Unterwegs an der Nordsee
Ferien im Nichts für die ganze Familie

Im deutschen Schleswig-Holstein warten nicht nur Inseln, die mal Meer, mal Land sind, sondern auch kilometerlange Strände und sympathisches Friesisch. Wir waren auf Hallig Hooge und Amrum unterwegs.
Publiziert: 30.07.2018 um 11:26 Uhr
|
Aktualisiert: 14.09.2018 um 18:13 Uhr
Das typische Nordseebild: weiter Sandstrand und Strandkörbe.
Foto: Getty Images
Christian Bauer

Der etwas störrische Ostwind bläst während dieser Karwoche eigentlich zur falschen Jahreszeit. Aber die Natur schert sich eben nicht um Termine. Und auch nicht um Wasserstände. So sitzt unsere Fähre also auf dem Trockenen. Heisst: Wir müssen eine weitere Nacht bleiben – Gott sei Dank!

An jedem anderen Ort würde wohl Hektik ausbrechen: Flug umbuchen, Termine absagen, Freunde benachrichtigen. Nicht so bei uns. Nach ein paar Tagen auf der Hallig Hooge in Nordfriesland sind wir so tiefenentspannt wie die Einheimischen. Hier ist man es gewohnt, dass sich der Terminkalender nach den Wetterkapriolen richtet. Warum sich also aufregen?

Die Hallig Hooge steht regelmässig unter Wasser

Die zehn Halligen in der deutschen Nordsee sind weltweit die wohl seltsamsten Inseln, auf denen sich Menschen niedergelassen haben. Regelmässig schwappt die Nordsee hier an die Haustüren – und dies wortwörtlich! Die Halligen (das Wort «Insel» ist hier verpönt) sind kaum mehr als Weidewiesen, die knapp aus dem Wasser linsen.

«So ein Land unter kann schon beängstigend sein», sagt Erco Jacobsen, der vom Festland auf die Hallig gezogen ist. Er ist einer von insgesamt 100 Bewohnern, die die Abgeschiedenheit lieben. «Dann steht uns nicht nur das Wasser bis zum Hals, dann fegt gleichzeitig auch ein Orkan übers Meer.» Die Halligen werden zum Glück nur dann überschwemmt, wenn sich zur Flut auch noch ein Sturm aus Nordwesten gesellt.

«Land unter» ist ein eindrücklichen Phänomen.
Foto: ZVG

Wir erleben bei unserem Besuch genau das gegenteilige Phänomen. Für uns heisst es: zu wenig Wasser in der Schifffahrtsrinne, obwohl es mindestens einmal am Tag schüttet wie aus Eimern. «Schietwetter» nennt man das auf Plattdeutsch – Scheisswetter. Wir sind Ende März hier, die Saison beginnt eigentlich etwas später, wenn das Wetter sich einigermassen zusammenreisst.

Friesisch

Die Region um die Nordsee ist mehrsprachig. Hier wird neben Hochdeutsch und Plattdeutsch (ein ausgeprägter Dialekt der Schriftsprache) auch Friesisch gesprochen. Friesisch gilt als eigene Sprache, die stärker mit dem Altenglischen, aus dem sich das heutige Englisch entwickelte, verwandt ist als mit dem Hochdeutschen. Allerdings hat jede Insel und jede Region ihren eigenen Dialekt, der sich jeweils stark voneinander unterscheidet.

Die Region um die Nordsee ist mehrsprachig. Hier wird neben Hochdeutsch und Plattdeutsch (ein ausgeprägter Dialekt der Schriftsprache) auch Friesisch gesprochen. Friesisch gilt als eigene Sprache, die stärker mit dem Altenglischen, aus dem sich das heutige Englisch entwickelte, verwandt ist als mit dem Hochdeutschen. Allerdings hat jede Insel und jede Region ihren eigenen Dialekt, der sich jeweils stark voneinander unterscheidet.

Klar, für immerwährenden blauen Himmel und Tropenwärme muss man nicht in den Norden Deutschlands reisen (auch wenn es im Sommer freilich warme und badefreundliche Tage gibt). Ferien an der Nordsee sind zum Abschalten da, zum Detoxen von Hektik und Alltagsstress. Von den etwa zwölf Chillout-Inseln in der deutschen Nordsee haben wir uns daher das ultimativste Erholungsparadies ausgesucht.

Zu tun gibt es auf Hooge wenig – sehr wenig. Auf der 5,7 Quadratkilometer grossen Wiese kann man im Kreis wandern, Velo fahren oder eine geführte Wattwanderung unternehmen. Das ist herrlich, denn es nimmt den Druck, unbedingt die Ferientage mit Erlebnissen vollzustopfen. Klingt im Vergleich zu Reisereportagen aus Thailand und Co. vielleicht langweilig, trifft aber den Zeitgeist: Die Insel ist während der Sommermonate fast ausgebucht. «Ich muss in meinem Beruf so viel entscheiden», erzählt uns ein Besucher, «die Übersichtlichkeit hier ist die reinste Erholung.»

Die Nordsee ist Erholung pur

Wir schlafen lange, gehen spazieren, lesen viel, starren in die bleigraue Weite und lassen uns vom salzigen Wind durchpusten. Und wenn die Nachmittagsfähre mit einem Tröten ablegt, ist es Zeit für die selbst gebackenen Kuchen von Karen Tiemann. In ihrem Halligcafé zum blauen Pesel gönnen wir uns eine Friesen schnitte: Biskuitteig mit Pflaumenmus und Quark. Dazu gibt es einen Pharisäer, einen Kaffee mit einem Schuss Schnaps, dessen verräterischer Geruch mit einer Sahnehaube gedeckelt wird. Kalorien und Alkohol: Das macht selige Stimmung, wenn draussen mal wieder eine Regensalve Mensch und Land bis auf die Knochen einweicht.

Auf der Hallig lebt man gezwungenerweise im wetterabhängigen Jetzt. Und was ist mit der Zukunft? Die sieht auf den Halligen nicht rosig aus: Durch Klimaerwärmung und steigenden Meeresspiegel erwartet man in den nächsten Jahrzehnten extreme Fluten, die Inseln komplett wegspülen könnten. Bis es so weit ist, kommen wir sicherlich wieder und lassen uns vom Wind – ob vom Westen oder Osten – sehr gerne trübe Gedanken aus dem Oberstübchen blasen.

Information: www.hooge.de;www.nordseetourismus.de; www.germany.travel

Familienparadies Amrum

Insgesamt gibt es in der deutschen Nordsee zwölf Inseln, die sich für den Tourismus eignen. Jede von ihnen hat ihre besondere Charakteristik und eignet sich für verschiedene «Ferientypen». Ein Allrounder mit einem Schwerpunkt auf Familie ist die Insel Amrum südlich von Sylt. Highlight der viertgrössten Insel der Region (und ein Traum für Kinder!) ist der «Kniepsand»: mit einer Länge von 15 Kilometern und einer Breite von bis zu 1,5 Kilometern einer der eindrücklichsten Sandstrände der Nordsee.

Klassischerweise mietet man sich einen Strandkorb, in dem man nicht nur gemütlich sitzen kann, sondern auch vor Wind und Sonne geschützt ist. Wenn man etwas Bewegung braucht, kann man auf der 30 Quadratkilometer grossen Insel ausgiebig wandern und Velo fahren. Dabei kommt man auf kleinstem Raum durch unterschiedlichste Landschaftsformen. Auf Amrum gibt es nebst Strand auch Kiefernwald, Wiesen und einen Dünengürtel, in dem man sich wie in der Sahara fühlt. Von den drei Gemeinden mit etwa 2000 Einwohnern ist «Nebel» in der Inselmitte die malerischste Ortschaft. Die Infrastruktur ist mit Unterkünften, Restaurants und Erlebnissen sehr gut ausgebaut.

Übernachtungstipp: Hotel Pidder Lyng in Norddorf. Mit freiem Blick auf die Marschen geniesst man hier familiäre Gemütlichkeit. www.amrum.de

Insgesamt gibt es in der deutschen Nordsee zwölf Inseln, die sich für den Tourismus eignen. Jede von ihnen hat ihre besondere Charakteristik und eignet sich für verschiedene «Ferientypen». Ein Allrounder mit einem Schwerpunkt auf Familie ist die Insel Amrum südlich von Sylt. Highlight der viertgrössten Insel der Region (und ein Traum für Kinder!) ist der «Kniepsand»: mit einer Länge von 15 Kilometern und einer Breite von bis zu 1,5 Kilometern einer der eindrücklichsten Sandstrände der Nordsee.

Klassischerweise mietet man sich einen Strandkorb, in dem man nicht nur gemütlich sitzen kann, sondern auch vor Wind und Sonne geschützt ist. Wenn man etwas Bewegung braucht, kann man auf der 30 Quadratkilometer grossen Insel ausgiebig wandern und Velo fahren. Dabei kommt man auf kleinstem Raum durch unterschiedlichste Landschaftsformen. Auf Amrum gibt es nebst Strand auch Kiefernwald, Wiesen und einen Dünengürtel, in dem man sich wie in der Sahara fühlt. Von den drei Gemeinden mit etwa 2000 Einwohnern ist «Nebel» in der Inselmitte die malerischste Ortschaft. Die Infrastruktur ist mit Unterkünften, Restaurants und Erlebnissen sehr gut ausgebaut.

Übernachtungstipp: Hotel Pidder Lyng in Norddorf. Mit freiem Blick auf die Marschen geniesst man hier familiäre Gemütlichkeit. www.amrum.de

Mit dem Camper zur Ostseeküste

Mecklenburg-Vorpommern liegt zwar am anderen Ende von Deutschland, aber mittlerweile ganz schön nahe. Die Region hat sich in den letzten Jahren zu einer «In»-Destination entwickelt. Besonders für Camper. Endlose Stände, hohe Dünen, gute Küche und Wellness - Die Ostsee hat viele unterschiedliche Facetten zu bieten.

Strand auf der Insel Rügen mit den Strandkörben bei Sonnenuntergang
Mecklenburg-Vorpommern – ganz im Nordosten Deutschlands – bietet einzigartige Campings, viel Meer und eine geballte Ladung Kultur.
Getty Images

Mecklenburg-Vorpommern liegt zwar am anderen Ende von Deutschland, aber mittlerweile ganz schön nahe. Die Region hat sich in den letzten Jahren zu einer «In»-Destination entwickelt. Besonders für Camper. Endlose Stände, hohe Dünen, gute Küche und Wellness - Die Ostsee hat viele unterschiedliche Facetten zu bieten.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?