Es ist der umfassendste Evolutionsbeweis bei Wiederkäuern: Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung der Paläontologen Bastien Mennecart und Loïc Costeur vom Naturhistorischen Museum Basel gelang es, die Evolution der Säugetiergruppe über 35 Millionen Jahre nachzuverfolgen. Die Ergebnisse publizierten die Forscher in der renommierten Zeitschrift «Nature Communications».
Verstecktes Organ als Schlüssel zum Erfolg
Dabei zeigte sich das Innenohr als Schlüssel zum Erfolg: Kaum ein anderes Organ lässt sich so zweifelsfrei zwischen Tierfamilien abgrenzen. Das Gehör- und Gleichgewichtsorgan wurde bereits zuvor intensiv untersucht und gilt seit langem als Beweis für die Evolution der Säugetiere. Die gerollte Gehörschnecke, welche für Säugetiere typisch ist, entwickelte sich bereits vor rund 150 Millionen Jahren.
Nun konnte das Forscherteam um Mennecart und Costeur dank moderner Verfahren den Gehörgang von rund 200 ausgestorbenen und lebenden Wiederkäuern dreidimensional abbilden. Sie zeigten so auf, wie sich die Form der Innenohren aufgrund klimatischer Faktoren entwickelte. So breiteten sich beispielsweise Giraffenarten besonders in warmen Gebieten aus, während sich andere Tiere wie etwa Hornträger und Hirsche vor allem in kühlen Bedingungen behaupteten. Je unterschiedlicher sich das Klima in den Ausbreitungsgebieten zeigte, desto diverser entwickelten sich die Arten.
Verschiebung der Landmassen führte zu neuen Arten
Nicht nur das Klima beeinflusste die Entwicklung der Wiederkäuer. Auch die Verschiebung der Kontinente hatte einen bedeutenden Einfluss. So wanderten beispielsweise vor rund drei Millionen Jahre Hirsche von Nordamerika nach Südamerika, als zwischen den beiden Erdteilen eine Landbrücke entstand. Durch die neuen Lebensräume bildeten sich zahlreiche Hirscharten, wie die Forscher mit der Veränderung der Innenohrformen nachweisen konnten. Noch leben knapp die Hälfte aller bekannten Hirscharten in Südamerika.