Abenteuer am Gleitschirm
Hier liegt einem die Welt zu Füssen

Paragliding boomt in der Schweiz. Mehr als 15'000 aktive Gleitschirmpiloten steigen regelmässig in die Lüfte und verwirklichen sich den Traum vom Fliegen. Regelmässig am Schweizer Himmel anzutreffen ist auch einer der weltbesten Paraglider unserer Zeit.
Publiziert: 22.02.2016 um 15:19 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 05:55 Uhr
Samuel Schumacher

Ein letzter Blick runter auf die Schnall und Gurten, ein letztes Geraderücken der Sonnenbrille, ein letzter Check, ob der Helm wirklich sitzt. Dann renne ich los, vor mir nur die abfallende grüne Matte, hinter mir der farbige Gleitschirm, der sich in die Luft erhebt, stolz gegen den Himmel steigt und mich – ich kanns kaum glauben – mit in die Höhe zieht. Ein paar Meter nur, ein paar Schritte weit, dann lande ich wieder auf der sanften Matte. Mein erster Übungsflug war nicht viel mehr als ein langgezogener Hüpfer, eine irdischer Mondsprung. Doch das reicht. Es reicht, um die Freude am Fliegen zu wecken, um der Sucht nach dem Himmel zu verfallen. Ich will wieder, ich will höher, ich will weiter.

Gleitschirmflieger als Beruf

Chrigel Maurer war gerade mal neun, als er beschloss, fliegen zu lernen. Mit dem Gleitschirm seines Vaters machte er erste Aufziehübungen und kleine «Take-offs». Und bald schon konnte er es kaum erwarten, endlich 16 zu werden und das Brevet zum Gleitschirmpiloten zu machen. «Alleine schon das Abheben vom Boden ist einfach unglaublich toll. Ich fühle mich dabei richtig frei», schwärmt der 33-jährige Adelbodner, der seit drei Jahren vollberuflich als Gleitschirmflieger (oder eben Paraglider) durchs Leben schwebt.

Chrigel Maurer ist dreifacher Paragliding-Weltcupsieger, Europameister und konnte bereits dreimal den berüchtigten «Red Bull X-Alps»-Wettkampf gewinnen. Beim härtesten Paragliding-Wettbewerb der Welt geht es darum, in möglichst kurzer Zeit und einzig mit den eigenen Beinen und seinem Gleitschirm vom österreichischen Salzburg nach Monaco ans Mittelmeer zu fliegen, klettern und rennen. «Beim X-Alps-Wettkampf habe ich mein bisheriges Paragliding-Highlight erlebt. Ich flog vom Col de Vars an einem Stück über 100 Kilometer weit bis an die Mittelmeerküste. Einfach atemberaubend», erzählt der bodenständige Spitzenflieger.

Das Gleitschirmfliegen zum Beruf zu machen, das gelingt weltweit nur einer Handvoll Menschen. Als Hobby und als abenteuerlicher Freizeitsport aber ist das Paragliding in der Schweiz so beliebt wie nie zuvor. Über 15'000 lizenzierte Gleitschirmflieger, Deltasegler und Starrflügler gibt es hierzulande. Alleine 2015 händigte der Schweizerische Hängegleiter-Verband (SHV) 1750 neue Gleitschirm-Brevets aus. «Das vergangene Jahr war für die Schweizer Gleitschirmszene ein Boom-Jahr», bestätigt Serge Miserez vom SHV. Das habe wohl zum einen am konstant schönen Wetter gelegen, das in den Leuten die Lust am Fliegen weckte. «Andererseits gab es in den vergangenen Jahren markante Neuerungen im Bereich des Materials und grosse Verbesserungen punkto Sicherheit.» Eine Top-Ausrüstung wiegt heute nur noch wenige Kilos und kann problemlos im Rucksack zu allen möglichen Startpunkten in den Schweizer Bergen hinaufgetragen werden.

Gleitschirm-Brevet braucht man

Doch trotz der Leichtigkeit, mit der geübte Piloten abheben, und trotz der anmutenden Eleganz, mit der Paraglider durch die Lüfte segeln: Ganz so einfach ist die Sache mit dem Gleitschirmfliegen dann doch nicht. Wer hierzulande mit seinem Gleitschirm in luftige Höhen entschweben will, braucht das Gleitschirm-Brevet, für das man nebst einem Theorietest auch eine anspruchsvolle praktische Prüfung absolvieren muss. Die Prüfung wird vom SHV im Auftrag des Bundesamtes für Zivilluftfahrt durchgeführt und setzt mindestens 50 Höhenflüge in fünf verschiedenen Schweizer Fluggebieten voraus. Wer den Schritt in die dritte Dimension wagen will oder einfach mal in die luftige Welt der Paraglider hineinschnuppern möchte, der kann das an einer der über 100 Gleitschirmschulen in der Schweiz tun ( Auswahl siehe unten).

Lohnen tut sich dieser Schritt auf jeden Fall, ist Chrigel Maurer überzeugt. «In die Lüfte steigen, sich je nach Wind und Wetter ein Ziel aussuchen und dann alles dafür zu geben, mit dem Gleitschirm dieses Ziel zu erreichen, das ist für mich pure Lebensmotivation.»

Auf einem Tandemflug Gleitschirmluft schnuppern

Pizol
Start vom St. Galler Berg, 20-minütiger Gleitflug. einen der längsten Flüge im Sarganserland. www.flugschule-pizol.ch, Preis: 160 Franken.

Paragliding Gruyères
Tandemflüge in den Regionen Charmey, Moléson oder Grandyillard: «Grosser Flug», von März bis Oktober, ca. 25 Minuten, «Der Traum von Ikarus» (10 Minuten) oder «Der Nervenkitzel» (30 Minuten). www.paragliding-gruyere.ch. Preis: 120 Franken bis 250 Franken.

Paragliding Luzern
Tandemflüge «Basic, Great, Mega oder Pilatus». www.paragliding-luzern.ch. Preis: 150 Franken bis 240 Franken.

Aerosport in Dallenwil
Tandemflüge «Panoramaflug» oder «Thermikflug». www.aerosport.ch. Preis: 160 Franken bis 240 Franken.

Flugschule Zorro von Ex-Weltmeister Hans «Housi» Bolliger
Seit 1988 in Nods, BE. www.zorro.ch. Preis: ab 120 Franken.

Pizol
Start vom St. Galler Berg, 20-minütiger Gleitflug. einen der längsten Flüge im Sarganserland. www.flugschule-pizol.ch, Preis: 160 Franken.

Paragliding Gruyères
Tandemflüge in den Regionen Charmey, Moléson oder Grandyillard: «Grosser Flug», von März bis Oktober, ca. 25 Minuten, «Der Traum von Ikarus» (10 Minuten) oder «Der Nervenkitzel» (30 Minuten). www.paragliding-gruyere.ch. Preis: 120 Franken bis 250 Franken.

Paragliding Luzern
Tandemflüge «Basic, Great, Mega oder Pilatus». www.paragliding-luzern.ch. Preis: 150 Franken bis 240 Franken.

Aerosport in Dallenwil
Tandemflüge «Panoramaflug» oder «Thermikflug». www.aerosport.ch. Preis: 160 Franken bis 240 Franken.

Flugschule Zorro von Ex-Weltmeister Hans «Housi» Bolliger
Seit 1988 in Nods, BE. www.zorro.ch. Preis: ab 120 Franken.

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