In Algerien sind bisher 65 Menschen in Zusammenhang mit Feuern im Land getötet worden, wie das staatliche Fernsehen am Mittwoch berichtete. 37 Zivilisten und 28 Soldaten seien in den Flammen gestorben. 12 verletzte Soldaten befinden sich demnach zudem in kritischem Zustand. In Griechenland beruhigt sich die Situation zumindest vorläufig leicht, in der Türkei lassen starke Winde das Brandrisiko weiter steigen.
In Algerien sind insgesamt mehr als 100 Brände ausgebrochen, von denen 86 noch immer nicht gelöscht seien, meldete die staatliche Nachrichtenagentur APS unter Berufung auf die zuständige Behörde für Wälder im Land. Besonders betroffen ist die Region Tizi Ouzou östlich der Hauptstadt Algier – dort wüten den Angaben nach derzeit noch 30 Grossbrände.
Griechenland
In Griechenland hat sich die Lage bei den Grossbränden derweil leicht entspannt. Auf der zweitgrössten griechischen Insel Euböa gab es am Mittwoch weiterhin viele, aber kleinere Brände. Weil die Rauchentwicklung nicht mehr so stark war, konnten die Löschflugzeuge und -hubschrauber am Morgen besser löschen, wie griechische Medien berichteten. Einen Hoffnungsschimmer liefert zudem das Wetter: Für den Abend sind auf der Insel Regenfälle angekündigt. Die Menschen hoffen, dass sie wirklich kommen und stark genug ausfallen.
Auf der Halbinsel Peloponnes wütet das Feuer ebenfalls weiter, doch auch dort war die Lage am Mittwoch etwas besser, wie der griechische Feuerwehrchef Stefanos Kolokouris dem Fernsehsender Skai sagte. Das liege nicht zuletzt an den vielen internationalen Helfern. Insgesamt sind in der Region 578 Feuerwehrleute mit 181 Fahrzeugen im Einsatz. Unterstützt werden sie von sieben Löschflugzeugen und sieben Löschhubschraubern.
Türkei
In der Türkei machen den Einsatzkräften unterdessen starker Wind und Temperaturen um die 40 Grad zu schaffen. Zwei Brände in den Bergen der Gemeinde Köycegiz im westtürkischen Mugla seien erneut ausser Kontrolle geraten, sagte der Leiter der örtlichen Feuerwehr, Bahattin Yavuz, der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch. Dörfer seien aber nicht bedroht. Die Brände in dem schwer zugänglichen Gelände würden aus der Luft und mit Kräften am Boden bekämpft. In der Provinz Antalya sei ein neuer Brand in der Nähe eines Wohngebietes der Stadt Manavgat ausgebrochen, sagte eine Sprecherin der dpa.
Zwei Wochen nach Beginn der Brände sind die meisten Feuer unter Kontrolle. Dennoch können Funken immer wieder überspringen und wegen der extremen Trockenheit in Verbindung mit Winden Feuer auslösen. «Bis zum Oktober besteht das Risiko weiterer Brände», warnte Doganay Tolunay, Forstingenieur an der Istanbul-Universität.
Italien
In Italien kämpfte die Feuerwehr in der Nacht und am Vormittag weiter gegen die Waldbrände im Süden und auf der Insel Sizilien. Am südöstlichen Rand des Naturschutzgebiets um das Madonie-Gebirge loderten mehrere Feuer in der Morgendämmerung am Horizont, wie ein Video der Feuerwehr am Mittwoch zeigte. Die Flammen gelangten auch in die Nähe von Häusern oder frassen sich an meterhohen Bäumen hoch. Landwirtschaftsminister Stefano Patuanelli kam am Mittwoch nach Sizilien, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Am Dienstag war er auf der Insel Sardinien, um die Brandschäden an der Westküste zu begutachten.
Die Feuerwehr hatte nach eigenen Angaben vom Mittwochvormittag mehr als 300 Waldbrandeinsätze in den zurückliegenden zwölf Stunden. Sieben Löschflugzeuge hätten frühmorgens wieder abgehoben. Besonders betroffen war zuletzt neben Sizilien auch die Region Kalabrien im äussersten Süden des italienischen Festlandes. Zehntausende Einsätze zählte die Feuerwehr bereits in diesem Jahr, weit mehr als im Vorjahr 2020, jedoch etwas weniger als im besonders schwierigen Waldbrandjahr 2017.
In Kalabrien bedrohen die Flammen vor allem den Aspromonte Nationalpark – ein bei der Unesco gelisteter Geopark. Die Regionalregierung rief zu Hilfsaktionen und Spenden für die geschädigten Landwirte auf. Der Bürgermeister der Gemeinde Roccaforte del Greco, die in dem Park liegt, hatte in einem Brief darum gebeten. Ernten und Tiere seien den Bränden zum Opfer gefallen. Am Mittwoch erwarteten die Behörden eine Hitzewelle für viele Teile Italiens mit Temperaturen teilweise weit über 40 Grad Celsius. Das Brandrisiko besteht weiter durch die anhaltende Trockenheit und starke Winde. Brandstiftung gilt in vielen Fällen als Ursache.
Russland und Tunesien
Auch in Russland brennen Wälder. Landesweit zählte die Forstschutzbehörde mehr als 250 Brände auf einer Gesamtfläche von rund 3,9 Millionen Hektar – mehr als am Vortag. Das entspricht etwa der Fläche des deutschen Bundeslands Baden-Württemberg. Viele Brände werden den Angaben zufolge gar nicht erst gelöscht, weil sie keine Dörfer bedrohten oder weil Löscharbeiten zu teuer seien.
In Tunesien brachen bislang zwölf Waldbrände aus, wie die Staatsagentur TAP unter Berufung auf den Katastrophenschutz meldete. Sechs Feuer seien aber inzwischen wieder gelöscht worden und es gebe keine Opfer. Das nordafrikanische Land ächzte in den vergangen Tagen unter einer Hitzewelle von Temperaturen bis zu 49 Grad. Weitere Waldbrände wüten beispielsweise auch im US-Bundesstaat Kalifornien und in mehreren Länder von Südamerika sowie Afrika. (SDA/bra)