Nordwesten: Chamois im Aostatal
Das Aostatal im Nordwesten ist die kleinste Region Italiens und schnell über den Grossen Sankt Bernhard zu erreichen. Dort befindet sich der lauschige Ort Chamois auf rund 1800 Metern Höhe. Die Einwohnerzahl beträgt neben den Gästen in den wenigen Hotels gerade einmal knapp 100 Menschen. Genau das macht den Charme von Chamois aus: Es gibt keine Autos, da der Ort nur über einen schmalen Pfad oder die Seilbahn erreicht werden kann.
Tipp: Die Anreise gelingt am besten von Buisson oder mit dem Velo von La Magdaleine aus.
Osten: Laturo in den Abruzzen
Mitten in den Abruzzen, an der zentralen Ostküste Italiens, befindet sich einer der am weitesten abgelegenen Orte Italiens: Laturo. Umgeben ist das Dorf vom Nationalpark Gran Sasso e Monti della Laga und ist nur zu Fuss erreichbar. Bis in die 1950er-Jahre lebten hier rund 50 Familien, deren 200 Mitglieder auf gerade mal 30 Häuser verteilt waren. Nachdem viele von ihnen in die Städte zogen, sind einige der Wohnhäuser verfallen. Heute gibt es allerdings Bemühungen, sie zu renovieren, und es kehrt neues Leben ein.
Tipp: Besonders atmosphärisch ist die kleine Kapelle der Madonna di Loreto. Sie war lange Zeit geschlossen, steht der Öffentlichkeit aber nun wieder zur Verfügung.
Süden: Ginostra auf der Insel Stromboli
Ginostra liegt im Süden der Insel Stromboli, umgeben von Oliven- und Zitronenhainen. Mit etwas Glück sind gerade die Feigen reif, wenn neugierige Besucher auf dem Seeweg hierherkommen. Erst um die Jahrtausendwende (2000) wurden Strom- und Wasserleitungen verlegt. Zudem wurde der kleine Hafen so erweitert, dass mehr als ein Boot gleichzeitig anlegen kann. Eine Strasse gibt es in Ginostra nicht, weil das Dorf am Fuss des Vulkans Stromboli liegt. Mutige können ihn über den Wanderweg erklimmen.
Tipp: Die rund 40 permanenten Bewohner des Ortes halten ihre eigenen Maultiere und Esel, die Lasten oder auch mal einen Besucher tragen. Auch die kleinen Gassen lassen sich vom Eselsrücken besonders authentisch kennenlernen.
Nordosten: Stavoli in der Region Friaul-Julisch Venetien
Mitten in der norditalienischen Region mit dem nahezu unsagbaren Namen Friaul-Julisch Venetien liegt das verlassene Bergdorf Stavoli. Die wenigen Bewohner sind fast komplett von der Zivilisation abgeschnitten und werden über eine Seilbahn versorgt. Oben angekommen, bietet sich auf 600 Metern ein wundervoller Blick über die Alpen. Das wissen Ruhesuchende aus der Stadt zu schätzen. Obwohl hier bis in die 1950er-Jahre einige Bauernfamilien Landwirtschaft betrieben, gibt es heute fast nur noch Ferienhäuser in Stavoli.
Tipp: Wer in einem davon übernachten möchte, muss die anstrengende Wanderung vom Ort Campiolo Alto in Kauf nehmen.
Norden: Savogno in der Lombardei
Ganz im Norden Italiens, kurz vor der Grenze zur Schweiz, liegt das Dörfchen Savogno inmitten der Berglandschaft der Lombardei. Dazu gehören zum Beispiel auch die nahegelegenen Wasserfälle im Bragagna-Tal. Savogno selbst liegt auf 923 Metern über dem Meeresspiegel und wurde 1968 von den meisten Bewohnern verlassen, die hinab ins Tal zogen. Es heisst, dass nur einer von ihnen im Ort verblieben sei. In den Sommermonaten bekommt er dann wieder reichlich Gesellschaft, wenn der Ferienbesuch aus dem Tal kommt.
Tipp: Wer Savogno besuchen möchte, sollte fit sein und gutes Schuhwerk mitbringen. Der Ort ist nur über einen steilen Pfad mit stolzen 2886 Stufen erreichbar.
Süden: Craco bei Matera
Eine der bekanntesten abgelegenen Städte Italiens ist das historische Craco in der südlichen Provinz Matera. Mit knapp 700 Einwohnern beherbergt Craco dennoch eine grosse Anzahl Bewohner. Gegründet wurde der Ort schon im 11. Jahrhundert, und vor langer Zeit lebten hier sogar 2000 Menschen. Viele von ihnen verliessen Craco jedoch nach einem schweren Erdbeben im Jahr 1980. Und auch in den 2000er Jahren zog es Einwohner von Craco in die Städte und Regionen mit mehr Reichtum. Heute kommen Besucher hierher, um die Ruhe zu geniessen.
Nordwesten: Bussana Vecchia in Ligurien
Die Ruinen von Bussana Vecchia liegen im Landesinneren der Riviera dei Fiori in Ligurien. Sie sind als Künstlerdorf bekannt geworden. Die ehemalige Ortschaft wurde bei einem Erdbeben im Jahr 1887 zerstört und von den Bewohnern verlassen. Über die Jahre wurde der historische Kern restauriert. Ausserdem siedelten sich um 1960 internationale Künstler an, die den Ort mit Kunstwerken zu neuem Leben erweckten. Seitdem hat er sich zu einer beliebten Anlaufstelle für Reisende mit besonderem Interesse an Kunst und Kultur entwickelt.
Osten: Buonanotte in den Abruzzen
In den Abruzzen liegt auf einem Berg das mittelalterliche Dorf mit dem ehemaligen Namen Buonanotte (gute Nacht). In der Antike war es noch als Malanotte (schlechte Nacht) bekannt. Heute hat es einen malerischen Namen, nämlich Montebello sul Sangro, der schöne Berg. Bewohnt wird es allerdings nur noch von rund 80 Menschen. Denn 1887 wurde das Bergdorf durch einen Erdrutsch völlig zerstört und von den ehemaligen Bewohnern verlassen und erst später wieder besiedelt. Die Ruinen stehen bis heute auf den Felsen, die teils mit dichter Vegetation bedeckt sind. Sie verleihen diesem Borgo aus dem 12. Jahrhundert ein mystisches Aussehen, fast wie bei einem Geisterdorf.