Schon lange vor Beginn des digitalen Zeitalters wusste man, dass man am schnellsten zum Ziel kommt, wenn man klare Prioritäten setzt. Doch was ist am wichtigsten?
In der komplexen Welt, in der wir leben, wird die Beantwortung dieser Frage immer schwieriger. Die Anforderungen an jeden Einzelnen steigen gleichzeitig mit den Möglichkeiten, sich vom Wesentlichen ablenken zu lassen. Ein Dilemma.
Motivationsmotor
Die 80/20-Regel schafft Klarheit und motiviert dich selbst in Situationen, in denen du dich überfordert fühlst. Das Pareto-Prinzip, wie die Regel auch genannt wird, wird als Priorisierungsmethode immer beliebter in der Arbeitswelt und in diversen wirtschaftlichen Bereichen. Doch du kannst das Prinzip genauso gut im Privatleben anwenden!
Es beschreibt das regelmässig beobachtete Phänomen, dass mit 20 Prozent des Gesamtaufwandes 80 Prozent des gewünschten Ergebnisses erreicht wird. Mit etwas weniger als einem Viertel des Aufwandes, der zum Beispiel für die Fertigstellung eines Projektes nötig ist, hast du schon mehr als drei Viertel des Projekts fertiggestellt. Es ist also naheliegend, dass du dich zuerst auf die Aufgaben konzentrierst, die dich deinem Ziel am schnellsten näher bringen.
Der Inbegriff eines erfüllten Privatlebens
Der Bestseller-Autor und Informatikprofessor Cal Newport (42) erläutert in seinem Sachbuch «Konzentriert arbeiten» viele dieser Beispiele aus der Arbeitswelt.
Cal Newport setzt sich in seinen Sachbüchern mit effizienten und nachhaltigen Arbeitsweisen auseinander. Er prägte den Begriff «Deep Work», der sich auf Lernen ohne Ablenkungen wie E-Mail und soziale Medien bezieht. Zudem betreibt der Bestsellerautor und Informatiker die in den USA beliebte Website Study Hacks mit Tipps für leichtes Lernen.
Cal Newport setzt sich in seinen Sachbüchern mit effizienten und nachhaltigen Arbeitsweisen auseinander. Er prägte den Begriff «Deep Work», der sich auf Lernen ohne Ablenkungen wie E-Mail und soziale Medien bezieht. Zudem betreibt der Bestsellerautor und Informatiker die in den USA beliebte Website Study Hacks mit Tipps für leichtes Lernen.
Am aussergewöhnlichsten ist jedoch ein Kapitel, in dem der Amerikaner aufzeigt, wie dir 80/20-Regeln auch beim Aufbau eines Freundeskreises helfen kann. Für viele Menschen seien gute Beziehungen zu Personen, mit denen man nicht verwandt ist oder arbeitet, der Inbegriff eines erfüllten Privatlebens, schreibt Newport.
Er empfiehlt, als Erstes ein konkretes Ziel zu formulieren. Zum Beispiel:
«Ich will enge und bereichernde Freundschaften mit einer Gruppe von Menschen pflegen, die mir wichtig sind.»
Als Nächstes müsst du dir Massnahmen überlegen, mit Hilfe derer du dieses Ziel erreichen kannst. Zum Beispiel:
«Ich muss mir regelmässig Zeit einräumen für diejenigen, die ich als Freunde betrachte oder gerne als Freunde hätte. Wir nutzen diese Zeit zu zweit für etwas Sinnvolles wie lange Gespräche, gemeinsame Abendessen und Ausflüge.»
Nun gibt es natürlich noch sehr viel mehr Arten, wie du Freundschaften pflegen kannst. Im Vergleich zu den Massnahmen, die du definiert hast, sind sie aber viel weniger effektiv.
Du könntest Facebook-Freunden schreiben, um in Kontakt zu bleiben. Oder mit einem Freund ausgehen, um neue Bekanntschaften zu knüpfen.
«Aber ich kann ja beides machen», wirst du dir vielleicht sagen. Dieses Argument übersieht gemäss Newport den entscheidenden Punkt, dass alle Aktivitäten – unabhängig von ihrer Wichtigkeit – dieselbe, begrenzte Quelle an Zeit anzapfen, die dir täglich zur Verfügung steht.
Wenn du also mit einer Person am Wochenende um die Häuser ziehst, hast du weniger Zeit zur Verfügung, um mit ihr lange Gespräche zu führen, zu dinieren oder mit der Seilbahn auf den Säntis zu fahren.
Eine Komponente wird nicht berücksichtigt
Und wenn du stundenlang mit deiner ehemaligen Klassenkameradin chattest, die vor 15 Jahren nach Australien ausgewandert ist, vernachlässigst du in der Zeit deinen besten Freund, der seit Kindesbeinen im gleichen Quartier wohnt wie du.
Auch hier ist es logisch, dass du dich auf das konzentrierst, das dich deinem Ziel am schnellsten näher bringt. Bei Freundschaften kommt aber noch eine unberechenbare Komponente hinzu, die das Anwenden von Regeln nur bedingt möglich macht: Sie beruhen auf Gegenseitigkeit.