Das sind die schönsten Pässe für Velofahrer
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Rasante Abfahrten:Das sind die schönsten Pässe für Velofahrer

Mit dem Velo auf Tour
190 Kilometer Schweiz vom Feinsten

Die Tour de Suisse steht vor der Tür, und die Schweiz wird für neun Tage zur Velo-Nation. Wir haben uns von der Streckenführung inspirieren lassen und sind vom Aargau bis nach Gstaad gestrampelt. Die schönsten Mini-Ferien seit langem.
Publiziert: 08.06.2018 um 12:13 Uhr
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Aktualisiert: 03.04.2019 um 10:15 Uhr
Eiger, Mönch und Jungfrau erheben sich über dem Thunersee - Bilderbuchidylle!
Foto: Christian Bauer
Christian Bauer

«Grüessech», nuschelt der zahnlückige Altbauer, als ich sein traditionelles Emmentalerhaus bestaune. Dann schiebt er noch etwas hinterher, das nach «Wo willst du denn hin?» klingt. Hier, mitten im Berner Hinterland, wo der Dialekt mehr Singsang ist als Wort, werden auch die Fremden geduzt. Da fühlt man sich gleich willkommen.

Die «Tour de Suisse»-Strecke als Anregung

Unterwegs bin ich auf einem Teilstück der diesjährigen Tour de Suisse. Auf 190 Kilometern strample ich vom aargauischen Gansingen zum Promiferienort Gstaad. Die gute Nachricht: Die Profi-Rennstrecke, auf der sich die weltbesten Velofahrer messen, ist auch für Hobby-Radler wie mich zu meistern. Die Beichte: Was die Profis in fünf Stunden herunterreissen, ist für mich kaum unter drei Tagen zu schaffen – aus Mangel an Kondition und auch, weil es auf dem Abschnitt alle naslang etwas zu sehen gibt.

Die Rennstrecken der Tour de Suisse sind auch für Hobbyradler zu schaffen.
Foto: Tour de Suisse

Die Tour de Suisse, die jedes Jahr einen anderen Verlauf nimmt, ist nicht nur DAS Ereignis für Velofans in der Schweiz, sie ist auch für viele eine Anregung für die eigenen Fahrradferien. Besonders in diesem Jahr verbindet das Etappenrennen einige der schönsten Ecken der Eidgenossenschaft. Die knapp 1200 Kilometer lange Strecke führt durch das Thurgauer und Zürcher Weinland, das Rhonetal, die beiden Appenzell, das Heidiland und das Tessin.

Sehenswürdigkeiten gibt es hier zuhauf (siehe auch unsere Geheimtipps links). Wer allerdings alle neun Etappen abfahren möchte, muss bei realistischen 60 Wander-Velo-Kilometern mindestens 20 Tage einrechnen – und einige wirklich steile Alpenpässe überwinden.

Die Schweiz vom Feinsten

Im Berner Mittelland.
Foto: Christian Bauer

Für meine «Mini-Tour-de-Suisse» habe ich mich daher für die abwechslungsreiche vierte Etappe vom aargauischen Gansingen bis zum Luxusort Gstaad entschieden (siehe Karte). Der Aargauer Jurapark liegt ebenso auf  dem Weg wie die sanften Hügel des Berner Mittellandes (mit tollem Blick auf Eiger, Mönch, Jungfrau), der Thunersee und das Simmental. Zudem die Städte Aarau, Burgdorf, Thun und Spiez: 190 Kilometer Schweiz vom Feinsten.

Ich komme durch Landschaften und Dörfer, die so auch im Freilichtmuseum stehen könnten. Vor manch einem Gehöf im Bernischen, dessen Walmdächer bis zum Boden reichen, als müsse man sich vor Wetter und Feinden schützen, dampft der Misthaufen noch an jener Stelle wie Jahrhunderte zuvor. Die schönsten Prachtexemplare reichen zurück bis ins 17. Jahrhundert – ein unglaublicher Schatz an Kulturgeschichte. Und manches Mal verblüfft ein Ort, den man eigentlich links liegen lassen wollte, mit einer unerwartet schönen Altstadt. Zofingen AG ist so ein Beispiel. Als Industriestandort verschrien, überrascht das Städtchen mit einem schmucken Zähringer Häuserensemble. Oder das Dörfchen Wynigen im Önz-Tal: Die stattlichen Bauernhäuser mussten gar schon als Filmkulisse für «Uli der Knecht» herhalten.

Besonders eindrücklich: die Bauernhäuser am Wegesrand.

Wie eine Filmkulisse ...

An eine Filmkulisse erinnert auch das Simmental: In der Sonne blitzen die letzten Schneegipfel, Kühe grasen, und Bauern heuen dieser Tage die mit Sumpfdotterblumen übersäten Weiden – ein Heimatfilm. Das Velo entpuppt sich als das ideale Fortbewegungsmittel: langsam genug, um all die Schönheiten aufzusaugen. Herrlich! Die schönsten Ferientage seit langem  langem. Und unter den surrenden Rädern meines E-Bikes rollen die Kilometer verblüffend sanft dahin.

Sind Velofahrer gewöhnt: Kühe entlang der Strecke durchs Simmental.

Allerdings folge ich nicht pedantisch der Tour-de- Suisse-Strecke: Das Rennen findet auf breiten Landstrassen statt – und die sind zum Genussradeln wenig geeignet. Ich suche mir ausgeschilderte Velowege (insgesamt gibt es in der Schweiz 33 000 Kilometer davon), welche grob denselben Verlauf haben. Einer dieser Wege führt direkt am Bauernhaus ebendieses Altbauern aus dem Emmental vorbei. Wie alt der Hof sei, frage ich ihn. «Oh, der ist sehr alt. Viele Hundert Jahre. Jedenfalls älter als ich», meint er. Und er sei ja schon fast «nünzgi». Man möchte es ihm gerne glauben: Sein Gesicht ist vom harten Bauernleben ebenso wettergegerbt wie die Balken seiner Hofstatt.

Auch wenn es abgedroschen klingt: Die Schweiz ist eine Idylle. Zum Glücklichsein muss es eben nicht immer der Strand von Sansibar sein. Da reichen auch mal Uralthöfe, Alpengrasduft und Kuhglockengebimmel. Und ein wenig Muskelkater.

Informationen

Tour de Suisse 2018: Etappen und Routenplan

Die Etappenorte waren bereits alle bekannt, nun sind auch die Details zu den Streckenplänen fix. Die 82. Ausgabe der Tour der Suisse (9. bis 17. Juni) führt über neun Etappen und 1212 Kilometer.

Hier weiterlesen

Die Etappenorte waren bereits alle bekannt, nun sind auch die Details zu den Streckenplänen fix. Die 82. Ausgabe der Tour der Suisse (9. bis 17. Juni) führt über neun Etappen und 1212 Kilometer.

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Strecke: Von Gansingen nach Aarau folge ich der Originalstrecke der Tour des Suisse. Die kleinen Landstrassen haben teilweise eingezeichnete Velostreifen.

Von Aarau bis Zofingen gehts zunächst auf der Veloland Route Nummer 8 (Aare-Route) bis Aarburg und dann auf Nummer 73 (Wiggertal) nach Zofingen.

Zofingen bis Langenthal: Ein Stück die Route 73 (Wiggertal) und dann die Nummer 84 (Mittelländer Hügelroute).

Langenthal - Burgdorf - Thun Auf dieser Strecke folgte ich weiterhin der Mittelländer Hügelroute, die allerdings ab Burgdorf recht von der Tour de Suisse abweicht. Allerdings vereinfacht die durchgehende Beschilderung bis Thun das Navigieren.

Von Thun nach Spiez gehts der Landstrasse entlang. In Thun führt ein malerischer Wanderweg direkt am See entlang, der allerdings für Velos gesperrt ist (Aber: Wo kein Kläger, da kein Richter).

Von Spiez bis Gstaad ist die Wahl einfach: Durch Simmental führt nur die Veloroute 9 (Seen-Route).

Velo: Für die Tour wurde ein eComfort Gates der Schweizer Marke Ibex verwendet.

Ausrüstung: Für die drei Tage braucht es eine Garnitur zum Velofahren und einmal saubere Kleidung für den Abend. Tipp: Kaufen Sie sich eine kurze Velohose mit herausnehmbarer Polsterung. Diese kann man auch unter einer «normalen» langen Outdoorhose anziehen. Ansonsten Regschutz, Fleece, Sonnecreme, Velohelm, Velo-Flickzeug. Wer öfter mit dem Velo auf Tour gehen will, sollte sich die Anschaffung von Ortlieb Satteltaschen überlegen. Diese sind zwar etwas teurer als andere Produkte, aber das Beste, dass es auf dem Markt gibt.

App: Die Navigation erleichtert die App von SchweizMobil, die auf topographischen Karten den eigenen Standpunkt und die gewählte Strecke anzeigt. Für iOS und Androide, kostenlos.

Informationen: www.tourdesuisse.ch; www.schweizmobil.ch

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