«Ohne Umstellung auf erneuerbare Heizungen schaffen wir die Ziele des Pariser Klimaübereinkommen nicht», sagt Thomas Jud, stellvertretender Leiter Sektion Gebäude beim Bundesamt für Energie zu BLICK. Denn 33 Prozent des gesamten C02-Ausstosses der Schweiz produzieren die Gebäude. Für den allergrössten Teil sind fossile Heizungen, also Öl- und Gasheizungen, verantwortlich.
Daniel (63) und Heidi (62) Prinzing aus St. Gallen sind letztes Jahr auf eine Ersondenheizung umgestiegen. «Just an Weihnachten 2018 stieg unsere Heizung aus: Ein Überlaufventil ging kaputt, und der Keller stand unter Wasser. Eine schöne Sauerei», erzählt Prinzing. Da es pressierte, wurde die Elektroheizung notdürftig repariert. Doch seiner Frau Heidi und ihm wurde da klar: «Wir brauchen eine neue Lösung.»
Plan mit dem Energieberater
Sie starteten das Projekt und gingen sehr strukturiert vor: Heizungsmonteur fragen, Immobilienmesse besuchen, Nachbarn fragen und sich auch im Bekanntenkreis umhören, wer schon wie eine Heizung saniert hat. Der entscheidende Tipp kam von einem Unternehmer aus dem Handball-Sponsor-Klub von Daniel Prinzing: «Lass dir von einem Energieberater eine saubere Energie-Analyse vom ganzen Haus machen.» Das leuchtete Prinzings ein, und so wurde das ganze Haus untersucht. Schnell wurde klar: «Wir haben uns dumm und dämlich bezahlt mit der alten Elektroheizung.»
Auf dem Tisch lagen nun Offerten für eine Heizung mit Erdsonde, Luft-Wasser-Wärme-Pumpe oder Erdgas. Erdgas kam für das Ehepaar nicht in Frage: «Erdgas ist und bleibt vorderhand ein fossiler Brennstoff, und ein solcher war wegen der CO2-Problematik keine Lösung für uns.» Da der Energieberater auch die Fördergelder von Stadt und Kanton St. Gallen abgeklärt und eingerechnet hatte, kam er zum Schluss, dass die Erdsonde gleich teuer wie die Luft-Wärme-Pumpe ist. Sie entschieden sich für eine Ersondenheizung.
Ölheizung ersetzt Ölheizung
In rund 60 Prozent aller Wohngebäude steht heute noch eine Öl- oder Gasheizung (fossile Heizungen), hat das Bundesamt für Energie ausgerechnet. Bis 2050 – um die Klimaziele zu erreichen – müssen diese ungefähr 900'000 Heizungen ersetzt sein. Also, 30'000 Stück jedes Jahr.
Aber 2018 wurden rund 23'000 Heizungen wieder durch fossile Heizungen ersetzt. «Das stimmt nachdenklich angesichts der Klimadebatte», sagt Thomas Jud vom Bundesamt für Energie. Darum lancieren sie am Dienstag an der Swissbau, der wichtigsten Baufachmesse der Schweiz, das Programm «Erneuerbar heizen». Das Programm soll dank Impulsberatungen den Hausbesitzerinnen und -besitzern aufzeigen, was es neben Öl- und Gasheizungen noch für Möglichkeiten gibt.
Beratungen bringen Geld ein
Diese Beratungen werden oft von Fachleuten aus der Heizungsbranche gemacht, die geschult wurden vom Bundesamt für Energie. Auf der neu geschaffenen Webseite von «Energie Schweiz» findet man die Adressen dieser Fachleute. Doch wer eine neue Heizung braucht, wird wohl kaum den Weg zu dieser Webseite finden. Darum sind die Branchenleute, Kantone, Städte, Gemeinden, aber auch die Raiffeisen mit beim Programm «Erneuerbar Heizen» dabei. Den Hauseigentümer-Verband sucht man bisher vergeblich. «Wir sind aber mit dem Hauseigentümer-Verband im Kontakt und pflegen eine gute Zusammenarbeit», sagt Jud.
Die Prinzings haben es dank eines Tipps von Bekannten also schon richtig gemacht. Und das hat sich gelohnt: «Unser Berater kannte alle Fördergelder und wusste, wo er nachfragen muss.»
Die von Energie Schweiz lancierten Impulsberatungen kosten zwischen 350 bis 500 Franken. Aber: «Von vielen Kantonen werden die Kosten teilweise übernommen. Und diese Beratung kann sie vor Fehlinvestitionen schützen», meint Jud.
Parat für die Zukunft
Gut lief es bei Prinzings. Obwohl die Erdsondenbohrung kniffliger war als gedacht: Strasse, Garage und 30 Treppen hoch zum Haus machten es nicht ganz einfach, tief in die Erde zu bohren. Aber in einer Sommerferienwoche war die Erdsondenbohrung gemacht. «Und dann ging alles ganz fix», erzählt Daniel Prinzing.
Sein Tipp: «Viel zuhören, viel reden und viel fragen.» Und gute Handwerker aussuchen. So hat ein Handwerker einen kleinen Denkfehler in der Planung rasch behoben.
«Wir werden nicht mehr zwanzig Jahre hier wohnen. Und wenn dann eine jüngere Familie in unser Haus zieht, ist energetisch bereits schon viel gemacht», freuen sich Prinzings für die Zukunft. Die Wertsteigung des Hauses sehen sie pragmatisch: «Das sehen wir dann, wenn wir das Haus verkaufen.»
Die Swissbau in Basel findet alle zwei Jahre statt und gehört zu den grössten Baumessen Europas. Vom 14. bis 18. Januar wird die Swissbau wieder zum wichtigsten Branchentreffpunkt der Bauwirtschaft in der Schweiz und soll gegen 100'000 Messebesucher nach Basel locken. 902 Aussteller aus 17 Ländern haben sich für die fünf Messetage für 2020 angemeldet.
Die Swissbau in Basel findet alle zwei Jahre statt und gehört zu den grössten Baumessen Europas. Vom 14. bis 18. Januar wird die Swissbau wieder zum wichtigsten Branchentreffpunkt der Bauwirtschaft in der Schweiz und soll gegen 100'000 Messebesucher nach Basel locken. 902 Aussteller aus 17 Ländern haben sich für die fünf Messetage für 2020 angemeldet.