wir niemals gerechnet», sagt Alex Rieder von der Berner Aarebar. Bislang habe man bloss 5 Regentage verzeichnet – kalkuliert waren 30! 

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