Der Rest sei auf Vorgipfeln gestanden, die teilweise über 100 Meter vom Hauptgipfel entfernt waren, und habe vor der höchsten Stelle kehrtgemacht, sagte Bergchronist Eberhard Jurgalski in einem Interview mit den Tamedia-Zeitungen vom Donnerstag. Der 69-jährige Deutsche analysierte mit einem Team über Jahre Gipfelbilder, Routenbeschreibungen der Protagonisten und Korrespondenzen.
Noch nie stand eine Frau auf allen 8000er-Gipfeln
Den Erkenntnissen zufolge stand auch Reinhold Messner, der als Erster alle 14 Gipfel erreicht haben will, nur auf 13 wahren Gipfeln. Gleiches gilt für andere bekannte Alpinisten wie den Schweizer Erhard Loretan. Zudem stand laut Jurgalski noch gar nie eine Frau auf allen 8000er-Gipfeln. Dies behaupteten bislang jedoch vier Frauen von sich.
Der Bergchronist hatte Teile der Erkenntnisse bereits vor drei Jahren veröffentlicht. 2021 und jüngst 2022 legten er und sein Team detailliertere Dossiers über zu Fehleinschätzungen einladenden Gipfelzonen nach. Die Recherchen wurden auf der Website publiziert.
Zu viele «Nestbeschmutzer»
Als «Nestbeschmutzer» sieht sich Jurgalski, der nie höher als auf 2000 Metern stand und im Flachland lebt, nicht. «Wir Chronisten wollen ja niemandem Böses. Wir haben bloss die Fehler entdeckt.» Wenn man bekannte Besteigungen prüfe und herausfinde, dass sie nicht korrekt seien, müsse man das als Chronist sagen dürfen. «Wir machen doch alle Fehler, warum sollten diese Stars der Berge davon ausgenommen sein?»
Die Bergsteiger-Grössen glaubten, ihr Heldenstatus ginge verloren, sagte Jurgalski. «Dabei sind ihre Leistungen ohnehin sensationell. Und keiner betrog mit Absicht.» Der deutsche Extrembergsteiger Ralf Dujmovits hatte in der Vergangenheit dafür plädiert, bei jenen 8000er-Bergen, an denen sich die meisten Bergsteiger vertan haben, «Toleranzzonen» um die eigentlichen Gipfel zu bezeichnen. (SDA)