30 Milchkühe und Jungvieh sowie mehrere Pferde produzieren Strom und Wärme für das Daheim von Nicole und Ursin Riedi und ihren drei Kindern in Morissen GR im Val Lumnezia. In einer Mini-Biogas-Anlage, die mit dem neuen Zuhause gebaut wurde.
2004 hat Ursin Riedi (44) den Stall etwas ausserhalb des Dorfes von seinen Eltern übernommen. Er wohnt im Dorf und musste immer mit dem Auto rausfahren, um nach den Kühen zu schauen. Es entstand der Wunsch, neben dem Stall ein Haus zu bauen, damit er jederzeit zu seinen Tieren kann. «Wenn es sein muss, auch mal in Pyjama», sagt Riedi. Doch wie kann man ein Haus beheizen, und wie kann man das Abwasser entsorgen, wenn es keinen Kläranlagen-Anschluss hat?
Überzeugungskraft und Finanzhilfe
Dank Freunden und Verwandten kam Riedi auf die Idee, eine Kleinbiogasanlage mit Blockheizkraftwerk zu bauen und damit einerseits Strom zu produzieren, den Mist und das Abwasser des Hauses zu nutzen und zum Schluss noch Gülle zu haben, die nicht stinkt. «So können wir alles nutzen und die Umwelt schonen», sagt Riedi überzeugt.
Bis alles umgesetzt werden konnte, brauchte es aber viel Überzeugungskraft, Ausdauer und auch Hilfe. Gemeinde, Kanton und Versicherungen mussten überzeugt werden, dass ein Betrieb mit Gas nicht gefährlich ist. Finanzielle Hilfe für den Bau der Anlage gab es von der Schweizer Berghilfe.
Fast 59'000 Personen zeigten sich 2022 solidarisch mit der Bergbevölkerung: Über 38 Millionen Franken haben sie der Stiftung Schweizer Berghilfe gespendet. Seit 1943 setzt sich die Stiftung für Menschen in den Schweizer Bergen ein und finanziert Projekte, die Arbeitsplätze und Wertschöpfung im Berggebiet schaffen, damit die Bergregionen lebendig bleiben.
Im vergangenen Jahr unterstützte die gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Adliswil ZH mit 24,5 Millionen Franken insgesamt 474 Projekte aus den verschiedensten Bereichen.
Die Schweizer Berghilfe übernimmt die Restfinanzierung von geplanten Investitionen – das heisst, sie finanziert keine Projekte, die bereits abgeschlossen sind oder keine laufenden Kosten oder Betriebsdefizite. Die Antragssteller müssen zuerst eigene Mittel einbringen und alle anderen Finanzierungsquellen ausschöpfen. Erst wenn dann noch eine Finanzierungslücke besteht, kann die Berghilfe für einen A-fonds-perdu-Beitrag angefragt werden.
Fast 59'000 Personen zeigten sich 2022 solidarisch mit der Bergbevölkerung: Über 38 Millionen Franken haben sie der Stiftung Schweizer Berghilfe gespendet. Seit 1943 setzt sich die Stiftung für Menschen in den Schweizer Bergen ein und finanziert Projekte, die Arbeitsplätze und Wertschöpfung im Berggebiet schaffen, damit die Bergregionen lebendig bleiben.
Im vergangenen Jahr unterstützte die gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Adliswil ZH mit 24,5 Millionen Franken insgesamt 474 Projekte aus den verschiedensten Bereichen.
Die Schweizer Berghilfe übernimmt die Restfinanzierung von geplanten Investitionen – das heisst, sie finanziert keine Projekte, die bereits abgeschlossen sind oder keine laufenden Kosten oder Betriebsdefizite. Die Antragssteller müssen zuerst eigene Mittel einbringen und alle anderen Finanzierungsquellen ausschöpfen. Erst wenn dann noch eine Finanzierungslücke besteht, kann die Berghilfe für einen A-fonds-perdu-Beitrag angefragt werden.
Gülle, Abwasser und Käsereiabfälle
Heute produziert Riedi klimaneutral mit dem Mist ein Drittel Strom und zwei Drittel Wärme. «Fünf Kubikmeter Substrat brauchen wir dafür. Also das Volumen von rund 25 Badewannen Abwasser und im Sommer zudem Schotte, das ist Käsereiabfall», erklärt er. Die Masse wird fermentiert, dabei entsteht Gas und dieses wird in Strom und Wärme umgewandelt. Dafür wurden Leitungen und Tanks unter dem Vorplatz des Hauses verlegt.
Die flüssige Restmasse nutzt Riedi als Gülle. Als er auf dem Vorplatz einen Schachtdeckel öffnet, riecht man zur Überraschung statt dem erwarteten beissenden Ammoniakgeruch nur einen etwas modrigen Geschmack. Auch als er die flüssige Gülle auf die Schaufel fliessen lässt und aus dem Schacht hebt, stinkt es nicht.
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Begeistert ist Riedi aber nicht primär vom Nicht-Geruch, auch nicht allein von der Heizkraft, sondern vor allem von der Wirkung als Gülle. «Mit unbehandeltem Mist oder Gülle werden Gräser und Kräuter zum Teil stark verschmutzt und in ihrer Photosynthese-Leistung eingeschränkt – das ist, wie wenn man Solarzellen abdecken würde», erklärt er. Seine Gülle tut das nicht. Riedi verteilt sie zudem mit Schleppschläuchen, damit diese möglichst bodennah bleibt.
Für die nächste Generation
Was macht der Bauer in der warmen Jahreszeit, wenn die Kühe draussen sind und keinen Mist liefern? Damit weiterhin genügend Fermentiermaterial da ist, nimmt Riedi nach der Milch-Ablieferung den organischen Käsereiabfall mit. Von einem anderen Bauern nimmt er auch den Hühnermist mit. «Unsere Biogasanlage ist keine Insel-Lösung. Wir arbeiten hier alle zusammen», sagt der 44-jährige Bauer. So speisen Riedis die überflüssige Energie ins Stromnetz. Zu wenig Energie hatten sie noch nie.
«Dank des Düngers wachsen jetzt schon wieder feinere und unterschiedliche Gräser, wir produzieren unsere Energie klimaneutraler und ich kann jederzeit zu den Tieren schauen, ohne ins Auto steigen zu müssen», fasst Riedi zusammen. Aber das Wichtigste für ihn: «Die nächste Generation kann hier umweltfreundlich leben.» Als hätte er aufs Stichwort gewartet, kurvt der Sohn von Nicole und Ursin Riedi mit dem Velo an.