Im Norden Athens wird das Ausmass der Schäden immer deutlicher. Nach ersten vorsichtigen Schätzungen sollen mehr als 300 Häuser und Industriebauten verbrannt sein. Schwierigkeiten bereitet auch der Wiederaufbau des Stromnetzes. «Es wird bis zu 15 Tage dauern, bis der Strom überall wieder fliesst», sagte ein Techniker der Elektrizitätsgesellschaft am Sonntagmorgen dem Fernsehsender Skai.
Mindestens 1300 Strommasten seien verbrannt oder beschädigt und müssten ausgetauscht werden. Auch die Wasserversorgung ist noch nicht vollständig wiederhergestellt, betroffen seien unter anderem mehrere nördliche Vororte Athens, berichtete die Tageszeitung «Kathimerini». Noch gar nicht abzuschätzen ist der ökologische Schaden durch die grosse Fläche verbrannten Waldes.
Inselbewohner verärgert
Erstmals seit Beginn der Waldbrände auf der Insel Euböa Anfang der Woche sind dort am Sonntag massive Lufteinsätze gegen die Flammen geflogen worden. Im nördlichen Teil der Insel stehen viele Quadratkilometer Wald in Flammen, von Samstag auf Sonntag kämpften die Bewohner gegen bis zu sieben Kilometer lange Feuerwände.
Die Verbitterung bei den Menschen ist gross, weil die Löscharbeiten aus der Luft sich in den vergangenen Tagen auf den Norden Athens konzentriert hatten. «Man hat uns brennen lassen», sagte ein Mann dem Fernsehsender Skai.
Man habe keine andere Wahl gehabt, heisst es hingegen bei den Rettungskräften. «Wir konnten nicht überall sein. Man muss sich nur vorstellen, die Flammen im Norden Athens hätten sich auf dicht besiedeltes Gebiet ausgeweitet», wurde ein Feuerwehrmann zitiert.
Schweiz hilft löschen
Auch der griechische Premier Kyriakos Mitsotakis hatte in den vergangenen Tagen immer wieder betont, Menschenleben hätten Priorität vor Besitz und Wald. Im Grossraum Athen leben rund vier Millionen Menschen, Euböa hat etwa 220 000 Einwohner. Das derzeit von Bränden betroffene Gebiet besteht hauptsächlich aus Wald.
Griechenland kämpft seit über einer Woche gegen massive Waldbrände. Neben Hilfe aus Frankreich, Rumänien, Israel, Ägypten, Schweden, der Schweiz und Zypern hat am Samstag auch Deutschland Unterstützung durch Feuerwehrleute und das Technische Hilfswerk zugesagt. (SDA/gf)