Garküchen vor dem Aus
Verliert Bangkok sein kulinarisches Erbe?

Bangkok möchte die Garküchen abschaffen. Ein weiterer Beweis, dass in der Welt die Dummheit regiert - findet Reisejournalist Christian Bauer.
Publiziert: 19.04.2017 um 18:07 Uhr
|
Aktualisiert: 03.06.2020 um 11:47 Uhr
Bangkok würde ohne Garküchen seinen Charme verlieren - und sehr viel gutes Essen.
Foto: Shutterstock
Christian Bauer
Christian BauerReise-Journalist

Dass die Welt von einigen Spinnern derzeit in den Abfluss gespült wird, ist wohl jedem klar: In Amerika wütet der Twitter-Präsident, in der Türkei ein grössenwahnsinniger Sultan und im Silicon Valley tüftelt man an Chips, die man Menschen ins Gehirn pflanzen möchte, um Computer zu steuern.

Und nun erschüttert eine weitere Nachricht meinen Glauben an eine gute Zukunft - politisch nicht so brisant, aber dennoch ein Zeichen, dass Dummheit regiert: Bangkok möchte alle (!) Garküchen abschaffen. Die Bangkok Metropolitan Administration (BMA) möchte bis Ende des Jahres die Brutzelstände eliminieren. Grund: Es sollen endlich wieder Ordnung und Sauberkeit herrschen.

Garküchen sind die kulinarische Seele Bangkoks

Welch eine Fehlentscheidung! Garküchen, also kleine Essensstände am Strassenrand, gehören zu Bangkok wie Raclette zu jedem Schweizer Volksfest. Sie geben nicht nur vielen Menschen ein Einkommen, sie sind das kulinarische Herz Thailands.

Gerade erst wurde Bangkok vom Sender CNN als die beste Stadt der Welt für Street Food gekürt. Gaumenfreude-Zentrum der thailändischen Hauptstadt ist Chinatown. Jeden Abend, wenn die Geschäfte schliessen, bauen die fliegenden Händler und die lokalen Restaurants ihre Stände auf, stellen kleine Plastiktische auf die Strasse und fangen an, ihre Köstlichkeiten zu fabrizieren. Tausende Einheimische und Touristen strömen täglich hierher für ein Znacht unter freiem Himmel.

Schlemmen in Chinatown

In den Woks, Grills und Lehmöfen finden sich Gerichte, an die man im Traum nicht denkt. Knusprige Schweinsohren gefällig? Oder stundenlang gesottenes Rindfleisch? Oder Pekingente, die einen Michelin-Stern verdient hätte? Und klar: Zum Dessert gibts Kokosmilch-Omlette.

Chinatown in Bangkok ist ein Paradies für Foodies. Und das Gute: Bei nur ein paar Franken pro Gericht, kann man sich einen Abend lang durch das gesamte Sortiment futtern. Mein Tipp: zu zweit immer ein Gericht teilen, dann kann man locker 5-6 Gerichte verputzen!

Garküchen gibt es (fast) an jeder Strassenecke im gesamten Stadtgebiet.
Foto: Christian Bauer

Klar, die Garküchen entsprechen nicht Schweizer Hygienevorschriften. Aber Thailand ist wohl das sicherste asiatische Street-Food-Land. Die Menschen achten auf frische und saubere Zubereitung. In meinen vielen Monaten in Thailand hatte ich nie gesundheitliche Probleme durch das Essen auf der Strasse – eine Lebensmittelvergiftung ereilte mich in Frankreich ...

Also: Ab nach Bangkok, solange es die Garküchen noch gibt!

Zur Person

Im zarten Alter von drei Jahren bestieg Christian Bauer zum ersten Mal ein Flugzeug Richtung Afrika. Erst sieben Jahre später kehrte er wieder in die Heimat zurück. Seitdem faszinieren ihn fremde Kulturen und Länder. Mittlerweile ist aus seiner Reisebegeisterung ein Beruf geworden.

Im zarten Alter von drei Jahren bestieg Christian Bauer zum ersten Mal ein Flugzeug Richtung Afrika. Erst sieben Jahre später kehrte er wieder in die Heimat zurück. Seitdem faszinieren ihn fremde Kulturen und Länder. Mittlerweile ist aus seiner Reisebegeisterung ein Beruf geworden.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?