Bartöl. Kühlstäbe für das Bierglas. Steakmesser mit Holzgriff. Magnetisches Armband für Schrauben und Nägel. Duschgel in Motorenöl-Fläschchen. Whisky-Kristallglas. Pflegeleichte «Männerpflanze». Fussballfan-Chäppli. Gravierte Grillhandschuhe. Socken. Das sind die Geschenke-Tipps für Männer, die es diesen Dezember ins Internet und in unsere Briefkästen spült. Auf irgendwas muss ich mich ja stützen können, wenn man einem Mann – Vater, Bruder, Schwiegervater, Gatte – etwas zu Weihnachten schenken will. Ich hänge komplett in der Luft. Männer zu beschenken, ist schwierig.
Die Empfehlungen deuten es schon an, ihre Botschaft ist klar: Der Mann ist ein bedauernswertes Wesen. Will man ihm eine Freude machen, orientiert man sich an der Kategorie brunftiger Büffel, der seine Abende gern mit Kumpels in der Sportbar verbringt oder nach Stunden im Hobbykeller – nur auftaucht, um sich in seinem abgewetzten Ledersessel ein Glas Whisky zu gönnen. Frauen haben es besser.
«Männer habens schwer»
Die Tipps für sie verzichten auf Gravuren. Es sind so sinnliche Dinge wie eine Alpakawolldecke, eine Vintage-Goldkette, ein Berberteppich, ein Wellness-Ausflug in die Berge, der angesagteste Roman des Jahres oder ein Museumspass. Frauen, darin ist sich die Konsumindustrie einig, sind faszinierende Menschen. Vielseitig interessiert. Schöngeister. Mit so einem Quatsch wie einem Cocktail-Set oder Bierhumpen mit Selfie-Aufdruck, die früher oder später sowieso in den Abfallsack wandern, muss man ihnen gar nicht kommen.
Sicher, die Werbung will uns Dinge weismachen, die mit der Realität nicht viel zu tun haben. Männer sind nicht eindimensional und stumpf. Doch manche wirken so. Herbert Grönemeyer sang es 1984 im «Männer»-Lied so: «Männer habens schwer, nehmens leicht / Aussen hart und innen ganz weich.» Geht es um Weihnachten, ist der Mann eine Knacknuss. Was wünschst du dir? Allein die Frage treibt manchem den Schweiss aus den Poren. Vor allem Älteren. Darunter eine Gattung, deren Abkömmlinge auf die Frage hin nur mit den Schultern zucken. Oder immer gleich antworten: Ich habe alles. Ich brauche nichts. Der Klassiker mit einem Augenzwinkern: meine Ruhe. Mancher Herr wirkt eigenschaftslos.
Frauenzeug!
Bei Kindern und Frauen ist es einfacher. Sie lassen unter dem Jahr Sätze fallen, Signalsätze!: «Ui, das da gefällt mir! So ein Dingsbums habe ich mir schon immer gewünscht!» Männer bringen das weniger über die Lippen. Fragt man sie nach einem Konzert, einem Match, einem Treffen mit Kumpels, wie es war, kommt zurück: «Gut, warum meinst du?» Es sind Symptome des gleichen Problems, das Grönemeyer auf den Punkt brachte: «Werdn als Kind schon auf Mann geeicht.» Generationen von Buben haben zu spüren bekommen, dass ein richtiger Mann nicht zeigt, was ihn beschäftigt, nicht herumheult, dass er stark ist. Emotionen – sie sind nichts für Männer. Erst recht solche für das Schöne, überhaupt das Schöne – Frauenzeug! Nur was für Schwule!
Gut, gut, zugegeben: Ich übertreibe. Es ändert sich gerade einiges. Eine neue Generation von Männern rückt nach. Am 1. Dezember stand auf meinem Küchentisch das erste von 24 Päckchen eines Adventskalenders. Selbst gebastelt. Mein Liebster hatte zum Auftakt einen Regenschirm eingepackt. Ihm war aufgefallen, dass ich meistens ohne im Regen herumrenne, weil ich alle verliere. Natürlich blieb auch dieser nicht lange bei mir, ich hab ihn im Tram liegen lassen – am gleichen Tag! Fest steht: Er, der Mann, hatte zwei Dutzend Ideen für ein Geschenk für mich. Ich hingegen hab bei ihm gschämigerweise erst gegoogelt.