Koordinaten: 64° Süd, 63° West: Antarktis. Um 2 Uhr nachts erleuchtet ein milchiges Licht eine unwirkliche Kulisse: Eisberge, die marmorweiss auf pechschwarzem Meer schwimmen. Bahnhofgrosse Ungetüme, die stumm ihrem Schmelztod entgegentreiben. Die Stille ist absolut – bis zwei Buckelwale aus dem Wasser brechen und Fontänen in den Himmel prusten.
Im Antarktis-Sommer wird es nie richtig dunkel. Das verpasst dem Körper eine ungeahnte Energie. So stehe ich mitten in der Nacht am Bug und starre in eine Landschaft, so ursprünglich, als wäre sie gerade gestern erst erschaffen worden. Das sind gefühlsgewaltige Momente.
Die Überfahrt zur Antarktis hat es in sich
Eine Reise in die Antarktis ist eine «Once in a Lifetime»-Erfahrung – ebenso wie die Überfahrt über die Drake-Passage, die gefährlichste Wasserstrasse der Welt. Trips in die Antarktis starten in Patagonien an der Südspitze Südamerikas, das für sich schon eine Reise wert wäre. Von hier sind es «nur» 800 Kilometer bis zur antarktischen Halbinsel, jenem vorwitzigen Finger, der sich vom Südkontinent weit in den Norden reckt.
Doch diese 800 Kilometer haben es in sich. Die zirkumpolaren Winde können hier ungebremst wüten, orkanartige Stürme sind keine Seltenheit. Das bedeutet 36 Stunden Wind und Wellen. Und Magenkrämpfe. Unser Schiff erwischt es mit Windgeschwindigkeiten von 20 Metern in der Sekunde. Das ist ein respektabler Sturm, doch für Kapitän Benny Didriksen von der MS Midnatsol der norwegischen Reederei Hurtigruten ist das nur ein laues Lüftchen.
«Es hätte schlimmer kommen können», meint er, als das Schiff ins nächste Wellental kracht. Mir reicht das schon. Wettergewalten, Wellen bis zum Horizont und kein Land in Sicht: Mir Landei macht das Angst.
Doch spätestens beim Anblick der ersten Pinguine sind alle flauen Gefühle vergessen. Wie sie am Strand stehen wie Zinnsoldaten, der Watschelgang wie unbeholfene Babys, diese treuherzigen Augen: Dem kann sich keiner entziehen. Auch nicht dem Gestank: Wohlgerüche verbreiten Tonnen von Pinguin-Gaggi nicht wirklich.
Grosse Gefühls-Momente
Mein erster Schritt auf das antarktische Festland ist ein bewegendes Gefühl. Nur etwa 30 000 Touristen pro Jahr machen sich auf in den Süden, davon etwa 1000 aus der Schweiz. Ich fühle mich geehrt. Von unserer 12-tägigen Expeditions-Kreuzfahrt sind wir sieben Tage in antarktischen Gewässern, die verblüffenderweise absolut still sind. Zwei mal täglich geht es mit Zodiacs (Schlauchbooten) auf Tour, entweder zu einer Anlandung oder zu einer Rundtour durch Eisschollen und Eisberge. Abends gibt es Vorträge zu Geografie, Biologie und Geschichte der Antarktis – eine zwölf Mann starke Wissenschaftlergruppe ist mit an Bord und vermittelt das nötige Backgroundwissen.
Entertainment sucht man hier vergebens. Die eisgängige MS Midnatsol, die ansonsten als Fähre vor der norwegischen Küste kreuzt, hat ausser einer Sauna und einem Whirlpool nichts zu bieten. Am unteren Ende der Welt geht es um Weiterbildung und Naturerfahrungen: Buckelwale und Orcas, die regelmässig aus dem Wasser poppen, Pinguine, Robben, Gletscher und Eisberge sind hier die Stars.
Strenge Umweltrichtlinien
Das Ökosystem der antarktischen Gewässer (der gesamte Bereich südlich des 60. Breitengrads) ist sehr verletzlich und leidet besonders stark unter den Folgen des Klimawandels. Daher gelten für den Tourismus strikte Regeln, die von der Internationalen Vereinigung der antarktischen Reiseveranstalter durchgesetzt werden. Pro Landgang dürfen beispielsweise nur 100 Personen die Antarktis betreten. Schiffe mit mehr als 500 Passagieren dürfen erst gar nicht an Land. Nach jedem Landgang werden unsere Gummistiefel desinfiziert, damit wir keine Krankheiten unter den Pinguinkolonien verbreiten können.
Nach einer Woche im Bauch aktiver Vulkane, zwischen Überbleibseln alter Walfängersiedlungen und mit dem ständigen Geschnatter der Pinguine im Ohr heisst es Abschied nehmen. Die Stimmung auf dem Schiff ist mies, niemand will zurück. Doch die Antarktis verabschiedet sich mit einem Knaller: Mehrere Dutzend Buckelwale winken uns mit ihren Schwanzflossen zu. Gänsehaut.
Hinkommen
Reisen starten entweder in Punta Arenas (Chile) oder Ushuaia (Argentinien). Es ist sinnvoll, bei einem Profi-Reiseveranstalter ein Gesamtpaket zu buchen.
Buchen
Die beschriebene Reise mit der MS Midnatsol von Hurtigruten sowie andere Routen und Schiffe sind beim Schweizer Polarspezialisten Glur Reisen buchbar. www.glur.ch
Reisezeit
Die Antarktis kann im Südsommer besucht werden. Trips werden von November bis März angeboten.
Ausrüstung
In den Koffer gehören Thermokleidung in unterschiedlicher Dicke, wasserdichte Hosen, Handschuhe, Mütze, Schal – wie bei einem Skitag. Eine wasserdichte Expeditionsjacke und Thermogummistiefel werden vom Veranstalter gestellt.
Seekrankheit
Die antarktischen Gewässer sind meist ruhig. Auf der Überfahrt kann es jedoch zu sehr starkem Seegang kommen. Prophylaktisch sollte man Tabletten gegen Übelkeit dabeihaben. Zur Not kann man diese noch an Bord kaufen.
Fitness
Das Ein- und Aussteigen aus den Schlauchboten ist zuweilen schwierig. Eine Grundfitness ist also Voraussetzung. Die Reedereien verlangen einen ausgefüllten medizinischen Fragebogen, der von einem Arzt bestätigt werden muss.
Hinkommen
Reisen starten entweder in Punta Arenas (Chile) oder Ushuaia (Argentinien). Es ist sinnvoll, bei einem Profi-Reiseveranstalter ein Gesamtpaket zu buchen.
Buchen
Die beschriebene Reise mit der MS Midnatsol von Hurtigruten sowie andere Routen und Schiffe sind beim Schweizer Polarspezialisten Glur Reisen buchbar. www.glur.ch
Reisezeit
Die Antarktis kann im Südsommer besucht werden. Trips werden von November bis März angeboten.
Ausrüstung
In den Koffer gehören Thermokleidung in unterschiedlicher Dicke, wasserdichte Hosen, Handschuhe, Mütze, Schal – wie bei einem Skitag. Eine wasserdichte Expeditionsjacke und Thermogummistiefel werden vom Veranstalter gestellt.
Seekrankheit
Die antarktischen Gewässer sind meist ruhig. Auf der Überfahrt kann es jedoch zu sehr starkem Seegang kommen. Prophylaktisch sollte man Tabletten gegen Übelkeit dabeihaben. Zur Not kann man diese noch an Bord kaufen.
Fitness
Das Ein- und Aussteigen aus den Schlauchboten ist zuweilen schwierig. Eine Grundfitness ist also Voraussetzung. Die Reedereien verlangen einen ausgefüllten medizinischen Fragebogen, der von einem Arzt bestätigt werden muss.