Schottland: Mit Volldampf in die Zauberwelt
Wer hats erfunden? In Sachen Eisenbahn hatten die Engländer die Nase vorn. Am 27. September 1825 tuckerte der erste Dampfzug der Geschichte durch den Norden Englands und transponierte Kohle, Mehl und Menschen. Klar also, dass es auf der Insel einige der schönsten Bahnstrecken Europas gibt. Manche führen sogar in magische Welten: Der Dampfzug von Fort William bis in den Küstenort Mallaig ist in den «Harry Potter»-Filmen als Hogwarts Express zu sehen. Offiziell als The Jacobite Steam Train bekannt, rattert der historische Zug durch eine schottische Bilderbuch-Landschaft. Für die 65 Kilometer braucht der stählerne Koloss etwa zwei Stunden. Nach einem zweistündigen Aufenthalt an der Küste geht es nach Fort William zurück.
Transsibirische Eisenbahn: Längste Route weltweit
Die Transsibirische Eisenbahn ist die berühmteste Bahnstrecke – und die längste. Sie fährt über 9288 Kilometer von Moskau bis Wladiwostok am Pazifik. Vorbei an 89 Städten, 400 Bahnhöfen und unendlichen Birkenwäldern (eine Variante führt über die Mongolei nach Peking). Gebaut wurde die Bahn zu Beginn des 20. Jahrhunderts zur Erschliessung sibirischer Rohstoffe. Heute noch ist sie die wichtigste West-Ost-Verbindung für Güter und Passagiere Russlands. Jeden zweiten Tag startet ein Zug in Moskau, um erst sechs Tage später in Wladiwostok anzukommen. Wer es authentisch mag, quartiert sich in einen regulären Liegewagen ein. Einige Veranstalter bieten Luxusabteile mit Sightseeing an.
Schweiz: Spitzenplatz im Glacier Express
Der Glacier Express von Zermatt bis nach St. Moritz ergattert in weltweiten Top-Ten-Listen regelmässig einen Spitzenplatz als schönste Zugstrecke der Welt. Die Fahrt durch die Walliser und Bündner Bergwelt und das Rheintal dauert zwar nur acht Stunden, das Panorama nimmt es aber mit jedem Gebirge der Welt auf. Neu seit diesem Jahr ist die (noch) luxuriösere «Excellence Class». Diese beinhaltet einen garantierten Fensterplatz, ein an Bord gekochtes Fünf-Gang-Menü und eine exklusive Bar. Ein Concierge beantwortet zudem Fragen zu Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke.
Rovos Rail: Luxuriös durch Afrika
Zwar brach der Rovos Rail aus Südafrika erst im Jahr 1987 zu seiner ersten Reise auf, dennoch zählt der Luxuszug auch wegen seiner zeitlosen Eleganz zu den grossen Klassikern der afrikanischen Zugerlebnisse. Die Waggons stammen aus den Jahren 1911 bis 1956 und erstrahlen dank Renovierung in altem Glanz. Gäste nächtigen in verschiedenen Suiten: Die luxuriöseste, die Royal Suite, hat gar eine eigene Badewanne. Ansonsten stehen Bar- und Lounge-Wagen, Speisewagen, ein Rauchersalon und ein Panoramawagen zur Verfügung. Der Rovos Rail lässt die Zeit eleganter Forschungsreisen aufleben – ein Dresscode beim Dinieren ist deshalb Pflicht: Jackett und Krawatte für den Herrn, ein Cocktailkleid für die Damen. Angeboten werden mehrere Strecken in Südafrika und benachbarter Länder. Das ultimative Zug-Erlebnis bietet die 15-tägige Tour «Pride of Africa» von Kapstadt durch Botswana und Sambia in die tansanische Stadt Dar as-Salam. Wer auf diesen Zug aufspringen will, muss tief in die Tasche greifen: Zum stolzen Preis von minimum 12'000 Franken sind Ausflüge, Safaris und Übernachtungen in historischen Hotels inklusive.
Indien: Trubel in der Zahnradbahn
Zugfahren in Indien ist so psychedelisch wie ein LSD-Trip: Das Chaos, die Farben, der Lärm, die Begegnungen sind nicht von dieser Welt. Wer in der regulären «Sleeper Class» reist, erfährt das gesamte Spektrum des indischen Lebens. Eine grandiose Erfahrung! Mit 67'000 Kilometern und täglich etwa 23 Millionen Passagieren sind die Dimensionen des indischen Eisenbahnnetzes unglaublich. Darunter sind auch vier spektakuläre Bergstrecken, die die Unesco als Welterbe anerkannt hat. Dazu zählt die Nilgiri Mountain Railway im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu, die einzige Zahnradbahn Indiens. Für die 46 Kilometer und knapp 2000 Meter Höhendifferenz benötigt der Dampfzug 290 Minuten – gemütlich genug, dass man die bergige Landschaft Südindiens in vollen Zügen geniessen kann.
Peru: Mit dem Zug bis auf 4780 Meter
Überall dort, wo ein Lama hinkommt, kann ich einen Zug bauen, soll der Erbauer der Bahnstrecke von Lima nach Huancayo, Henry Meiggs, gesagt haben. Für die 332 Kilometer lange Route mussten schliesslich etwa 10'000 Arbeiter 40 Jahre lang schuften. Geschaffen haben sie eine der eindrücklichsten Bahnstrecken Südamerikas – und die zweithöchste Bahn weltweit (die höchste ist in Tibet). Der «Höhepunkt» befindet sich im Örtchen La Galera auf 4780 Metern Höhe. Manch ein Reisender leidet gar an der Höhenkrankheit. Eine Krankenschwester versorgt die Gäste deshalb mit Sauerstoff. Während der 10- bis 14-stündigen Fahrt (Verspätungen sind gang und gäbe) geniesst man Tanzvorführungen im Zug, verschneite Andengipfel und unzählige Lamas vor den Fenstern. Der Zug verkehrt nur ein bis zweimal im Monat (rechtzeitig erkundigen!) – eine Besonderheit, die bei der Abfahrt und bei der Ankunft mit einem Blasorchester gefeiert wird.
California Zephyr: Quer durch die USA
Der amerikanische Westen wurde mit Planwagen und ab den 1860er-Jahren mit der Eisenbahn erobert. Mittlerweile spielen Züge als Transportmittel allerdings keine Rolle mehr. Umso erstaunlicher ist die tägliche Verbindung von Chicago nach San Francisco. 52 Stunden lang schleicht der California Zephyr durch die Prärie, durch den Grand Canyon und die Wüste. Die Fahrt im Schlafwagen (es gibt auch günstigere Sitzplätze) schlägt allerdings mit über 1000 US-Dollar ein Loch in die Reisekasse.