«Den meisten Menschen ist gar nicht bewusst, wie dramatisch schlecht es den Vögeln heutzutage geht», wurde Beat Wartmann, Autor des Berichts in einer Mitteilung von Birdlife vom Mittwoch zitiert. Weil die Veränderungen schleichend und langsam geschehen, gewöhnt sich der Mensch laut Wartmann immer wieder an die neue Situation. «Niemand kann sich heute mehr an diese Zeit zurückerinnern.»
Viele Arten schweizweit ausgestorben
Für den Bericht hat er hunderte alte Karteikarten durchforstet und antike Bücher und weitere Quellen analysiert. In der Linthebene und in anderen Feuchtgebieten brüteten demnach vor 100 Jahren Kiebitz, Grosser Brachvogel, Bekassine und Rotschenkel wie auch Tüpfelsumpfhuhn, Kleines Sumpfhuhn und Zwergsumpfhuhn. Von diesen Arten ist nur der Kiebitz als Brutvogel übrig geblieben.
Im Mittelland waren Arten wie Rebhuhn, Grauammer, Baumpieper, Raubwürger oder Braunkehlchen häufig anzutreffen. Die Arten sind heute im Mittelland fast oder ganz ausgestorben, Rebhuhn und Raubwürger sind sogar schweizweit ausgestorben. In den Obstgärten um die Siedlungen brüteten damals noch Rotkopfwürger, Gartenrotschwanz, Wendehals und Steinkauz. Ersterer ist heute in der Schweiz ausgestorben, die anderen gelten als gefährdet.
Neue Arten in der Schweiz
Insgesamt stehen heute 60 Prozent der Vögel auf der Schweizer Roten Liste oder Vorwarnliste, heisst es im Bericht. Gründe dafür seien die «Anbauschlacht» nach dem zweiten Weltkrieg, sowie die Kanalisierungen vieler Bäche und Flüsse.
In den letzten 100 Jahren konnten sich laut dem Bericht dennoch auch ein paar neue Arten in der Schweiz ansiedeln - oder zumindest Terrain gutmachen. In den allermeisten Fällen handelt es sich um Kulturfolger oder besonders anpassungsfähige Arten wie Türkentaube, Alpensegler oder Saatkrähe. Aufgrund besserer Jagdgesetze erholten sich zudem mehrere Reiher- und Greifvogelarten, die früher rigoros verfolgt worden waren.
(SDA)