Durchhaltewille, Nervenstärke, Hartnäckigkeit, Schlauheit: Das sind die Fähigkeiten, die bei der Suche nach einer Wohnung Gold wert sein können. Gerade in städtischen Ballungsgebieten, wo Wohnraum immer knapper und teurer wird, stellt sich die Frage: Wie schaffe ich es, aus der grossen Masse der Suchenden herauszustechen?
Natürlich gibt es dafür kein allgemeingültiges Rezept. Und auch zaubern kann man nicht – sucht der Vermieter eine Kleinfamilie, wird man als alleinstehende Person einen schweren Stand haben.
Dennoch: Wer gewisse Verhaltensregeln befolgt, kommt eher zu einem Mietvertrag. Als Essenz aus eigenen Erfahrungen und jenen von Beobachter-Lesern an der Beratungs-Hotline hier sieben Tipps, die deine Chancen auf Erfolg im Wohnungsmarkt erhöhen.
1. Kontaktaufnahme: Halten Sie sich an die Regeln
Hast du auf einer Internetplattform eine Wohnung gesehen und es wird ausdrücklich gewünscht, sich per E-Mail zu melden, solltest du nicht Detektiv spielen und versuchen, die Telefonnummer herauszufinden. Der Inserent wird seine Gründe haben, warum er seine Nummer nicht angegeben hat.
Ist die Telefonnummer eines Mieters angegeben, der Nachmieter sucht: Versuche, die Wohnung als Erster zu besichtigen (siehe Punkt 2). Sucht jedoch die Verwaltung oder direkt der Vermieter, ist ein anderes Vorgehen vorzuziehen (Punkte 3 bis 5).
2. Der Mieter sucht: Schnell und willig sein
Wer vorzeitig auszieht, muss selber einen Nachmieter suchen, sonst geht er das Risiko ein, bis zum ordentlichen Kündigungstermin die Miete bezahlen zu müssen. Der ausziehende Mieter ist also grundsätzlich daran interessiert, möglichst viele Interessenten zu stellen. Gleichzeitig will er damit nicht zu viel Aufwand haben. Das könntest du nutzen, indem du versuchst, sich für die Besichtigung die Pole-Position zu ergattern.
Sagst du dem ausziehenden Mieter zum Beispiel, du könntest am offiziellen Termin nicht teilnehmen, weil du beruflich verhindert bist, und schlag ein früheres Datum vor. Überzeug ihn sodann, dass du die Wohnung ohne Wenn und Aber übernehmen wirst, und unterzeichne eine entsprechende Absichtserklärung. Zeig dich auch bereit, allfällige Einrichtungsgegenstände des Mieters zu einem grosszügigen Preis zu übernehmen, vor allem, wenn er nur dich der Verwaltung als Nachmieter empfiehlt. Der Mieter wird, wenn er wählen kann, nur Nachfolgemieter angeben, die ihm abkaufen, was er loswerden will.
3. Besichtigung mit dem Verwalter: Bleib in Erinnerung
Wird die Besichtigung der angepeilten Wohnung vom Vermieter oder von der Verwaltung durchgeführt, heisst der Tipp: Sie du der Letzte. Der Vermieter wird sich an den letzten Besucher der Besichtigung erinnern, während die Masse davor verwischt. Du hast so auch den grossen Vorteil, dich ungestört mit dem Vermieter unterhalten zu können.
Beschnuppere vorgängig das Haus und überlegen dir, welchen Mietertyp man sucht. Sprich allenfalls mit Nachbarn und verschaffe dir so Informationen, die deine Mitbewerber nicht haben.
Führe ein offenes Gespräch mit dem Verwalter, erzählen auch etwas von dir, stelle eine Verbindung zum Gegenüber her. Versuche, dich in den Verwalter hineinzuversetzen, entschlüssle seine Bedürfnisse. Ist es ihm wichtig, dass ein besonders ruhiger Mieter einzieht? Oder haben die anderen Mietparteien im Haus ganz nahen Kontakt zueinander? Erkläre, weshalb gerade du diese Anforderungen erfüllst. Indem du die Vorstellungen des Verwalters erkennst, kannst du ihn schliesslich unbewusst davon überzeugen, dass du genau die richtige Wahl für die freie Wohnung bist.
4. Beim Vermieter: Der Erste sein – und der Einzige
Ausnahmsweise kann es auch von Vorteil sein, wenn du der erste Bewerber bist, der sich bei der Verwaltung oder beim Vermieter vorstellt: Sofern du die Möglichkeit bekommst, dir die Wohnung vor dem offiziellen Termin allein anzusehen, kannst du dir womöglich einen entscheidenden Vorsprung auf die Konkurrenz verschaffen, noch bevor der Vermieter dich erstmals zu Gesicht bekommt. Nutze beim nachfolgenden Gespräch diese Vorteile konsequent aus und überzeuge den Vermieter durch Empathie und Argumente (wie in Punkt 3).
5. Schriftlich bewerben: Als ginge es um einen Job
Will die Verwaltung oder der Vermieter eine Massenveranstaltung vermeiden, müssen sich Mietinteressenten vorgängig schriftlich bewerben, um der Vermieterschaft eine Vorselektion zu ermöglichen.
Bewirb dich wie für eine Arbeitsstelle – das heisst: Verkauf dich!
Stell dir vor: Wer bist du? Wo arbeitest du? Leg ein vorteilhaftes Foto bei.
Erkläre, weshalb du eine Wohnung benötigst.
Sag, warum du dich gerade für diese Wohnung bewirbst. Zum Beispiel, weil all Ihre Freunde in der Nähe wohnen oder weil du Nachwuchs erwartest.
Vermeide Rechtschreibfehler und bleib in Ton und Gestaltung sachlich und schlicht.
Gib Referenzen an, etwa deinen aktuellen Vermieter oder deinen Arbeitgeber. Frag bei die Referenzpersonen unbedingt vorher an.
Leg einen aktuellen Betreibungsauszug bei.
6. Nachhaken – aber nicht zu sehr
Wie verhält man sich nach der Besichtigung? Man will ja nicht aufdringlich sein – und zugleich geht es darum, bei der Vermieterschaft in Erinnerung zu bleiben. Diese Strategien haben sich bewährt:
Schreib noch am selben Abend einen Brief oder eine E-Mail. Das ist vor allem dann ratsam, wenn die Mietersuche über den Vermieter oder den Vormieter läuft – sie entscheiden meist emotionaler als Verwaltungen. Leg kurz dar, wieso dir die Wohnung so gut gefällt, weshalb man gerade dich wählen sollte und wie sehr du dich über einen positiven Entscheid freuen würdest. Trag aber nicht zu dick auf, finde eine gute Mischung aus Sachlichkeit und Emotionalität.
Als Alternative: Geh am nächsten oder übernächsten Tag auf gut Glück bei der Verwaltung vorbei und bekräftige nochmals, wie sehr du dir diese Wohnung wünschst und hoffst, dass man sich für dich entscheiden wird. Mach aber keine Geschenke oder dergleichen – das geht meist daneben.
Als letzte Möglichkeit kannst du zum Telefon greifen. Doch diese Variante wird die kleinste Wirkung zeigen, weil sie distanziert wirken kann.
7. Wohnung unter der Hand: Netzwerk nutzen
Die besten Wohnungen werden unter der Hand vergeben. Lass deshalb dein Beziehungsnetz spielen: Nutze Facebook und weitere Online-Möglichkeiten. Schicke allen guten Bekannten eine E-Mail und bitte sie um aktive Unterstützung. Bitte die Empfänger ausdrücklich, deine Mail auch an deren Freunde weiterzuleiten – damit erreicht man eine ungeahnte Streuwirkung, die ein wichtiger Faktor sein kann, um dem Glück bei der Wohnungssuche auf die Sprünge zu helfen.