«Zehn Jahre Arbeit sind zerstört»
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Biolandwirt hat alles verloren:«Zehn Jahre Arbeit sind zerstört»

Brände während Dürreperiode in Südeuropa: Warum wird jetzt im Wald gezündelt?
Die Mafia ist Feuer und Flamme

Seit Wochen lodern Waldbrände in Südeuropa. Besonders betroffen ist neben Griechenland und der Türkei auch die Insel Sizilien. Dort wächst der Verdacht auf mehrfache Brandstiftung.
Publiziert: 10.08.2021 um 19:22 Uhr
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Aktualisiert: 10.08.2021 um 23:03 Uhr
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Der sizilianische Biolandwirt Emanuele Feltri (38) aus Sciddicuni verlor im Feuer seine Existenz. Er glaubt fest, dass die Mafia den Brand vorsätzlich legte.
Foto: zVg
Myrte Müller

Über 150 alte Olivenbäume sind bis auf die Wurzeln verkohlt. Die Hühner verbrannten, der Hund wurde vom Feuer schwer verletzt. Emanuele Feltri (38) aus Sciddicuni bei Paternò (I) kann gerade noch die Flammen stoppen, bevor sie auf seinen Hof überspringen. «Zehn Jahre Arbeit sind zerstört», klagt der Biolandwirt. Doch an höhere Gewalt glaubt der Sizilianer nicht. «An sieben verschiedenen Stellen gleichzeitig brachen hier die Brände aus», sagt der Bauer und äussert seinen Verdacht: «Das ist kein Zufall. Da war die Mafia am Werk.»

Hinter der Brandstiftung stehen handfeste Interessen

Emanuele Feltri führt seit Jahren einen erbitterten privaten Kampf gegen die verbrecherische Müllentsorgung in seinem Tal, zeigte immer wieder Mafiosi an. Möglicherweise wollte die Mafia ihre illegalen Deponien abfackeln. Rache oder Einschüchterung schliesst der Präsident der sizilianischen Antimafia-Kommission Claudio Fava (64) aber durchaus auch nicht aus: «Früher schickte die Cosa Nostra Patronen, heute legt sie Feuer!» Die Mafia habe die Finger bei vielen Bränden im Spiel, davon geht der Politiker aus. Dahinter stünden auch handfeste Interessen, besonders im Zentrum Siziliens, in Provinzen wie Enna und Caltanissetta, wo Jagd auf Grundstücke für lukrative Fotovoltaik-Anlagen gemacht würde. Ferner werden Brände gelegt, um den «Pizzo» (das Schutzgeld) zu erpressen.

In einer Pressekonferenz sagt Claudio Fava: «Es sind nicht Barbecues oder trockene Sträucher, die unsere Wälder anzünden. Zu 98 bis 99 Prozent sind es Brandstifter!» Der jährliche Regionalplan zu Brandprävention und Brandschutz zählt die Hauptgründe der Brandstiftung auf: Feuer sollen die Felder von Unkraut, Wald und Haine von Bäumen befreien, damit sie als Weideland genutzt werden können. Zudem gäbe es die «Feuer-Industrie». Brände sorgen für Arbeitsplätze bei der Löschung und Sichtung von Brandherden und bei der darauffolgenden Wiederaufforstung. Da hilft schon mal der eine oder andere Tagelöhner nach.

Nur vier Prozent der Brände haben natürliche Ursachen

Italiens Umweltminister Roberto Cingolani (59) bestätigt den hohen Anteil der Brandstifter an der Brandkatastrophe. Im Juli seien über 70 Prozent aller Brände der Ferieninseln Sizilien und Sardinien auf Menschenhand zurückzuführen, fast 58 Prozent der Feuer seien mit Vorsatz gelegt worden, so der Politiker. Für den WWF werden 96 Prozent der Feuer im Mittelmeerraum direkt von Menschen verursacht, ob fahrlässig oder absichtlich. Nur vier Prozent der Brände hätten natürliche Ursachen.

Die Umweltschutzorganisation «Legambiente Sicilia» fordert Gegenmassnahmen. Abgebranntes Land sollte 10 bis 15 Jahren nach dem Feuer weder beweidet noch bebaut werden dürfen. Der Appell des Präsidenten Gianfranco Zanna: «Wir müssen den Teufelskreis endlich bremsen! Sonst haben wir die Brände jedes Jahr aufs Neue.»

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