Auf einen Blick
- Katzen verlassen ihr Zuhause aus verschiedenen Gründen
- Gespräche mit Nachbarn sind wichtig, um Probleme zu lösen
- Katrin Held gibt Tipps für Katzenhalter
Viele Schweizer besitzen eine oder mehrere Katzen, weshalb es nicht verwundert, dass die Samtpfoten hierzulande seit langem die beliebtesten Haustiere sind. Ist das eigene Büsi ein Freigänger und hat damit Auslauf, kann es nach Herzenslust herumstromern und die Gegend erkunden. Im Normalfall kommen die Tiere in regelmässigen Abständen nach Hause zurück. Bleibt das Büsi immer länger fort, oder wird man darauf aufmerksam, dass es sich fast nur noch bei einem Nachbarn aufhält, kann es sein, dass sich der Schleichjäger ein neues Heim gesucht hat.
«Es liegt eigentlich nicht im Naturell der Katze, ihr Kernrevier, also ihr Haus oder ihre Wohnung, grundlos zu verlassen. Dieses Revier ist das A und O für die Samtpfoten», meint Katrin Held (48), ausgebildete Verhaltenstherapeutin und Ernährungsberaterin für Katzen bei «Katzengespräch» in Rottenschwil AG.
Darum wandern Katzen aus
Die Gründe für einen selbstgewählten Umzug einer Katze können vielfältig sein, so die Fachfrau. Alter oder Geschlecht des Tiers spielen dabei ihrer Erfahrung nach jedoch keine Rolle. Es brauche schon einiges, bis Katzen abwandern, wobei jedes Tier seine eigene Motivation und seinen eigenen Charakter habe. Manche Büsis sind laut Held einfach besonders gern auf Wanderschaft und besuchen häufig fremde Wohnungen oder sogar Geschäfte.
In jedem Fall sei es wichtig, die Situation zu analysieren, um herauszufinden, weshalb das Tier plötzlich ein neues Zuhause bevorzugt. Ausserdem müsse die Bereitschaft des Halters vorhanden sein, etwas zu ändern. Held erklärt im Gespräch mit Blick: «Man sollte genau hinschauen, was sich aus Sicht der Katze in ihrem Leben verändert hat. Das kann zum Beispiel ein neuer tierischer Mitbewohner sein, aber auch eine Nachbarskatze, die das Revier streitig macht. Ein Kleinkind im Haushalt oder ein neuer Partner beziehungsweise eine Partnerin können ebenfalls Auslöser für die Tiere sein, das Weite zu suchen.»
Weitere häufige Ursachen sind laut der Verhaltenstherapeutin traumatische Erlebnisse im Kernrevier sowie Zeitmangel oder Abwesenheit des Tierhalters. «Fremdfütterung sehe ich eher weniger als Grund, das eigene Zuhause aufzugeben. In solchen Fällen kommt es oft dazu, dass die Katze nur zum Fressen weggeht und ansonsten wie gewohnt nach Hause kommt», fügt die Expertin hinzu.
Was tun, wenn Büsi sein Zuhause nicht mehr mag?
Für Tierhalter ist es immer sehr schlimm, wenn die eigene Katze sie verlassen möchte, wie Held weiss: «Halter fühlen sich der Situation hilflos ausgesetzt. Manche entwickeln sogar Zorn dem Tier gegenüber, da sie glauben, alles für ihre geliebte Samtpfote zu tun und sie trotzdem nicht nach Hause kommen möchte. Viele haben auch Angst, dem Tier könnte etwas zustossen. Und ich verstehe jeden Tierhalter und jede Tierhalterin mit dieser Sorge.» Die Katze einzusperren, sei allerdings kontraproduktiv.
Gespräche mit dem Nachbarn, bei dem sich die Katze vermehrt aufhält, seien sehr wichtig. Diese sollten laut der Fachfrau freundlich und sachlich verlaufen, da sich die Situation durch Streitgespräche nur aufbausche. Die Katze könne das spüren, was letztendlich zu mehr Unruhe und Abnabelung führe. «Hilft kein Gespräch, sollte fachkundige Unterstützung beigezogen werden.»
Ausserdem sei es ratsam, den Zugang für fremde Katzen in das eigene Heim zu vermeiden. Auch Rituale zu schaffen, die das abendliche Fütterungsritual übertreffen, könne hilfreich sein: «Die Fütterung ist ein Grundbedürfnis. Damit sich das Tier rundum wohlfühlt, ist es entscheidend, viel zu beobachten und herauszufinden, was das eigene Büsi mag und darauf aufzubauen.» Held rät, eine Fachperson anzufragen, da sich nur schwer verallgemeinern lässt, wie im Einzelfall vorzugehen ist.
Vorbeugende Massnahmen für Katzenhalter
Je enger die Beziehung zwischen Halterin und Tier, desto unwahrscheinlicher ist es, dass die Samtpfote auszieht. «Katzen wird oft nachgesagt, sie würden den Menschen nicht brauchen, sondern nur ihren gefüllten Futtertopf wollen. Das stimmt so nicht. Katzen können zu ihren Menschen eine extrem starke Bindung aufbauen, wenn der Mensch dazu gewillt ist», meint Held. Vorbeugend können auch hier gemeinsame Rituale hilfreich sein, die den Bedürfnissen des Tiers entsprechen.
Die Expertin hat noch weitere Tipps parat: «Gestalten Sie das Zuhause spannend und abwechslungsreich, genauso wie die tägliche Beschäftigung. Nur weil eine Katze Freigang hat, heisst das nicht, dass sie nicht auch gern mit ihrem Menschen etwas unternehmen möchte. Clickertraining ist fantastisch und fördert die Bindung. Katzen sind viel mehr als Kuschelkumpel für einen gemütlichen TV-Abend.»
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