Giftige Schlangen gibt es auch in der Schweiz. Am 16. Juni griff eine Schlange in Balsthal SO ein achtjähriges Mädchen an und biss zu. Das Mädchen musste mit der Rega ins Spital transportiert werden – sie wies Vergiftungssymptome auf.
In der Schweiz existieren zwei giftige Schlangenarten: Aspisvipern und Kreuzotter. Die Kreuzotter gilt hierzulande zusammen mit der Ringelnatter als bekannteste Schlangenart. Sie ist vor allem oberhalb der Waldgrenze in steinigen Gebieten zu Hause und kommt hauptsächlich im zentralen und östlichen Alpengebiet vor. Auf Weiden mit Steinhaufen fühlt sie sich besonders wohl.
Die Aspisviper besiedelt ähnliche Lebensräume, ist aber vor allem im Jura, im westlichen Alpenraum, im Tessin und im Wallis beheimatet. Allerdings lebe die Aspisviper, im Gegensatz zur Kreuzotter, auch in tieferen Lagen, erklärt Andreas Meyer von der Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz (Karch). So ist auch der Biss in Balsthal zu erklären.
Pupillen als Indiz
Für Laien sei es laut Meyer praktisch unmöglich, mit blossem Auge zu erkennen, ob es sich um eine giftige oder ungiftige Schlange handelt. Ein sicheres Merkmal von Giftschlangen in der Schweiz ist die Pupillenform: «Kreuzotter und Aspisviper haben senkrechte
Spaltpupillen.» Bei den ungiftigen Natternarten wie der harmlosen Ringelnatter seien die Pupillen rund.
«Aus der Distanz ist dieser Unterschied aber kaum zu sehen, und eine sichere Bestimmung des Tieres schwierig», sagt Meyer. «Deshalb sollten wir jeder Schlange mit Respekt und ausreichend Abstand begegnen». Was aber klar ist: Eine Schlange von mehr als 90 Zentimetern Länge ist bei uns mit Sicherheit ungiftig. Kreuzottern oder Aspisvipern sind meist nur zwischen 50 und 70 cm lang.
Opfer von Schlangenbiss sollten Spital aufsuchen
Gefährlich werden die Tiere nur in seltenen Fällen. Das Risiko steigt, wenn sie sich bedroht fühlen und nicht flüchten können. Reizt man eine Schlange oder kommt es zu einem ungewollten Kontakt, könne ein Unfall passieren. «Kommt es zu einem Biss, sollte die betroffene Person zügig ein Spital aufsuchen», rät Meyer. Dabei gilt jedoch, nicht in Panik zu verfallen, sondern Ruhe zu bewahren. Viele Vergiftungen würden ihren Höhepunkt erst nach mehreren Stunden erreichen.
Die Palette an möglichen Symptomen nach einem Schlangenbiss ist breit. Es könne vereinzelt zwar zu schweren Reaktionen wie Erbrechen oder Kreislaufbeschwerden kommen, in vielen Fällen zeigen sich an der betroffenen Stelle jedoch mehr oder weniger starke Schwellungen oder Rötungen.
«Die Patientinnen und Patienten werden im Spital in der Regel 24 Stunden überwacht, damit bei einer Verschlimmerung der Symptome schnell reagiert werden kann.» Bisse von Kreuzottern und Aspisvipern führten laut dem Experten zu ähnlichen Symptomen.
Badi-Wasserschlangen sind harmlos
Laut Meyer sind Bisse von einheimischen Giftschlangen im Vergleich zu Insektenstichen selten. Seit 1960 ist nur ein Fall mit tödlichem Ausgang bekannt. Hinzu kommt: Der Bestand von Kreuzotter und Aspisviper ist insgesamt rückläufig: «Die durchschnittliche Zahl von Bissunfällen scheint über die Jahre hinweg konstant zu sein. Je nach Jahreszeit und Regionen kann es aber zu Häufungen von Bissen kommen.» Bei feuchtem, gewittrigem Wetter seien die Schlangen zudem besonders aktiv.
Wasserschlangen, die von aufmerksamen Badi-Besuchern in vielen Schweizer Seen beobachtet werden, gelten hingegen als harmlos. «Bei diesen teils recht grossen Schlangen handelt es sich um Ringel- und Würfelnattern. Sie kommen auch im Mittelland vor und leben am Ufer von zahlreichen Schweizer Gewässern.»