Alles, was uns der König der kanadischen Wildnis hinterlassen hat, sind ein paar eingetrocknete Spuren in Schuhgrösse 50. Hier ist irgendwann ein Grizzlybär durch die Weite getrottet. Wir sind völlig aus dem Häuschen.
Unterwegs sind wir mit dem Schweizer Bärenforscher Reno Sommerhalder im Unesco-gewürdigten Banff Nationalpark in den kanadischen Rocky Mountains. Jener Gebirgskette, die vom amerikanischen New Mexiko 5000 Kilometer lang bis nach Kanada reicht. In den Zeiten des Wilden Westens waren die Dreitausender eine fast unüberwindbare Schranke auf dem Weg nach Westen. Heute ist das Gebirge durch Schienen und Strassen gezähmt, die Magie dieser weiten Natur fasziniert dennoch vom ersten Augenblick an.
In British Columbia leben etwa 150 000 Schwarzbären und 15 000 Grizzlybären. Beide Arten vermeiden den Kontakt mit Menschen. Kommt es zu einem Unfall, liegt das an falschem menschlichem Verhalten. Folgendes sollte man beachten:
- Immer ein Bärenspray am Gürtel tragen. Der starke Pfefferspray vertreibt die Tiere.
- Seien Sie beim Wandern laut, Bären gehen dem Menschen aus dem Weg.
- Wandern Sie in kleinen Gruppen (und nicht alleine, wie der Autor dieses Textes).
- Treffen Sie auf einen Bären, bleiben Sie ruhig und holen den Spray aus der Halterung.
- Hat er Sie nicht gesehen, beobachten Sie kurz und gehen dann leise zurück.
- Hat er Sie wahrgenommen, bleiben Sie stehen, machen Sie sich gross und sprechen ruhig auf das Tier ein. Keine hektischen Bewegungen, keine Schreie. Niemals wegrennen! Gehen Sie langsam rückwärts. Er soll merken, dass Sie keine Gefahr sind.
- Kommt der Bär aggressiv auf Sie zu, bleiben Sie unbedingt stehen (!!), vermeiden Sie Augenkontakt, halten Sie den Spray vor sich (erst einsetzen, wenn das Tier auf etwa 7 Meter herangekommen ist). Bleibt der Bär stehen, gehen Sie zurück.
- Greift der Bär an, legen Sie sich breitbeinig auf den Bauch, Arme über Kopf und Genick, stellen Sie sich tot. Der Bär verliert schnell das Interesse und geht – sie stehen nicht auf seinem Speisezettel!
Erkundigen Sie sich vor Ort nochmals über die Verhaltensregeln und lassen Sie sich den Gebrauch des Sprays zeigen.
Wichtig: Es gibt keinen Grund, «Angst» vor der unbändigen kanadischen Natur zu haben! Geniessen die tollen Erlebnisse!
In British Columbia leben etwa 150 000 Schwarzbären und 15 000 Grizzlybären. Beide Arten vermeiden den Kontakt mit Menschen. Kommt es zu einem Unfall, liegt das an falschem menschlichem Verhalten. Folgendes sollte man beachten:
- Immer ein Bärenspray am Gürtel tragen. Der starke Pfefferspray vertreibt die Tiere.
- Seien Sie beim Wandern laut, Bären gehen dem Menschen aus dem Weg.
- Wandern Sie in kleinen Gruppen (und nicht alleine, wie der Autor dieses Textes).
- Treffen Sie auf einen Bären, bleiben Sie ruhig und holen den Spray aus der Halterung.
- Hat er Sie nicht gesehen, beobachten Sie kurz und gehen dann leise zurück.
- Hat er Sie wahrgenommen, bleiben Sie stehen, machen Sie sich gross und sprechen ruhig auf das Tier ein. Keine hektischen Bewegungen, keine Schreie. Niemals wegrennen! Gehen Sie langsam rückwärts. Er soll merken, dass Sie keine Gefahr sind.
- Kommt der Bär aggressiv auf Sie zu, bleiben Sie unbedingt stehen (!!), vermeiden Sie Augenkontakt, halten Sie den Spray vor sich (erst einsetzen, wenn das Tier auf etwa 7 Meter herangekommen ist). Bleibt der Bär stehen, gehen Sie zurück.
- Greift der Bär an, legen Sie sich breitbeinig auf den Bauch, Arme über Kopf und Genick, stellen Sie sich tot. Der Bär verliert schnell das Interesse und geht – sie stehen nicht auf seinem Speisezettel!
Erkundigen Sie sich vor Ort nochmals über die Verhaltensregeln und lassen Sie sich den Gebrauch des Sprays zeigen.
Wichtig: Es gibt keinen Grund, «Angst» vor der unbändigen kanadischen Natur zu haben! Geniessen die tollen Erlebnisse!
Berggipfel wie Toblerone-Zacken, blau-weisse Gletscher, schwarze Nadelwälder, die viele Stunden an uns vorbeiziehen, und Seen so türkis wie flüssige Jade: Die kanadischen Rockies stammen direkt aus dem Baukasten Gottes. Doch in der sandfarbenen Heidelandschaft, durch die uns Sommerhalder führt, ist die Idylle zerfetzt. In der Erde gähnen grässliche Löcher. Sommerhalder weiss, warum: «Hier hat ein Grizzly nach Erdhörnchen gebuddelt.»
Banff Nationalpark
Neben der grenzenlosen, rauen Natur ist die Tierwelt der grösste Besuchermagnet im Banff Nationalpark. Ausser Grizzlys streifen hier noch Schwarzbären, Wölfe, Elche und Mufflons durch die Bergwelt und natürlich Outdoorfreaks auf der Suche nach Abenteuer und dem unbändigen Flair des Wilden Westens.
Den gibt es allerdings nicht nur im Nirgendwo, sondern auch 80 Kilometer weiter östlich in den verspiegelten Hochhausfluchten der Millionenstadt Calgary, der unangefochtenen Westernhauptstadt Kanadas. Hier riecht es zuweilen immer noch nach Pferdemist und Cowboy-Schweiss. Vor allem an der Calgary Stampede, dem grössten Rodeo der Welt. Jährlich strömen etwa eine Million Profi-und Freizeitcowboys in die Stadt und verwandeln die sonst friedliche City in einen Hexenkessel mit Musikshows, Paraden, Jahrmarkt und knallharten Wettkämpfen. In neun Disziplinen kämpfen die besten Cowgirls und -boys um zwei Millionen Dollar Preisgeld. Stardisziplin mit dem grössten Adrenalinkick ist das «Bare Back Riding»: ein acht Sekunden langer Höllenritt auf dem Rücken eines ungezähmten Pferdes.
Calgary
Das Cowboy-Handwerk hat in der weiten Graslandschaft um die Millionenmetropole Calgary eine lange Tradition. Dementsprechend allgegenwärtig ist hier der Western-Look: Businessanzug mit Cowboyhut und Westernboots ist die Regel. Da fühlen wir uns mit unseren funktionstüchtigen Trekkingschuhen ziemlich schäbig.
«Oh, I see! You should cowboy up your life» – wir sollen unserem Leben einen Cowboytouch verpassen, rät uns ein Banker in einer Bar. Sprichts und drückt uns einen Namen in die Hand: Alberta Boot Company. Das Taxi bringt uns zu einer lumpigen Lagerhalle, die sich als Westernhimmel entpuppt. In den Regalen sind die Cowboystiefel aneinandergereiht, nebst den einfachen auch solche aus Straussen-, Känguru-, Stachelrochen- oder Alligatorenleder. Dass in Calgary noch Stiefel genäht werden, ist eine kleine Sensation: Alberta Boots ist eine der letzten Schuhmanufakturen in Kanada – die meisten Schuhe werden mittlerweile in Asien zusammengeschustert.
«200 Arbeitsschritte sind nötig, bis aus 14 Quadratmeter Leder ein paar Boots werden», erläutert Ben Gerwin, der das Traditionsunternehmen in der dritten Generation führt. Nur etwa 4000 Paare stellt die kleine Manufaktur jährlich her. Wenn wir schon mal da sind, probieren wir auch ein paar Stiefel an. «Nur wenn der Schuh perfekt sitzt, kann man die Stiefel jahrelang tragen», erläutert Ben. Ehe wir uns versehen, hat jeder ein Paar mitgenommen. Abends, in der Western Disco, bei Linedance und einem Drink, führen wir die neuen Stiefel aus und fühlen uns schon ein bisschen wie ein Local.
Warum sind Sie nach Banff gezogen?
Ich hatte unweit von Banff vor 30 Jahren meine erste Erfahrung mit einem Bären, der in der Nacht in mein Zelt eindringen wollte. Das Bimmeln eines kleinen Schweizer Kuhglöckchens, dass ich jeweils in der Nacht am Zeltdach befestigte, weckte mich auf. Schock ist wohl das beste Wort zu beschreiben, wie ich mich fühlte, als ich den Bären eine Armlänge vor mir im Halbdunkel erkannte. Doch diese Erstbegegnung weckte mein Interesse an dieser Region und an Bären.
Woher kommt ihre Liebe zu den Bären?
Ich habe durch Bären viel über mich selber erfahren, gar zu mir selber gefunden. Meine Arbeit dreht sich hauptsächlich um den Schutz dieser Tiere. Sie brauchen unsere Hilfe mehr denn je, denn ihr Lebensraum schrumpft weltweit rasant!
Sie kommen Ihnen extrem nahe, wieso haben Sie keine Angst?
Bären sind uns Menschen gegenüber sehr tolerant. Sie sind keine klassischen Raubtiere, sondern Allesfresser wie wir Menschen auch. Von Haus aus sind sie friedfertig und versuchen, Konflikte zu meiden. Und nach drei intensiven Jahrzehnten unter Bären verstehe ich ihre Signale und kann mein Verhalten den Situationen entsprechend anpassen. Ich rate trotzdem niemandem, sich ohne Vorbereitung und Wissen einem Bären zu nähern, sondern diesen aus der Distanz zu bewundern.
Wie sollte ich mich als Wanderer im Banff Nationalpark verhalten?
Das «A und O» im Bärenland ist, sich mit Hilfe unserer Stimme bemerkbar zu machen und so potenziell gefährlichen Überraschungsbegegnungen aus dem Weg zu gehen. Hat man das Glück und erspäht einen Grizzly, dann sollte man die Begegnung geniessen, so lange zwischen dem Bär und dem Beobachter genügend Distanz vorhanden ist. Verhält sich der Bär eigenartig oder man fühlt sich in der gegebenen Situation unwohl, sollte man sich langsam zurückziehen und dabei mit ruhiger Stimme mit dem Tier sprechen. Obwohl ich ihn bisher höchst selten angewendet habe, trage ich auf jeder Wanderung Pfefferspray bei mir.
Was war Ihr schönstes Bärenerlebnis?
Oh, da gibt es viele. Zum Beispiel Situationen, in denen mir die Tiere mit grossem Vertrauen begegnen. Neulich hat eine Bärenmutter fünf Meter vor meinen Füssen ihre drei Jungen gesäugt. Das war grossartig.
In der Schweiz wird diskutiert, Wölfe zum Abschuss frei zu geben. Was ist Ihre Meinung dazu?
Vor wenigen Wochen war ich mit unserer kleinen Ara (bald 5 Jahre alt) auf einer Wanderung unweit von Banff unterwegs. Wir sassen still und bewunderten einen grossen Hirschbullen, der in etwa 30 Metern Entfernung graste. Als er plötzlich mit intensivem Blick über meine Schulter starrte, wusste ich, dass wir nicht mehr alleine waren. Innert wenigen Sekunden spazierten sechs Wölfe zehn Meter vor uns vorbei, ohne uns eines einzigen Blicks zu würdigen. So begegnen wir den intelligenten Wölfen jedes Jahr. Weltweit existieren kaum Nachweise, die auf Konflikte zwischen Wolf und Mensch hindeuten. Bauern treten oft massiv gegen die Ansiedlung von Wölfen auf, weil diese ab und zu Schafe töten. Doch das kann ich nur schwer verstehen, da diese Verluste ersetzt werden. Zudem existieren effektive Schutzmassnahmen, die diese Verluste minimieren. In unserer wohlhabenden Schweiz sollten diese vergleichbar kleinen Verluste zu verschmerzen sein.
Wie kann ein Miteinander zwischen Mensch, Bär und Wolf gelingen?
Mit Respekt, Verständnis und Toleranz. Zumindest mit ähnlich viel Toleranz, die uns die Wildtiere mit ihren doch sehr bescheidenen Bedürfnissen schon so lange vorleben. Bär ist Bär, und Wolf bleibt Wolf, egal wo auf der Welt man sich befindet. In der Schweiz ist der Bestand an Beutetieren sogar noch höher als hier bei uns in den Rockies, so dass es für ein paar Bären und Wölfe ausreichen sollte. Eine friedliche Co-Existenz zwischen Mensch, Bär und Wolf ist in der Schweiz möglich. Vor allem dann, wenn wir es schaffen, unsere Existenzangst zu lindern. Wir müssen es nur wollen.
Wie sehen Ihre nächsten Projekte aus?
Momentan unterstütze ich ein Bären- und Tigerprojekt im Osten Russlands. Ideen für ähnliche Projekte existieren in Alaska, Bhutan und British Columbia.
Tipp: Reno Sommerhalder bietet geführte Bären-Touren an. Seine nächste Bärentour führt ihm mit Gästen ins russische Kamchatka. Bei Interesse: www.renosommerhalder.ch
Warum sind Sie nach Banff gezogen?
Ich hatte unweit von Banff vor 30 Jahren meine erste Erfahrung mit einem Bären, der in der Nacht in mein Zelt eindringen wollte. Das Bimmeln eines kleinen Schweizer Kuhglöckchens, dass ich jeweils in der Nacht am Zeltdach befestigte, weckte mich auf. Schock ist wohl das beste Wort zu beschreiben, wie ich mich fühlte, als ich den Bären eine Armlänge vor mir im Halbdunkel erkannte. Doch diese Erstbegegnung weckte mein Interesse an dieser Region und an Bären.
Woher kommt ihre Liebe zu den Bären?
Ich habe durch Bären viel über mich selber erfahren, gar zu mir selber gefunden. Meine Arbeit dreht sich hauptsächlich um den Schutz dieser Tiere. Sie brauchen unsere Hilfe mehr denn je, denn ihr Lebensraum schrumpft weltweit rasant!
Sie kommen Ihnen extrem nahe, wieso haben Sie keine Angst?
Bären sind uns Menschen gegenüber sehr tolerant. Sie sind keine klassischen Raubtiere, sondern Allesfresser wie wir Menschen auch. Von Haus aus sind sie friedfertig und versuchen, Konflikte zu meiden. Und nach drei intensiven Jahrzehnten unter Bären verstehe ich ihre Signale und kann mein Verhalten den Situationen entsprechend anpassen. Ich rate trotzdem niemandem, sich ohne Vorbereitung und Wissen einem Bären zu nähern, sondern diesen aus der Distanz zu bewundern.
Wie sollte ich mich als Wanderer im Banff Nationalpark verhalten?
Das «A und O» im Bärenland ist, sich mit Hilfe unserer Stimme bemerkbar zu machen und so potenziell gefährlichen Überraschungsbegegnungen aus dem Weg zu gehen. Hat man das Glück und erspäht einen Grizzly, dann sollte man die Begegnung geniessen, so lange zwischen dem Bär und dem Beobachter genügend Distanz vorhanden ist. Verhält sich der Bär eigenartig oder man fühlt sich in der gegebenen Situation unwohl, sollte man sich langsam zurückziehen und dabei mit ruhiger Stimme mit dem Tier sprechen. Obwohl ich ihn bisher höchst selten angewendet habe, trage ich auf jeder Wanderung Pfefferspray bei mir.
Was war Ihr schönstes Bärenerlebnis?
Oh, da gibt es viele. Zum Beispiel Situationen, in denen mir die Tiere mit grossem Vertrauen begegnen. Neulich hat eine Bärenmutter fünf Meter vor meinen Füssen ihre drei Jungen gesäugt. Das war grossartig.
In der Schweiz wird diskutiert, Wölfe zum Abschuss frei zu geben. Was ist Ihre Meinung dazu?
Vor wenigen Wochen war ich mit unserer kleinen Ara (bald 5 Jahre alt) auf einer Wanderung unweit von Banff unterwegs. Wir sassen still und bewunderten einen grossen Hirschbullen, der in etwa 30 Metern Entfernung graste. Als er plötzlich mit intensivem Blick über meine Schulter starrte, wusste ich, dass wir nicht mehr alleine waren. Innert wenigen Sekunden spazierten sechs Wölfe zehn Meter vor uns vorbei, ohne uns eines einzigen Blicks zu würdigen. So begegnen wir den intelligenten Wölfen jedes Jahr. Weltweit existieren kaum Nachweise, die auf Konflikte zwischen Wolf und Mensch hindeuten. Bauern treten oft massiv gegen die Ansiedlung von Wölfen auf, weil diese ab und zu Schafe töten. Doch das kann ich nur schwer verstehen, da diese Verluste ersetzt werden. Zudem existieren effektive Schutzmassnahmen, die diese Verluste minimieren. In unserer wohlhabenden Schweiz sollten diese vergleichbar kleinen Verluste zu verschmerzen sein.
Wie kann ein Miteinander zwischen Mensch, Bär und Wolf gelingen?
Mit Respekt, Verständnis und Toleranz. Zumindest mit ähnlich viel Toleranz, die uns die Wildtiere mit ihren doch sehr bescheidenen Bedürfnissen schon so lange vorleben. Bär ist Bär, und Wolf bleibt Wolf, egal wo auf der Welt man sich befindet. In der Schweiz ist der Bestand an Beutetieren sogar noch höher als hier bei uns in den Rockies, so dass es für ein paar Bären und Wölfe ausreichen sollte. Eine friedliche Co-Existenz zwischen Mensch, Bär und Wolf ist in der Schweiz möglich. Vor allem dann, wenn wir es schaffen, unsere Existenzangst zu lindern. Wir müssen es nur wollen.
Wie sehen Ihre nächsten Projekte aus?
Momentan unterstütze ich ein Bären- und Tigerprojekt im Osten Russlands. Ideen für ähnliche Projekte existieren in Alaska, Bhutan und British Columbia.
Tipp: Reno Sommerhalder bietet geführte Bären-Touren an. Seine nächste Bärentour führt ihm mit Gästen ins russische Kamchatka. Bei Interesse: www.renosommerhalder.ch