Die Schweizer Feriendestinationen schöpfen wieder Hoffnung. «Wir erwarten alle, dass die Berg- und Seilbahnen am 8. Juni wieder aufmachen», sagt Andres Lietha, Direktor Engelberg-Titlis Tourismus, heute vor den Medien. Die Hinweise verdichteten sich, dass der Bundesrat grünes Licht gebe.
Bauchschmerzen bereitet ihm, dass die Bergbahnen, Restaurants und Hotels wegen den hohen Schutzauflagen nur die Hälfte der Kapazitäten auslasten können. «Wenn das länger andauert, kann das nicht wirtschaftlich sein», führt Lietha aus.
Der offizielle Bundesratsentscheid über die Öffnung der letzten Lockdownbetriebe, der Berg- und Seilnahmen sowie der Campings wird am 27. Mai erwartet. Engelberg OW hat seit Mitte März bei der Wertschöpfung einen Einbruch von 14 Millionen Franken erlitten.
Lichtblicke für Sommerferien
Auch der Chef der Rigi-Bahnen, Frédéric Füssenich, plant mit der Wiedereröffnung am 8. Juni. Die Schutz- und Hygienemassnahmen sollten den SBB anpasst werden, fordert er. «Wenn die Schutzmassnahmen zu grossen Einschränkungen bei der Kapazität führen, würde das unserer Branche nochmals den Stecker ziehen. Dann lohnt es sich gar nicht zu öffnen», betont er.
Für das laufende Jahr rechnen die Rigibahnen mit 17,5 statt mit 30 Millionen Franken Umsatz. Bei den Auslandgästen erwartet Füssenich einen Rückgang von 40 Prozent.
Die Destination Engadin St. Moritz verbuchte im März 60 Prozent weniger Logiernächte als im Vorjahr. Die ganze Wintersaison endete mit einem Minus von 10 Prozent. Für das ganze Jahr sieht Jan Steiner von Engadin St. Moritz Tourismus inzwischen jedoch erste Lichtblicke. «Während die Ferienwohnungen für Sommer und Herbst schon sehr gut gebucht sind, sah es bei der Hotellerie bis vor einer Woche schwierig aus. Seither gibt es langsam Licht am Horizont», sagt Steiner.
«Dumpingpreise bringt nur Verlierer»
Die Buchungen konzentrierten sich auf die Schweizer Ferienwochen, vorher und nachher habe es noch Luft. Die Schweizer Gäste, die im Sommer jeweils 56 Prozent der Buchungen beisteuern, will er mit Mehrwert und Spezialangeboten anlocken. «Mit Dumpingpreisen würden wir alle verlieren», ist er überzeugt.
Auch für Janine Bunte, Chefin der Schweizer Jugendherbergen und Vorsitzende der IG Parahotellerie Schweiz, sind Rabattangebote kein Thema: «Wenn wir mit den Preisen runtergingen, könnten wir die Mitarbeiter nicht mehr bezahlen.» Zwischen 30 bis 50 Prozent brach der Umsatz die letzten Wochen bei den IG-Mitgliedern ein. Dazu zählen neben den Jugis auch Reka, Interhome, TCS Camping und B&B Switzerland.
Von Mitte März bis Ende Juni gebe es kaum Buchungen, so Bunte. Sie befürchtet, dass die fehlenden Logiernächte im Juli und August nicht kompensiert werden können. Derzeit ziehe die Nachfrage in den Bergregionen stark an. Aber in den Städten und dem Mittelland herrsche Flaute, erklärt Bunge.
Fehlende Planungssicherheit
Der Anteil der Auslandlogiernächte in der Parahotellerie liegt zwischen 20 bis 60 Prozent. Sie kritisiert: «Es fehlt an Planungsssicherheit.» Nach wie vor sei unklar sei, wann Schullager und Veranstaltungen wieder möglich seien. Viele Gästegruppe hätten ihre Reservationen für den Herbst noch nicht abgesagt, aber sie müssten langsam wissen, was bis dann möglich sei.
Die Buchungssituation sei gar nicht berauschend, sagt Daniel Twerenbold, Leiter der Radisson Hotel Group Schweiz, Österreich und Italien. Bis auf das Radisson Blu in Andermatt UR befinden sich seine sechs Schweizer Hotels in Städten oder am Flughafen. Die Auslastung liege bis Ende Jahr bei nur 40 Prozent, vor einem Jahr lag sie bei 80 Prozent. Sein Hautproblem: Die Auslandsgäste machen 61 und 80 Prozent der Übernachtungen aus.