Bekannt ist das Projekt vor allem durch die beeindruckenden Bilder in Deutschland und Österreich aufgezogener Vögel, die Ultraleichtflugzeugen über die Alpen in ihr italienisches Überwinterungsgebiet folgen.
Von dort kehren Tiere inzwischen eigenständig zurück und ziehen selbst Küken auf. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Johannes Fritz vom österreichischen Unternehmen Waldrappteam Conservation and Research und Sinah Drenske vom Leibniz-IZW hatten Daten von fast 400 Vögeln aus zwölf Jahren (2008-2019) ausgewertet und Zukunftsszenarien modelliert. Ausgewildert wurden auch Vögel, die im Zoo Zürich geschlüpft waren.
Mehr über den Waldrapp
Überlebensrate und Fortpflanzungsrate hoch
Die ausgewilderte Population, die sich seit 2011 erfolgreich fortpflanzt, umfasst demnach aktuell etwa 200 Vögel in Österreich und Süddeutschland. 250 wilde Jungvögel seien in den Kolonien aufgewachsen. Die Überlebensrate im ersten Jahr liegt bei 52 Prozent für die wild geschlüpften und bei 73 Prozent für die freigelassenen Jungvögel, wie das Team im Fachjournal «Oryx» berichtet.
Auch die Überlebensrate erwachsener Vögel sei hoch, ebenso die Fortpflanzungsrate. Der Reproduktionserfolg liege deutlich über den Werten der meisten wildlebenden Bestände und Zookolonien, sagte Fritz. «Wir führen dies auf das reichhaltige Nahrungsangebot in den Brutgebieten zurück.»
Weitere Schutzmassnahmen und Auswilderungen geplant
Auch Umweltkatastrophen könne die Population recht gut kompensieren, hiess es weiter. Im November 2022 zum Beispiel waren bei einem Orkan 27 Waldrappe ums Leben gekommen. Trotz der guten Aussichten seien weitere Massnahmen nötig. So sollten Verluste durch Stromschlag an ungesicherten Strommasten und durch illegale Vogeljagd in Italien bekämpft werden. Auch sollte es weitere Auswilderungen geben.
Mehr zum Vogelschutz
Der Waldrapp (Geronticus eremita) ist Naturschutzverbänden zufolge einer der seltensten Vögel der Welt. Markante Merkmale sind sein kahles Gesicht, der sichelförmige, rote Schnabel und strubbelige Nackenfedern. Die Art brütet gerne in der Nähe von Gewässern an Felsklippen und Steilküsten.
Die gänsegrossen Zugvögel lebten einst verbreitet im Alpen- und Mittelmeerraum. Im 17. Jahrhundert starb der Waldrapp in der Schweiz, sowie im Rest Mitteleuropas, aus. Offenbar wurden die Vögel gerne gejagt und verspeist, wie der Zürcher Naturforscher Conrad Gessner im Jahre 1557 schrieb. Später wurden die letzten Waldrappen geschossen, um sie als Trophäen und für naturhistorische Museen auszustopfen. (SDA)