150 Jahre ist es her, dass die erste Bergbahn Europas ins Rollen kam. Am 21. Mai hat die Vitznau-Rigi-Bahn Geburtstag – und die Rigi Bahnen AG nimmt das Jubiläum zum Anlass, eines der ältesten Rigi-Fahrzeuge wieder in Betrieb zu nehmen. Die Dampflok Nr. 7, auch «s Sibni» genannt, ist die weltweit einzige noch fahrtüchtige Zahnraddampflok mit stehendem Kessel. Sie wird am kommenden Freitag an der Jubiläumsfeier zum ersten Mal wieder auf die Rigi (1752 m ü.M.) fahren.
Erfunden hat die erste Rigi-Bahn ein Mann mit strengem Blick und vollem Bart: der Ingenieur Niklaus Riggenbach. Er entwickelte einen Plan, um Züge mittels Zahnrad über Steigungen zu führen. Diese Idee liess der Schweizer mit elsässischen Wurzeln 1863 in Frankreich patentieren, wo er folgende Worte gerufen haben soll: «Ich will alles Volk auf die Berge führen, damit sie alle die Herrlichkeit unseres erhabenen Landes geniessen können!»
In seiner Heimat fand die Erfindung schnell Interessenten. Der Grosse Rat des Kantons Luzern erteilte Riggenbach am 9. Juni 1869 die Konzession für die Umsetzung der innovativen Technologie, die in der Schweiz den Grundstein für den zukünftigen Bergbahnverkehr legte. Damit war die erste Bergbahn Europas geboren. An Riggenbachs Geburtstag am 21. Mai 1871 fuhr sie zum ersten Mal von Vitznau nach Rigi Staffelhöhe.
Der Schweizer Tourismus entsteht
Diese Fahrt war ein Meilenstein in der Geschichte der Schweiz. Denn erst mit der Erfindung der Bergbahnen entwickelte sich die Schweiz zu dem Tourismusland, das sie heute ist. Das Reisen als Freizeitbeschäftigung entstand erst im Laufe des 17. Jahrhunderts. Und auch dann war das Herumreisen aus purem Vergnügen nur für wenige, privilegierte Menschen möglich. Es waren vor allem junge Adlige aus England, die auf ihre «Grand Tour» auszogen, um die Welt zu entdecken. In der Schweiz zog sie das Gebiet um den Genfersee besonders an, mit dem Blick auf den See und die Berge. Zu dieser Zeit kam auch das Interesse an der Besteigung der Alpengipfel auf.
Die Entdeckung der Rigi als touristischer Hotspot markierte den Beginn des Tourismus in der Zentralschweiz. Bereits um 1800 pilgerten über 15’000 Personen jährlich auf den Berg zwischen dem Vierwaldstättersee und dem Zugersee, angezogen von der Panoramasicht auf die Schweizer Alpen. «Man nennt die Rigi nicht grundlos ‹Die Königin der Berge›», sagt Historiker und Publizist Joseph Jung. «Es gibt keinen anderen Berg in der Schweiz, wo man auf einer Höhe von nur 1800 Metern einen derart grandiosen Rundumblick hat.» Dieser reicht über den Vierwaldstättersee, den Zugersee, den Zürichsee und über ein Dutzend andere grössere und kleinere Seen bis zu den Majestäten der Alpen. Der legendäre Sonnenuntergang und -aufgang habe unter anderem Weltschriftsteller wie Mark Twain angezogen, so Jung.
Gut ausgebaute Infrastruktur
Durch den nicht so anspruchsvollen Aufstieg und die Möglichkeit, mit dem Schiff anzureisen, war die Rigi insbesondere für Adlige und Geistliche ein beliebtes Ausflugsziel. Die Erfindung der ersten Bergbahn Europas im Jahr 1871 verstärkte diesen Trend. Während der Belle Epoque gegen Ende des 19. Jahrhunderts startete der Tourismus in der Schweiz richtig durch. Auch auf Bergen, die weniger einfach zu besteigen waren und auf die sich vorher nur erfahrene Alpinisten wagten, konnten sich fortan Besucher aufhalten. Der Tourismus wurde massentauglich.
Dass sich dieser in der Schweiz so entwickeln konnte, lag vor allem an der gut ausgebauten Infrastruktur aus Eisenbahn, Bergbahnen und Hotellerie. Mit den ersten Bergbahnen nahm nicht nur die Anzahl Besucher zu, es wurden auch zahlreiche Hotels gebaut, um dem Gästeandrang gerecht zu werden. «Es gab Zeiten, an denen es mehr Hotelbetten auf der Rigi hatte als in der Stadt Luzern», so Historiker Jung. Mit den Touristen kamen auch moderne Formen der Freizeitbetätigung aus anderen Ländern in die Bergregionen. Bald waren Sportarten wie Skifahren, Eishockey oder Curling ein fester Bestandteil des Schweizer Wintertourismus.
Die Rigi, ein Sehnsuchtsort
Auch Frédéric Füssenich, der mitten in der Corona-Zeit die Führung der Rigi Bahnen AG übernommen hat, hält es nicht für einen Zufall, dass die erste Bergbahn Europas auf die Rigi führte. Im Jubiläumsmagazin der Rigi Bahnen sagt er: «Die Rigi ist schon früh ein Sehnsuchtsort gewesen, sie wird es bleiben.» Geblieben ist auch das Zahnradsystem. Denn die heutigen Rigi-Zahnradbahnen fahren immer noch mit dem Zahnstangengetriebe von 1871. Und wem dieses Stück Geschichte nicht reicht, kann ab kommendem Freitag das Jubiläums-Angebot nutzen. Dazu gehört eine Sonderausstellung im Regionalmuseum in Vitznau LU, eine historische Fahrzeugparade und die Lok-7-Fahrten.
Die Dampflok Nr. 7 gehört zur nationalen Mobilitätssammlung, weshalb sie seit 1959 die meiste Zeit im Verkehrshaus in Luzern steht. Gebaut wurde sie 1873 von der Schweizerischen Lokomotiv- und Maschinenfabrik (SLM) in Winterthur ZH. Sie dampfte bereits im Sommer 1996 anlässlich des 125-Jahr-Jubiläums der Vitznau-Rigi-Bahn zwischen Rigi Staffel und Rigi Kulm als Extrazug auf und ab. Vergangenen September reiste sie mit einer Naue über den See nach Vitznau, wo sie bald wieder der Tätigkeit nachgehen wird, für die sie ursprünglich gebaut wurde. Dieses Mal hat die Rigi Bahnen AG «s Sibni» für drei Jahre ausgeliehen.
Die Eisenbahn
Die Normal- und Schmalspurbahnen erschlossen die Schweiz und transportierten Touristen aus dem In- und Ausland in die Bergdörfer. Die erste Eisenbahngesellschaft, die Schweizerische Nordbahn, eröffnete 1847 die bis dahin einzige sich ganz auf Schweizer Boden befindende Bahnstrecke.
Die Bergbahnen
Die Bergbahnen, zuerst Zahnradbahnen, später auch Seilbahnen, brachten die Gäste auf die Berggipfel. Besonders prägend für den Schweizer Tourismus waren die Bahnen auf das Stanserhorn, den Brünigpass, den Pilatus und die Rigi.
Die Hotellerie
Um in den alpinen Orten auch verweilen zu können, brauchten die Touristen eine Unterkunft. So entstanden zahlreiche Hotels in Schweizer Bergregionen. Zu den ältesten gehört das Hotel Faulhorn in Grindelwald BE. Es ist das höchstgelegene Berggasthaus in den Schweizer Alpen.
Die Eisenbahn
Die Normal- und Schmalspurbahnen erschlossen die Schweiz und transportierten Touristen aus dem In- und Ausland in die Bergdörfer. Die erste Eisenbahngesellschaft, die Schweizerische Nordbahn, eröffnete 1847 die bis dahin einzige sich ganz auf Schweizer Boden befindende Bahnstrecke.
Die Bergbahnen
Die Bergbahnen, zuerst Zahnradbahnen, später auch Seilbahnen, brachten die Gäste auf die Berggipfel. Besonders prägend für den Schweizer Tourismus waren die Bahnen auf das Stanserhorn, den Brünigpass, den Pilatus und die Rigi.
Die Hotellerie
Um in den alpinen Orten auch verweilen zu können, brauchten die Touristen eine Unterkunft. So entstanden zahlreiche Hotels in Schweizer Bergregionen. Zu den ältesten gehört das Hotel Faulhorn in Grindelwald BE. Es ist das höchstgelegene Berggasthaus in den Schweizer Alpen.