Evolutionsforscher Svante Pääbo
Der Nobelpreisträger wandert gerne in der Schweiz

Der schwedische Biologe Svante Pääbo erhält den diesjährigen Medizin-Nobelpreis. Er wird für seine Entdeckungen in der menschlichen Evolutionsforschung ausgezeichnet. Ein kleines bisschen gewinnt mit ihm auch die Schweiz.
Publiziert: 03.10.2022 um 16:24 Uhr
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Aktualisiert: 03.10.2022 um 18:28 Uhr
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Svante Pääbo gewinnt den Medizin-Nobelpreis 2022.
Foto: AFP
Joschka Schaffner

Dank ihm wissen wir mehr über uns selbst: Der in Deutschland tätige Svante Pääbo (67) und sein Team konnten als erste Forscher überhaupt das Genom des vor 30’000 Jahren ausgestorbenen Neandertalers vollständig entschlüsseln. Dafür gewinnt der Schwede den Nobelpreis in Medizin.

Grundstein für die genetische Evolutionsforschung

Während ihrer Forschung entdeckten Pääbo und seine Mitarbeiter auch eine zweite ausgestorbene Menschenart, den Denisova-Menschen oder den Denisovaner, der sich zur selben Zeit entwickelte. Er wurde nach seinem Fundort in den gleichnamigen Höhlen Sibiriens getauft.

Pääbos Arbeit zeigte auf, wie sich die beiden Menschenarten in Europa und Asien mit dem modernen Menschen fortpflanzten, als dieser vor rund 70’000 Jahren aus Afrika einwanderte. Die dabei ausgetauschten Gene finden sich noch heute in Menschen aus Europa und Asien. Sie spielen unter anderem eine wichtige Rolle in der Reaktion des Immunsystems auf Krankheitserreger.

Die Entdeckungen von Pääbo legten den Grundstein für die Erforschung der genetischen Unterschiede zwischen dem modernen Menschen und den Menschenarten, die er verdrängte. Sie führten zu einem komplett neuen Forschungsfeld: der sogenannten Paläogenomik.

Stelle an Universität Zürich

Svante Pääbos Weg zum Nobelpreis führte auch über die Schweiz: Während seiner Doktorarbeit in Uppsala (Schweden) kam der Forscher aus Stockholm für zwei Monate an das Institut für Molekularbiologie der Universität Zürich, um sich in neuen Techniken zu schulen. Nach dem Doktortitel arbeitete er 1986 erneut für kurze Zeit im Institut.

Molekularbiologe Walter Schaffner (77), damals Jungprofessor im Institut, ist bis heute mit Pääbo befreundet. «Er kam oft zu mir nach Hause, wir hatten immer ein sehr gutes Verhältnis», erzählt Schaffner. «Er ist eine sehr gewinnende und am Boden gebliebene Person. Bei der Arbeit liess er nie locker und hatte stets ein Auge für die richtigen Experimente. Zu Recht hat er nun als Forscher so viele Preise gewonnen.» Noch heute treffen sich die beiden regelmässig: «Gerade letztes Jahr wanderten wir etwa zusammen in der Schweiz.» Bald solle Pääbo wieder auf Besuch kommen – jedenfalls nachdem sich der Rummel um seine Person etwas gelegt habe.

Nach Zürich zog Pääbo weiter in die USA, bevor er 1990 in München Professor wurde. Dort konnte er erste DNA-Fragmente von Neandertalern aufschlüsseln. Ab 1997 führte er diese Arbeit am Max-Planck-Institut in Leipzig weiter. Obwohl sein Aufenthalt in der Schweiz nur kurz war, überreichte die Universität Zürich Pääbo 1994 den Ehrendoktor.

Auch sein Vater gewann den Nobelpreis

Mit dem Medizin-Nobelpreis tritt Pääbo 40 Jahre später in die Fussstapfen seines Vaters: Der Biochemiker Sune Bergström gewann diesen bereits 1982. Da Pääbo einer ausserehelichen Beziehung mit einer estnischen Chemikerin entstammt, stritt Bergström bis zu seinem Tod ab, Pääbos Vater zu sein.

Die Auszeichnung ist mit zehn Millionen Schwedischen Kronen dotiert, umgerechnet rund 887’000 Franken. Die Preisübergabe findet traditionell am 10. Dezember – dem Todestag des Gründers Alfred Nobel (1833-1896) – in Stockholm statt.

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