Mit ihrem Schulranzen auf den schmalen Schultern machen sich unsere Kinder auf den Schulweg und wir fragen uns: Werden die anderen Kinder nett zu ihnen sein? Oder werden unsere Schützlinge allein und einsam auf dem Pausenplatz stehen? Mit unseren fünf Tipps wird die Suche nach Schulfreunden für dein Kind ein Erfolg.
Stelle Fragen
Laurence Bagnoud-Roth, Psychologin und Psychotherapeutin sowie Mitbegründerin der Beratungsstelle Therapea, warnt: «Die Angst, keine Freundschaften schliessen zu können, ist oft eher auf eine Projektion der Eltern als auf die Kinder selbst zurückzuführen.» Bevor du also deine eigene Besorgnis weitergibst und damit riskierst, Ängste in ihre Köpfe einzupflanzen, solltest du prüfen, ob deine Kinder wirklich Angst haben oder ob dieses Gefühl von dir selbst kommt.
Die Expertin weist auch darauf hin, dass Kinder nicht unbedingt die gleichen Bezugssysteme, Bedürfnisse oder Charaktereigenschaften haben wie wir: «Sie können mit solchen Situationen viel gelassener umgehen, als wir Eltern uns das vorstellen», beruhigt sie. Während manche Kinder sehr sozial sind und sich am liebsten mit einer ganzen Schar von Freunden umgeben würden, ist es für andere genau das Richtige, die Pause mit nur einem oder zwei Freunden zu verbringen.
Schliesse frühere Kapitel ab
Für Kinder, die in eine neue Klasse kommen oder gar die Schule wechseln, betont Bagnoud-Roth die Bedeutung einiger vorbereitender Schritte: «Bei einem Schulwechsel sind bestimmte Rituale wichtig, um den Übergang zu erleichtern», erklärt sie. Es sei für Kinder zum Beispiel wichtig, sich von Freunden zu verabschieden, Telefonnummern zu notieren und sicherzustellen, dass ein Wiedersehen möglich ist. «Auch wenn das Kind in ein paar Monaten wahrscheinlich weitergezogen ist und neue Leute kennengelernt hat, ist es sehr vorteilhaft, diese Tür offenzulassen.»
Ermögliche erste Kontakte
Laurence Bagnoud-Roth schlägt vor, das Kind zu Aktivitäten mit anderen Schulkindern anzumelden, um neue Bekanntschaften zu erleichtern: «Das kann ihm helfen, Ankerpunkte und vertraute Gesichter zu finden», sagt sie. Für Begegnungen in der neuen Klasse kannst du deinem Kind raten, sich an Mitschülerinnen und Mitschüler zu wenden, die ebenfalls neu sind oder die freundlich wirken:
«Wenn sich das Kind diese Begegnungen im Voraus vorstellt, kann es sich ausmalen, wie es auf die anderen zugehen wird. Das kann den Stress verringern», meint die Psychologin. Auch könne es hilfreich sein, die Lehrperson für die Situation zu sensibilisieren und zu betonen, dass das Schulkind niemanden kennt. «Auf diese Weise kann der Lehrer oder die Lehrerin Treffen mit anderen Kindern initiieren oder die Vorstellung übernehmen».
Sprich mit anderen Eltern
Deine blosse Anwesenheit zu Beginn und am Ende des Unterrichts kann schon viel bewirken: Ein kurzes Gespräch mit anderen Eltern hilft, Perspektiven zu eröffnen. So kannst du mithelfen, Aktivitäten zwischen deinem Kind und seinen Mitschülern zu planen. Laurence Bagnoud-Roth schlägt vor: «Laden Sie die neuen Freunde des Kindes so bald wie möglich zu einem Snack nach Hause ein.» Das erfordert ein wenig Proaktivität, indem du andere Eltern ausfindig machst. Deine Anwesenheit in den ersten Tagen kann jedoch sehr vorteilhaft sein.
Bewahre ein positives Mindset
Obwohl der Prozess langwierig, emotional und komplex erscheinen mag, weist die Expertin darauf hin, dass sich die Dinge in der Regel recht schnell ändern. Mit anderen Worten: Die aktuelle Schwierigkeit ist nur vorübergehend! «Sie können das Kind daran erinnern und ihm versprechen, dass es in ein paar Wochen besser wird, auch wenn das im Moment noch schwer vorstellbar ist.»
Einige Monate später, wenn sich die Situation beruhigt und das Kind neue Bekanntschaften gemacht hat, sei es wichtig, den Weg zu loben, den es seit dem ersten Tag zurückgelegt hat: «Erinnern Sie Ihr Kind an die Fortschritte, die es gemacht hat, um zu betonen, dass es in der Lage ist, mit dieser Art von Veränderung umzugehen», empfiehlt Laurence Bagnoud-Roth.
Es ist unmöglich, Kinder vor allem zu schützen, nicht einmal vor Einsamkeit. «Wir können nicht verhindern, dass sie negative Emotionen erleben», sagt die Expertin. Es sei jedoch sogar hilfreich, negative Emotionen zu erleben, denn sie ermöglichen es uns, zu lernen, zu wachsen und zu wissen, dass wir mit solchen Situationen umgehen können.
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