Unterwegs in Graubünden
Dem weissen Raben den Buckel runterrutschen

Das Panorama macht den Anfang. Wer die Ski aber unter die Schuhe schnallt, erlebt auf dem Corvatsch ein Schneeparadies der Extraklasse.
Publiziert: 31.01.2018 um 15:03 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 04:55 Uhr
Der Corvatsch ist ein Wintersportparadies.
Foto: Schweiz Tourismus
Samuel Schumacher

Bergführer Gion war ziemlich verkatert und gar nicht in Stimmung für die Skitour, die er mit seinem Kunden frühmorgens in Angriff nehmen sollte. Sein Kopf schmerzte, und als dann kurz nach dem Tourenstart auch noch ein riesiger Gamsbock den Weg versperrte, hatte Gion endgültig genug.

Er ging mit seinem Skistock auf den Gamsbock los. Doch der Stock blieb im Gehörn des Bocks stecken. Das aufgeschreckte Tier rannte los und riss Gion am Stock hinter sich her bis hinauf auf den Gipfel. So soll sich das einst zugetragen haben am Corvatsch, dem stolzen Engadiner Berg.

Am Corvatsch soll die Sportart Skikjöring erfunden worden sein

Die Geschichte vom Ursprung der Sportart Skikjöring, die heute noch jeden Februar unter dem Namen «White Turf» auf dem gefrorenen St. Moritzersee gefeiert wird, ist eine der wenigen Legenden, die sich um den mächtigen Gipfel ranken. Nicht einmal der grosse Philosoph Friedrich Nietzsche, der im Dorf Sils Maria am Fusse des Corvatsch mehrere Sommer verbrachte, hat über den Berg geschrieben.

Nun gut, Nietzsche war primär wegen der Ruhe gekommen, und seine schlechten Augen haben ihm das Gipfelstürmen verunmöglicht. Er warnte in einem Gedicht seine Zeitgenossen gar davor, allzu hoch hinaus zu steigen und die Welt lieber von halber Höhe aus zu bewundern. Den Corvatsch aber, den erwähnte er mit keinem Wort.

Erst ein paar Jahre nach Nietzsches letztem Besuch im Engadin, im Winter 1898, gelang zwei Mutigen die Erstbesteigung des Corvatsch auf Skiern. Vier Jahre später versuchten die Engadiner den Berg zum ersten Mal für Wintertouristen zu erschliessen. Doch der «grosse Rabe» (so die Übersetzung seines romanischen Namens) blieb stur und schüttelte die Bauherren und Tourismus-Visionäre insgesamt sechs Mal erfolgreich ab. Erst 1963 konnte die erste Luftseilbahn hinauf in die ewig weissen Weiten des Corvatsch eröffnet werden.

Am Corvatsch wurden neue Lifte eröffnet

Seither haben sich diese weissen Weiten mehr und mehr zu einem Sportparadies entwickelt. Im vergangenen Jahr wurde ein neuer Lift zwischen den beiden Gebieten Furtschellas und Corvatsch eröffnet. In diesem Sommer nun haben sich die Betreiber der Corvatsch Bahnen mit den Anbietern auf der Diavolezza und der Lagalb zusammengetan. Gemeinsam bieten sie auf und um den 3451 Meter hohen Corvatsch herum 19 Bahn- und Liftanlagen, 14 Restaurants und 160 Kilometer präparierte Pisten an (Sonderangebot für Gäste – siehe unten).

Jolanda Picenoni kennt fast jeden dieser 160 Kilometer. Die Tourismus-Chefin von Sils Maria hat den Corvatsch täglich vor Augen und kommt ins Schwärmen, wenn man sie auf den Hausberg anspricht. «Der Ausblick vom Corvatsch ist einfach einmalig. Der Blick über die Oberengadiner Seen lässt mich Energie tanken.»

Picenoni fährt am liebsten frühmorgens mit der Seilbahn hoch auf den Gipfel und gönnt sich im Panoramarestaurant 3303 – dem höchstgelegenen Restaurant im Bündnerland – einen Kaffee und einen Nussgipfel. Dann carvt sie über die frischen Pisten hinunter. «Wenn ich mehr Zeit habe, liebe ich auch das Freeriden ab der Bergstation Furtschellas. Anschliessend relaxe ich auf der Sonnenterrasse der Usteria Rabigusa», erzählt Picenoni.

Die schönsten Skihütten der Schweiz

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Chez Vrony, Zermatt VS
ZVG

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Ein Halt in der Bergbeiz Alpetta

Die Usteria ist eines von insgesamt zehn Bergrestaurants, die verteilt auf dem Corvatsch (fast) das ganze Jahr über Gäste bewirten. Legendär sind die kulinarischen Zwischenhalte in der «Alpetta» an der breiten Piste von der Mittelstation Murtèl hinunter zur Alp Surlej. Hinter dem Alpetta-Tresen steht Dorigo. Der Wirt schmeisst den gemütlichen Betrieb zusammen mit seiner Frau seit 28 Jahren. Neben den üblichen Skihütten-Klassikern serviert er Fleischspezialitäten aus eigener Jagd und Polenta aus dem Kupfertopf.

Wild zu und her geht es in der Hossa Bar auf der Alp Surlej. Hier steigt jedes Jahr die grosse Saisoneröffnungs-Party mit Live-DJ und Schlummertrunk für die Nachteulen, die sich auf der mit Scheinwerfern beleuchteten Nachtabfahrt – der längsten ihrer Art im Land – den ultimativen Schneekick holen. Auch tagsüber sind die Pisten aber ein wahres Vergnügen.

Die Ungebremsten tummeln sich im Snowpark mit Dutzenden Jumps und Rails. Die Geübten brettern über die schwarze Piste der Hahnenseeabfahrt nach St. Moritz hinunter. Und die Gemütlichen schnallen die Schneeschuhe an und wandern durch die stillen Wälder.

Der Corvatsch ist ein wahres Winterparadies. Nur auf die nächste Chance für ein Gamsbock-Skikjöring müssen Wintersport-Fans wohl noch ein ganzes Weilchen warten.

Sonderangebot für Hotelgäste

Gäste, die mehr als eine Nacht in einem der rund 100 teilnehmenden Engadiner Hotels verbringen, erhalten den Ski-Tagespass für alle Oberengadiner Bergbahnen für 38 Franken pro Person.

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