Darum gehts
- Nachhaltige Kindererziehung: Tipps für klimafreundliches Leben im Alltag
- Spielzeug selbst machen, Abfall reduzieren und eigenen Gemüsegarten anlegen
- Zehn Tipps für Eltern, um Kinder früh zu nachhaltigem Handeln anzuleiten
Eine Studie aus Schweden suggerierte vor einigen Jahren, dass Kinderkriegen umweltschädlich sei. Überbevölkerung, Klimawandel und Ressourcenknappheit waren die Schlagwörter. Die umstrittene Studie suggerierte, dass jedes neugeborene Kind jährlich fast 60 Tonnen CO2 verursache – eine Klimaschande also. Allerdings wurde diese These mittlerweile widerlegt, unter anderem, weil auch potenzielle Nachfahren der Neugeborenen in die CO2-Kalkulation miteinberechnet wurden.
Viel wichtiger als die Kinderfrage an sich ist heute, wie Kinder aufwachsen, damit sie früh ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit entwickeln und den Ressourcen Sorge tragen. Wie geht das? Mit diesen zehn Tipps lernen Kinder früh, im Alltag nachhaltige Entscheidungen zu treffen, um klimafreundlicher zu leben.
Spielzeug selber machen
Auch wenn Kinderaugen oft genau dort leuchten in der Spielwarenabteilung, wo Plastik in allen möglichen Farben und Formen glänzt – Spielzeug muss nicht immer aus Kunststoff bestehen und aufwendig in Plastik verpackt sein. Holzspielzeug ist eine sinnvolle Alternative aus nachhaltigem Material – oft ist dieses Spielzeug in Papier oder Karton verpackt. Abgesehen davon muss Spielzeug, das die Kleinen erfreut, nicht immer neu sein – vielleicht gibt es im Estrich der Oma ja noch eine alte Kugelbahn, einen Holzzug oder eine Puppensammlung, der mit der nächsten Generation noch einmal frisches Leben eingehaucht werden kann?
Auch selbst gemachtes Spielzeug ist eine tolle, nachhaltige Idee. Zum Beispiel ein selbstgebastelter Sockenbär aus alten Socken, statt eines neuen Plüschtieres aus dem Supermarkt? Ausserdem bietet die Natur eine Fülle an natürlichem Spielzeug: Stöcke, Steine, Blätter, Sand...
Basteln mit Abfall?
Für Bastelzubehör in die Papeterie, um bunte Papiere, Kartons und allerhand Plastikteile wie Augen, Kugeln etc. zu kaufen? Das muss nicht sein. Im eigenen Abfall finden sich so viele Schätze, die verbastelt werden können! Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt: WC-Rölleli, Konfi-Gläser, Joghurtbecher und Co. freuen sich auf ein neues Leben im Upcycling-Gewand.
Und auch beim Basteln bietet die Natur zahlreiche Alternativen: Blätter trocknen, Kartoffelstempel oder Steinmanndli sind die bekanntesten.
Abfall reduzieren
Sind die Bastelutensilien schon mal vom Abfall getrennt, ist der Müllberg bereits geschrumpft. Der Güsel bietet aber noch mehr: Welche Verpackungen können als Aufbewahrungsboxen für Spielzeug oder als Behälter für den Vorratsschrank gebraucht werden? Welche Tüten sind wiederverwendbar? Auch Kompostieren kann für Kinder eine spannende und lehrreiche Sache sein. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Wurmhotel auf dem Balkon, dass die Kinder betreuen dürfen? Und zu guter Letzt ist der Gang zur Recyclingstelle für die meisten Kinder ein Spass: Wer hat als Kind nicht gerne leere Flaschen im dafür vorgesehenen Container zerschmettert?
Food Waste vermeiden
Die richtige Menge Essen aufzutischen, ist gerade bei Familien mit Kindern in unterschiedlichem Alter und verschiedenen Geschmäckern nicht immer ganz einfach. Drei Tipps helfen, Food Waste zu reduzieren.
- Erstens: Es empfiehlt sich, den Kids grundsätzlich kleine Mengen anzubieten, dann dürfen sie sich Nachschlag holen, wenn sie noch hungrig sind.
- Zweitens: Resten in neuen Menükreationen am nächsten Tag in einer neuen Form auftischen. Ideen gibt es online zahlreiche.
- Drittens: Auch wenn es langweilig klingt: Wochenmenüpläne und Einkaufslisten sind ein Game-Changer. Damit sparen Familien nicht nur Geld, sondern reduzieren fast garantiert auch Food Waste.
Weniger Fleisch essen
Wenn Kinder früh lernen, was im Burger oder im Fischstäbli eigentlich drin ist, reduzieren sie ihren Fleischkonsum – und damit oft auch ungesunden Fastfood – vielleicht ganz automatisch. Schliesslich sind fast alle Kinder Tierliebhaber. Beim Erklären müssen Eltern nicht dramatisch sein, aber eben auch nicht verschweigen, dass im Hamburger halt ein Kälbli drin ist. Das Kind kann dann selber entscheiden, was es mit dieser Information macht. Ausserdem hilft es natürlich, wenn Eltern ihren Kindern auch eine gesunde und fleischarme Ernährung vorleben.
Eigener Gemüse- oder Kräutergarten
Ob auf dem Balkon oder im Garten: Ein Beet, für welches das Kind mit der Hilfe der Eltern zuständig ist, kann eine schöne Freizeitbeschäftigung sein und bringt grosse Freude bei der Ernte. Ausserdem bildet es das Bewusstsein, wenn klar wird, welche aufwendige Prozesse hinter Lebensmittel stecken – so lernen Kinder, bewusster damit umzugehen. Ein Tomatenstock, Kressebeet oder ein duftender Kräutergarten sind ideal für kleine Gärtner.
Leitungswasser trinken
Wo es geht, bietet Kindern Leitungswasser zum Trinken an. So können ganz viele Plastikflaschen eingespart werden. Statt Softdrinks bieten sich nachhaltigere und gesündere Alternativen an: Macht mit den Kindern selber Gurken-, Zitronen- oder Beerenwasser.
Und wenn wir schon beim Thema Leitungswasser sind: Bringt euren Kindern früh bei, dass es wichtig ist, Wasser zu sparen. Beim Zähneputzen können Kinder das einfach lernen, wenn sie den Wasserhahn selber zu- und wieder aufmachen oder die Badewanne nur so voll machen, wie es eben nötig ist.
Nachhaltiges Schulmaterial
Beim Kauf von Schulmaterial können nachhaltige Eltern auf das FSC-Siegel bei Papier oder das CE-Siegel bei Stiften achten – die Gütesiegel stellen sicher, dass die Produkte aus ökologischen Materialien und sozial nachhaltigen Produktionen stammen. Inzwischen gibt es viele Schulranzen, die aus recycelten PET-Flaschen hergestellt sind. Eine gute Möglichkeit, mit einem solchen Kauf den Kleinen das Prinzip von Recycling kindergerecht zu erklären.
Secondhand Kinderkleider
Sind die Kinder noch kleiner, oder legen nicht allzu viel Wert darauf, was sie anziehen wollen, sind Kleiderbörsen oder Secondhandshops für Kinderkleider eine nachhaltige und auch kostengünstige Option. Je älter die Kinder werden, desto eher wollen sie bei der Kleiderwahl auch mitreden. Erklären Eltern ihrem Nachwuchs, wie viel Arbeit hinter einem neuen T-Shirt steckt und warum es eben durchaus auch Sinn macht, ein Kleidungsstück von Geschwistern nachzutragen, lernen Kids, zu verstehen, dass sie nicht jede Saison eine neue Garderobe kaufen können. Und wenn es ab und zu ein neues Teil gibt: Vielleicht gibt es eine nachhaltigere Option als Fast Fashion, die zwar günstig ist, aber oft mit Kinderarbeit, desaströsen Arbeitsbedingungen, Unterbezahlung und dem Einsatz von Chemikalien verbunden ist.
Zu Fuss zur Schule und ins Training
In der Schweiz ist es an den meisten Orten gang und gäbe, dass Schulkinder zu Fuss in den Unterricht gehen. Beim Fussballtraining, dem Musikunterricht oder zum Besuch von Freunden sieht es dann aber oft schon anders aus und das Mama-Taxi springt ein. Wo können Autofahrten reduziert werden? Wo können Familien zum Beispiel mit dem Velo gemeinsam hin? Auch hier gilt: Lernen Kinder früh, warum Autofahrten (wie auch Ferienreisen mit dem Flugzeug etc.) klimaschädlich sind, ist die Chance gross, dass sie dieses Bewusstsein mit ins Erwachsenenalter nehmen und selber umweltfreundlichere Entscheidungen treffen.