Der Kontrast könnte grösser nicht sein: Die Luxus-Leder-Accessoires der Zürcherin Yvonne Reichmuth (30) verströmen Glitzer und Glamour – davor aber steht Knochenarbeit und ein unspektakuläres Atelier. Die Yvy-Modelle finden sich gerade überall in der Welt der Schönen und Superreichen: auf den Hochglanzseiten der «Vogue», am Körper von Schauspielerin Monica Bellucci oder TV-Sternchen Kylie Jenner, in Luxusboutiquen von Los Angeles bis ans exklusive Ende der Zürcher Bahnhofstrasse (Weinberg). Sogar über die heimischen Bildschirme flackerten sie gerade: Die Casting-Show «Germany’s Next Topmodel» inszenierte im März extra ein Shooting mit Reichmuths Kreationen.
Harte Realität hinter der Glitzerfassade
Hergestellt werden die architektonisch aufgebauten Accessoires aber fernab des Rampenlichts, im ehemaligen Arbeiterquartier von Zürich. In einem kargen Innenhof klebt an einer Holztür ein Stück Klebstreifen. Darauf steht das handgeschriebene Wort Yvy. Die Tür führt in einen Kellerraum, darin herrscht höchste Konzentration: Die Designerin und ihre zwei Assistentinnen schneiden Lederstücke zehntelsmillimetergenau zurecht. Allein die Kante eines Trageriemens für eine Handtasche benötigt sieben Arbeitsschritte. «Kleben, schneiden, Kanten runden, erhitzen, mehrmals färben, polieren, nähen – alles Handarbeit», sagt Reichmuth. Dafür liegt der Träger später perfekt in der Hand der Besitzerin – kein Vergleich zu Dutzendware.
Rund einen Monat lang arbeiten Reichmuth und ihr Team an aufwendigeren Teilen und an den Kleidern. Wobei Reichmuth nur noch selten Zeit hat, selbst Hand anzulegen. Seit Kylie Jenner im November 2015 mit dem Fringe Belt abgelichtet wurde, haben sich die Anfragen gehäuft – dabei zeigt ein kurzes Scrollen auf ihrem Computer, dass die Nachfrage schon vorher riesig war. Die Pressestimmen füllen fein säuberlich diverse Ordner.
Onlineshop: yvy.ch. Die Preise der Modeteile liegen zwischen 60 und 3400 Franken.